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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Junge ihr ein Kind an.“
    „Der Junge war sechzehn. Zwei Jahre jünger als Maria.“
    „Kolp ist sehr besitzergreifend“, sagte Kaleschke.
    „Dann kennen Sie auch ihn?“
    „Er hat Maria lange noch bedrängt. Doch das ist Jahre her.“
    Pit seufzte und drehte sich zu den grünen Vorhängen um.
    Er hätte sie gern aufgezogen und in den Garten gesehen.
    Da sollten sie noch mal nachgucken. Im Garten.
    „Haben Sie Kristian Loew getötet?“
    Kaleschke sah entgeistert aus. „Ich habe einmal in meinem Leben einen Menschen getötet, und das war im Krieg.“
    Kummer tauchte in der Tür auf und hob die Schultern.
    „Guckt noch mal in den Garten“, sagte Pit.
    „Auch da werden Sie nichts finden.“
    Kaleschke versuchte von dem durchgesessenen Sofa hochzukommen. Es gelang ihm nicht.
    „Sie waren Soldat?“, fragte Pit.
    „Dessen war ich nicht würdig“, sagte Hans Kaleschke.
    Er nahm Pits dargebotene Hand, um hochzukommen.
    „Ich war halbjüdisch“, sagte er, „Mampe halb und halb.
    So nannten wir das damals.“
    „Was haben Sie gemacht, während des Krieges? Sie und Maria Loew und Stan Block und die anderen?“
    „Wir waren Opfer der Nazis. Das hat uns vereint.“
    „Sie waren alle Juden?“
    „Nein“, sagte Kaleschke.
    Es klopfte an der Terrassentür. Pit nahm seine Chance wahr und zog beide Vorhänge auf. Kummer stand da. „Da ist vor kurzem was vergraben worden“, sagte er, „ist nur eine kleine Stelle, vielleicht aber tief: Ich brauche eine Schaufel.“
    „Liegt auf der Mauer“, sagte Kaleschke und zeigte auf ein Mäuerchen, das die Grenze zum nächsten Grundstück zog.
    Er sah bekümmert aus, als Jan Kummer mit der Schaufel zurückkehrte und zu graben anfing.
    „Die armen Guppys“, sagte er. „Gestern sind sie gestorben. Auch ihnen sollte man den Frieden lassen.“
    Die alte Haustür ließ sich leicht aufdrücken. Dahinter steile Stufen, die zum höher gelegten Erdgeschoss führten.
    Leo Jantoschs Name stand an der linken Tür.
    Die Klingel klang verzerrt, doch laut genug, um Tote zu wecken. Nichts rührte sich. Im ganzen Haus nicht.
    Vera hätte gehen können.
    Zur naheliegenden Schanzenstraße, um einen kleinen türkischen Kaffee zu trinken.
    Doch sie setzte sich auf die ausgetretene Holztreppe, die zum ersten Stock führte, und harrte der Dinge.
    Eine Viertelstunde lang. Vera blickte auf die zu große Uhr an ihrem Handgelenk. Eine Herrenuhr von Ebel. Sie hatte ihrem Vater gehört.
    Was tat ein Mann in seinen Zwanzigern um diese Tageszeit?
    In einer Vorlesung sitzen? Eine Agentur leiten?
    Im Bett liegen? Schlafend? Oder mit einer Frau?
    Die Klingel hätte sie nicht schlafend und kalt gelassen. Vera drückte zur Sicherheit ein weiteres Mal drauf.
    Der Mann, der auf einmal hinter ihr stand, erschreckte Vera so, dass sie heftig zusammenzuckte.
    Dabei stand er nur da, und seine Hände krampften sich an den Tüten fest, die er hielt. Weinflaschen waren zu sehen und eine lange dünne Salami.
    „Was wollen Sie hier?“, fragte er leise.
    Vera drehte sich nun vollends zu ihm um. „Leo Jantosch, den Jüngsten besuchen. Ist das verboten?“
    „Er ist verreist“, sagte der Mann.
    „Wer sind Sie?“, fragte Vera, „ein Freund seines Großvaters?“
    Wie kam sie darauf, das zu fragen? Weil sie gesehen hatte, dass er ein alter Mann war?
    „Wie kommen Sie darauf?“, fragte er. Seine Stimme war noch leiser geworden. Er hätte gerne gewusst, ob sie die Frau war, die von Jana Tempel geschickt wurde. Doch er konnte sich nicht offenbaren. War er der ewige Geheimnisträger?
    Schlattenschames, dachte er, nur der Schlattenschames.
    Vielleicht sollte er sie nach einem Kuvert fragen, wie sie es Kaleschke überbracht hatte und dem alten Jantosch. Dann kam das wenigstens nicht in Tinkas Hände.
    Was hinderte ihn daran, zu Janka ins Hotel zu gehen und das Geld zu fordern und sich aus dem Staube zu machen?
    Stan Block wusste, was ihn daran hinderte.
    „Ihr junger Freund ist für längere Zeit verreist“, sagte er, „er hat mir seine Wohnung zur Verfügung gestellt.“
    Vera zögerte. Ein anderer Obdachloser? So sah er nicht aus.
    „Ende April“, sagte Block und hoffte sehnlichst, dass sie ging. Die Fragen würden sonst aus ihm hervorsprudeln.
    „Darf ich fragen, wo Sie wohnen, wenn nicht hier?“
    Ein letzter Versuch von Vera. Kein eleganter.
    „Liebes Fräulein“, sagte Block, „Sie sind zu neugierig. Bitte gehen Sie jetzt.“ Er hatte inzwischen kaum einen Zweifel daran, dass dies die von Jana Tempel

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