Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
Panoramafenster auf den Deich hinter der Polizeistation und sah die ersten Frühlingsblumen in dem vom Wind gezausten Gras und dachte an Vera.
Er hatte versucht, sie anzurufen. Doch nur die nette Anni Kock war dagewesen, hatte gleich nach Theo gefragt, ihn und den Jungen eingeladen, bald zum Essen zu kommen.
Vera war mit Nick unterwegs. Einen alten Herrn besuchen, sagte Anni. War es nicht das, was sie am Vormittag von Vera gehört hatte, ehe die das Haus verließ?
Gestern hatte Behn einen kleinen Versuchsballon gestartet und seinen alten Amrumer Kollegen angerufen, der in einem Haus am Meer saß und Muscheln auf Spanschachteln klebte, seit er pensioniert worden war.
Passiert ja sonst nix, Jung, hatte er zu Behn gesagt.
Hauke Behn konnte das ändern.
Heute Mittag hatte er bereits Nachricht von ihm bekommen.
Heinz Leschinski schien auf und davon zu sein. Die verwirrte Leontine wurde von einer Nachbarin versorgt.
Der Sparkassenleiter, ein Skatbruder von Behns Kollegen, hatte erzählen können, dass Leschinski vor einer Weile schon einen Scheck von einer Schweizer Bank eingereicht hatte. Hohe Summe. Kannst du was mit werden.
Behn hätte gern eine Fahndung nach Leschinski ausgelöst. Doch dafür gab es leider keinen Anlass.
Die Unterschlagung eines Schecks, auf den Leontine Weiss keinen Anspruch erhob, bot den Anlass nicht.
Hauke Behn versuchte, Pit zu erreichen. Doch nicht einmal auf dem Handy gelang ihm das.
Er war abgeschnitten von allem. Von der großen weiten Welt des Verbrechens. Von Vera. Auf ersteres hätte er verzichten können. Auf letzteres nicht.
Zwei verschiedene Leben, die sie lebten. Konnten die je zusammenkommen? Die Schöne und der Dorfpolizist.
Behn zuckte zusammen, als das Telefon klingelte.
„Ein entgangener Anruf“, sagte Pit, „das warst du.“
„Heinz Leschinski ist verschwunden.“
„Wer ist das?“, fragte Pit. „Ich kenne nur Peter Leschinski.“
Hauke Behn wunderte sich. Ganz so abgeschnitten schien er nicht zu sein. „Du warst doch da“, sagte er, „auf Amrum. Der Lebensgefährte der Leontine Weiss.“
„Der sich Henryk nennt“, sagte Pit.
„Den Leontine Weiss Henryk nennt.“
„Wie oft ward ihr eigentlich auf Amrum?“
„Nur Vera war dreimal dort“, sagte Hauke Behn.
„Ich habe heute mit ihr gemeinsam eine Leiche gefunden. Sie hat mir nichts von Amrum erzählt.“
„Hat sie das schon öfter getan? Leichen gefunden?“ Hauke Behn klang beunruhigt.
„Nicht wirklich. Immer nur kurz davor.“
Vielleicht sollte er versuchen, Vera, Nicholas und Anni zu sich aufs Land zu holen, dachte Behn. Satte Wiesen, salzige Luft und ab und zu ein Fahrraddieb.
Ein Fall wie der letztjährige kam in fünfzig Jahren einmal vor. Bedauerte er es nicht doch ein bisschen?
„Leschinski?“, fragte Pit. „Ist er der Bruder von meinem?“
„Vielleicht ein ganz anderer“, sagte Behn, „frag diesen Peter doch, wenn du seiner habhaft werden kannst. Der andere scheint jedenfalls über alle Berge. Mit einem Haufen Geld, das eure Jana Tempel dieser Leontine zugedacht hat.“
„Ach du dickes Ei“, sagte Pit. Einer seiner harmlosen Flüche.
„Wer war die Leiche? Der alte Herr?“
„Du bist gut informiert“, sagte Pit. War er noch eifersüchtig?
Er war. Dennoch hätte er Hauke Behn gern vorgeschlagen, sich um eine Versetzung zu kümmern. In Pits Nebenzimmer.
Kummer schien sich bei Hauptkommissar Lutz viel wohler zu fühlen. Hätte er Pit sonst so anstrahlen können auf dem Flur, wo er doch nach einem verschwundenen Kind suchte?
„Stan Block heißt er“, sagte Pit. „Gehört zu dem Geistertrupp.“
Hauke Behn dachte an die Zeichnung in Leontines gelbem Zimmer. Es tat ihm Leid um einen Mann, der so liebevoll den Arm um einen Jungen legte.
Oder war das Leontines Wunschdenken gewesen?
„Halt mich auf dem Laufenden“, sagte Behn.
„Du mich auch“, sagte Pit. Er schaltete den Computer ein, kaum dass er aufgelegt hatte. Heinz Leschinski.
Die Meldung kam ziemlich schnell. Kein Eintrag gefunden.
Waren sie wirklich Brüder? Vom Alter kam es hin.
Der Computer hielt die beiden Leschinskis jedenfalls für unbescholten.
„Nimm mal ab“, sagte Nick. Er hatte die Hände tief in einem Brotteig stecken. Es beruhigte ihn Brot zu backen, wenn er aufgewühlt war. Obwohl er schon einige Leichen gesehen hatte. Leichen, die ihm näher gingen als ein alter Mann.
„Da sind Sie ja, Kind“, sagte Jana Tempel, „ich habe schon oft versucht. Diese Nummer hat mir Ihre Anni
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