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Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)

Titel: Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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nicht nur wieder im Boot
    Er liebte auch den Karren.
    In der Wohnung von Jantoschs Enkel war es warm. Zu warm.
    Noch am Morgen seines Todes hatte Stan Block die Heizung höher gestellt. Keiner, der sie zurückgedreht hätte.
    Schon nach wenigen Tagen geschah, was Block ein Leben lang verabscheut hatte. Sein Körper stank. Nicht nach Krätze und Ungewaschensein. Er stank nach Verwesung.
    Vera stand vor der Tür und hörte der Klingel zu, von der sie gedacht hatte, dass sie Tote wecken könnte.
    Nick war noch mal nach draußen gegangen, in der Hoffnung, in den Fenstern der im Hochparterre gelegenen Wohnung etwas zu entdecken.
    „Hier dürfen keine Tiere gehalten werden“, sagte die Frau, die die Treppe hinuntergestiegen kam.“
    „Wie kommen Sie darauf?“, fragte Vera.
    „Käfigtiere“, sagte die Frau, „in zu kleinen Käfigen, die nicht sauber gehalten werden.“ Sie ging an Vera vorbei.
    Vera holte tief Luft.
    Was war das für ein Geruch? Ratten?
    Sie drehte sich zu Nick um, der auf den steilen Stufen stand.
    „Riechst du das?“, fragte sie. „Sind das Ratten in zu kleinen Käfigen, die nicht sauber gehalten werden?“
    Nick kam vor der Wohnungstür an und senkte den Kopf. „Wenn das Ratten sind, dann tote Ratten“, sagte er, „das ist der Geruch von Verwesung.“
    „Pit“, sagte Vera. Wie gut, dass sich wenigstens ihre Freunde nicht den Handys verweigerten, die Vera ablehnte. Nick tippte Pits Handynummer ein und hörte das Läuten.
    „Was vermutest du?“, fragte er Vera.
    „Kannst du dir vorstellen, dass ein Mensch in der Wohnung getötet wird, und seine Leiche nicht entfernt? Soll Jantoschs Enkel sie irgendwann finden?“
    „Vielleicht ist dem Täter was dazwischen gekommen.“
    Endlich geruhte Pit das Gespräch anzunehmen
    Er befand sich gerade auf einer Wohnungsbesichtigung, doch er versprach, gleich da zu sein.
    Pit kam mit zwei Streifenpolizisten, die er wohl von der Osterstraße weggeschnappt hatte. Oder wo kamen sie so schnell her, um die Tür gewaltsam öffnen zu lassen.
    Vera sah kurz in das Gesicht des Mannes, der dort auf den Dielen lag. Sah, dass seine Augen weit offenstanden, und die Augäpfel schon eingesunken waren.
    Sie sah ein schiefergraues Hemd und eine dazu passende Hose. Das Rot des Schals, der um Blocks Hals gezogen war, schien das schmerzlich zu ergänzen.
    Als der Arzt und der Rechtsmediziner sich über den toten Block beugten, das schiefergraue Hemd öffneten und eine schon grünverfärbte Bauchdecke sahen, stand Vera auf der Straße und kämpfte gegen die Übelkeit an.
    Sie hatte sich auf ihren Magen immer verlassen können, doch nicht mal er war stabil genug, um diesen Anblick zu ertragen, den Geruch. Die Erkenntnis, dass Stan Block erdrosselt worden war.
    Sie sind zu neugierig, liebes Fräulein, hatte Block gesagt. Wäre sie es doch geblieben, als sie mit ihm vor der Tür gestanden hatte. Er hätte nachgegeben und erzählt.
    Dessen war Vera sich auf einmal sicher.
    Nick ließ die Haustür hinter sich zufallen, die wie immer nicht in ihr Schloss fiel, und sah sich nach Vera um. Sie stand vor dem Fenster einer Souterrainwohnung und starrte auf das Plakat, das dort an der Scheibe klebte.
    Jesus kennt dich. Jesus liebt dich.
    Sie atmete tief ein und aus, und versuchte, die Zeiten der Zusammenkünfte dieses Betkreises auswendig zu lernen. Nur nicht mehr an die Übelkeit denken.
    „Pit will uns um zwei in seinem Büro sehen“, sagte Nick.
    Vera guckte auf die Ebel an ihrem Handgelenk. „Lass uns einen Schnaps trinken gehen“, sagte sie.
    Annis Aufregung hätte sie im Augenblick kaum ertragen.
    Sie gingen ein paar Schritte durch laue Luft und traten in einen portugiesischen Lebensmittelladen, der ihnen auf einer Werbetafel eine Kaffeetheke versprach.
    Konnten sie ahnen, dass Stan Block vor einigen Tagen hier gestanden hatte, und seine letzten Pastelas gegessen, die letzten drei Gläser eines Rosé getrunken hatte?
    Kleine Gläser.
    Nein. Vera wollte keine Pastelas. Sie wollte einen Schnaps.
    Vielleicht etwas Salziges dazu. Der freundliche Portugiese goss ihnen einen Bagaceira ein. Trester. Stellte gefüllte Oliven dazu und ein Brettchen mit dünnen Scheiben einer scharfen salamiartigen Wurst.
    Vera dachte an Stan Block und die Salami, die aus seiner Tüte schaute. Die Weinflaschen. Er war ihr sympathisch gewesen. Hatte es sie gerührt, als er Vera ‘liebes Fräulein’ nannte? Vielleicht kamen ihre freundlichen Gefühle auch daher, weil Vera nun wusste, dass er es war,

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