Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Gesandte war.
Wäre seiner Aufgabe nicht gerade dienlich, wenn sie wüsste, dass sich hier Stan Block verbarg.
War er nicht der Bote des Todes? Block lächelte. Verlegen.
Vera nickte und wandte sich schon dem Ausgang zu. Doch sie drehte sich noch mal um. „Stan Block?“, fragte sie.
Block hörte auf, zu lächeln.
Was sollte er tun? Sie auf einen Wein einladen und zu ein paar hauchdünnen Scheibchen luftgetrockneter Salami?
Die Wahrheit vor dieser Frau ausbreiten und anschließend Janka den Scheck entreißen?
Es gab noch andere südliche Häuser.
Ihr den Hals zuschnüren? Das wäre sicher in Jantoschs Sinne. Er war der Härteste von ihnen.
Block schüttelte den Kopf. Nein. Auf ihn traf es nicht zu.
Er tötete nicht leichter und ohne Hemmung, weil er schon einmal die Grenze überschritten hatte.
„Sie irren sich“, sagte er, „gehen Sie. Ich fühle mich nicht gut.“
Er lehnte eine der Tüten an die Tür und holte den Schlüssel hervor. Endlich allein sein. Nachdenken.
Trinken. Er hätte nicht nur zwei Flaschen kaufen sollen.
Einen Augenblick lang dachte Vera darüber nach, sich in die Tür zu drängen, sobald sie geöffnet war.
Um was in der Wohnung zu finden?
„Verzeihen Sie“, sagte sie.
Sie stieg die steilen Stufen zur Haustür hinunter, die nicht hinter ihr schloss, nur angelehnt blieb.
Vera glaubte, den Blick des alten Mannes noch im Rücken zu haben, als sie schon die Straße entlang ging.
Setz dich einfach nur in die Küche und guck mal nach ihr, hatte Anni zu Nick gesagt und war mit dem Kleinen zur Krabbelgruppe gegangen.
Tat Vera sonst immer. Doch nun war sie nicht da und die Gelegenheit günstig, sich mit den anderen Müttern und Großmüttern hinzusetzen und die Kinder zu bestaunen.
Nicholas Lichte konnte ja schon am meisten.
Nick war nicht gerade willig gewesen.
Hast du Angst, dass sie klaut?
Nein. Anni fand aus ganz anderen Gründen den Gedanken unerträglich, die Skerka allein in der Wohnung zu wissen.
Als ob die Deutschlehrerin aus Krakau Lunten legte.
Das hatte sich in Anni Kocks Kopf geschlichen. Lunten legen. Was stellte sie sich darunter vor?
Welche Sprengladungen sollten entzündet werden?
Nach dem ersten Putztag der Skerka hatte Anni unter alle Möbel geguckt, hinter alle Türen.
Selbst sie hatte das verrückt gefunden.
Nick saß in der Küche und verbarg sich hinter der Zeitung.
Die Frau war doch viel zu klug, um nicht zu ahnen, dass er hier als Aufpasser hockte. Ihm war das peinlich.
Walentyna Skerka gefiel ihm. Waren er und sie sich nicht ähnlich? Arme Intellektuelle.
„Gleich muss ich in die Küche“, sagte die Skerka, „setzen Sie sich doch auf die Terrasse. Die habe ich sauber gemacht.“
War es schon warm genug in der Sonne? Ende Februar?
Nick stand auf und legte die Zeitung zusammen.
Zwei der weißen Korbstühle standen frisch und sauber auf der Terrasse. Die blauen Kissen lagen darin.
Er kehrte in die Küche zurück und öffnete den Kühlschrank. Gehörte er nicht zur Familie?
„Trinken Sie ein Glas Wein mit mir, Frau Skerka“, sagte er, „um die Spur von Frühling zu begrüßen.“
Hatte er es nicht geahnt, dass dort eine Flasche des leichten Weißweins stand? Mosel Kabinett.
Walentyna Skerka zögerte nur einen kleinen Moment.
„Wenn Frau Kock wiederkommt“, sagte sie und vollendete den Satz nicht.
„Die krabbelt jetzt erst mal und schichtet Holzklötzchen aufeinander“, sagte Nick. Er staunte über seine Lässigkeit.
Sie setzten sich in die Korbstühle und tranken einander zu.
„Ich habe ein Enkelkind“, sagte die Skerka.
Warum sagte sie das?
„Das könnte ich auch schon haben“, sagte Nick. „Ich habe es nicht einmal zu Kindern gebracht.“
War der Wein so leicht, wie er angenommen hatte?
„Sind Sie nicht der Vater von Nicholas?“
„Nein“, sagte Nick. „Leider nicht.“
Die Margeriten in den Töpfen waren erfroren. Hatten sie nicht bis zum Januar geblüht? Dann war die Kälte gekommen.
„Sie sind sehr nett. Der Erste, der hier nett zu mir ist.“
„Frau Lichte ist das nicht?“
„Sie versucht, die kleine alte Frau friedlich zu stimmen.“
So hatte Nick das noch nie gesehen.
Walentyna Skerka stand auf. „Ich muss noch die Küche putzen“, sagte sie, „und das Badezimmer.“
Sie nahm ihr Weinglas. „Ist Gustav Lichte schon lange tot?“, fragte sie. Nick schloss die Augen. Dachte nach.
„Zwanzig Jahre“, sagte er.
„Könnte es sein, dass er einmal in Polen gewesen ist?“
„Keine Ahnung“,
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