Tod einer Göttin (Vera-Lichte-Krimi) (German Edition)
abgekauft worden sind.“
„Nein“, sagte Pit, „haben wir nicht.“
Leschinski löste die Arme und sah verächtlich aus. „Schicken Sie doch bald einen von Ihren Leuten vorbei, die meinen Schreibtisch wieder zusammenbauen“, sagte er.
„Ist Ihnen vielleicht eingefallen, was darin gesucht wurde?“
„Da waren noch Unterlagen von Maria, die fehlen. Material, das sie für das Stück gesammelt hat.“
Pit zog die Brauen hoch.
„Das sind doch längst vergangene Geschichten“, sagte Leschinski. Er drehte sich zur Tür.
Pit kramte in seiner Jacke und fand zwar einen Stift, doch wie immer keine Visitenkarte, nur einen kleinen Abreißblock, auf dem ‚Gib Aids keine Chance’ stand.
Er notierte die verschiedenen Telefonnummern und riss den Zettel ab. „Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie von Ihrem Bruder hören“, sagte er.
Pit war schon aus der Tür, als er das Zusammenknüllen des Papiers hörte. Auf Leschinski durfte er sich nicht verlassen.
Nick stand auf der Lombardsbrücke und blickte in den Neuen Jungfernstieg hinein. Er hatte eine Kamera am Arm hängen, als griffe er gleich nach ihr, um das Morgenlicht über der Binnenalster einzufangen. Doch als er den Arm hob, sah er nur auf seine Uhr. Halb acht. Um acht begann ihre Schicht. Das hatte ihm der freundliche Mann gesagt, der den Plan für die Küche aufstellte. Heute gab es ein Bankett.
Walentyna musste bald kommen.
Nick setzte sich in Bewegung und beschleunigte seinen Schritt, als er sie oben am Neuen Jungfernstieg sah.
Wenn sie nicht die Gewohnheit hatte, eine Zigarette zu rauchen, bevor sie zum Hotel hinüberging und dann in die große Theaterstraße hinein, würde er sie verpassen.
Er hatte erst in einigen Minuten mit ihr gerechnet.
Hatte Pit nicht von dieser Gewohnheit erzählt?
Walentyna blieb stehen und wandte sich dem Alsterufer zu. Sie griff in die Tasche ihrer Wolljacke und holte ein Päckchen hervor. Das Feuerzeug ging ihr ein paarmal aus, ehe die Zigarette brannte und sie tief inhalierte und über die Alster blickte, in ihren Gedanken verloren.
„Erschrecken Sie sich nicht“, sagte Nick.
Walentyna Skerka erschrak sich.
„Ich sah keine andere Chance, Sie wiederzusehen. Im Telefonbuch stehen Sie nicht.“
„Nein“, sagte die Skerka.
„Ich will nicht mit Ihnen über Jana Tempel sprechen“, sagte Nick. Doch. Das wollte er. Auch das.
„Ich bitte Sie, zum Essen zu mir zu kommen.“ Nick war verlegen. „Ich kann kochen“, sagte er. „Sie gefallen mir sehr, Walentyna. Ich will Sie nicht aus den Augen verlieren.“
„Was wollen Sie mit einer geschiedenen Küchenhilfe aus Krakau, die schon einen Enkel hat?“ Die Skerka lächelte.
„Am Küchentisch sitzen und einen Wein trinken und ihr was Schönes zu essen servieren.“
„Wann?“, fragte die Skerka.
„Heute Abend?“
Walentyna Skerka schüttelte den Kopf. „Freitag“, sagte sie, „um sieben. Ist das zu früh?“
„Nein“, sagte Nick. Er zog eine kleine Karte hervor, auf der sein Name stand und seine Adresse. Normalerweise vergaß er Visitenkarten einzustecken, wie Pit Gernhardt das vergaß. Doch heute hatte Nick sich vorbereitet.
Walentyna Skerka drückte ihre Zigarette auf dem Feuerzeug aus und steckte die Kippe mit in die Tasche.
„Sie gefallen mir auch sehr“, sagte sie.
Nick sah ihr nach, bis sie in die Theaterstraße einbog.
Das Gefühl, das sich in ihm ausbreitete, war schon lange nicht mehr dagewesen. Er atmete tief durch.
Der dünne Mann aus Afrika sah Anni an und siegte. Vera bat ihn in die Küche. Vielleicht dachte der junge Schwarze aus Benin, dass Menschen, die sich in diesem Haus um eine Putzstelle bewarben, in die Küche kamen.
Er wusste noch nicht, dass die Küche im Hause Lichte das Kommunikationszentrum war.
Das sollte Billie Togbin noch erfahren.
Erst einmal wandte er sich Nicholas zu, der in seinem Hochstuhl saß und ihn anstrahlte. Er strahlte zurück.
Er tat es nicht aus taktischen Gründen. Billie Togbin aus einem Dorf in der Nähe der Stadt Cotonou im westlichen Afrika war kein Taktiker. Er war ein freundlicher Mann, der Kinder liebte. Trotz der vielen Geschwister zuhause.
Für Anni war alles klar, noch ehe er sich in den Korbstuhl setzte, der ihm angeboten wurde.
Dass Vera nicht eher daran gedacht hatte, ihr einen Mann an die Seite zu stellen. Es konnte keine Frau in diesen Haushalt kommen, zu der Anni nicht in Konkurrenz träte, es sei denn Frau Sauerwein würde auferstehen.
Dazu noch ein dünner Mann, der sich
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