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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Monat habe, solange die Person, die hier wohnt, weg ist. «
    »Die Person, die hier wohnt, ist nicht zufällig ein Junge namens Luciano? «
    »Es ist ein Mädchen. Warum setzen Sie sich nicht? «
    »Nein, nein…« Er bezweifelte, daß der wacklige, von Holzwürmern zerfressene Stuhl sein beträchtliches Gewicht tragen würde. »Ich versuche, einen Jungen mit Namen Enrico Luciano zu finden – er hat nichts ausgefressen. Seine Mutter hat nichts mehr von ihm gehört und will bloß wissen, ob er lebt und wie es ihm geht. Das war die letzte Anschrift, die sie hatte. «
    »Ach, Mütter!« Er legte das Saxophon vorsichtig auf das Bett, als wäre es ein Kind, und setzte sich selbst rittlings auf den kleinen Stuhl. »Ich telefoniere jede Woche mit meiner Mutter in Salerno, sonst würde sie mir die Bude einrennen. «
    »Dann weißt du ja, was ich meine. Kennst du die anderen Mieter hier im Haus? «
    »Vom Sehen, aber außer mir wohnen hier nur Familien, abgesehen von einem Rentner ganz oben. Er geht nie raus, weil er keine Treppen mehr steigen kann. Die Frau in der Wohnung daneben kauft für ihn ein, aber ich besorge ihm manchmal eine Schachtel Zigaretten, wenn er keine mehr hat. Er läßt ein Körbchen bis zu meinem Fenster herunter, und wir plaudern miteinander. Er mag die Musik, er sagt, sie muntert ihn auf. Schön, sowas. Manche Leute meckern, weil ich fast den ganzen Tag lang spiele. «
    »Du bist professioneller Musiker? «
    »So kann man es nennen!« Sein rundes, rötliches Gesicht strahlte so fröhlich, daß man sich gut vorstellen konnte, daß er den an die Wohnung gefesselten Hausbewohner im obersten Stock aufheiterte. »Ich spiele in Clubs, so oft es geht, und sonst spiele ich auf der Straße. Florenz ist eine prima Freilichtbühne, wie geschaffen dafür. Ich werde hier bleiben, wenn ich irgendwo ein Zimmer finde… Also, Mirella, so heißt die Hauptmieterin, wohnt erst seit sechs Monaten hier. Kann sein, daß sie das Zimmer von diesem Dings übernommen hat, wie hieß er gleich. Wenn Sie wollen, frage ich sie, wenn sie zurückkommt. Das ist aber erst in einem Monat. «
    »Vorher kannst du nicht Verbindung mit ihr aufnehmen? «
    »Eigentlich nicht. Sie ist Jazzsängerin – so haben wir uns kennengelernt –, und sie ist gerade mit irgendeiner Band unterwegs. Da es hier kein Telefon gibt, kann sie mich auch nicht anrufen. Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann. «
    »Schon gut. Ich werd dich jetzt wieder üben lassen. Nur für den Fall, daß sie auftaucht: hier ist eine Karte mit meiner Nummer – du weißt nicht, wo sie herkommt, diese Mirella? «
    »Sizilien, glaub ich. «
    »Dann hast du vielleicht recht. Luciano ist aus Syrakus, möglicherweise kennen sie sich also.« Der Wachtmeister ging zur Tür .
    »Schauen Sie mal wieder vorbei. «
    Er hatte die Tür noch nicht geschlossen, da fing die Musik schon wieder an, aber als er die Treppe hinunterstieg, verstummte das Saxophon wieder, und der junge Mann rief ihm hinterher: »Hey, Sie wissen nicht zufällig von einer leeren Wohnung? «
    »Nein. «
    »O.K. War nur ’ne Frage. Man kann nie wissen. «
    Und die fröhlichen Klänge des Saxophons folgten dem Wachtmeister die schmale Straße hinunter. Na ja, er hatte getan, was er konnte .
    In seinem Büro lag eine Nachricht von seinem Vorgesetzten, die er nachdenklich betrachtete, als Lorenzini klopfte und hereinsah .
    »Ihre Frau… «
    »Salva!« Teresa, die sich stadtfein gemacht hatte, stürmte herein. »Hast du’s vergessen? Wir müssen zur Schule! Wir kommen bestimmt zu spät, und dabei ist es gleich gegenüber. Mein Gott, zieh dich endlich um! «
    Es war, wie Teresa gesagt hatte, gleich gegenüber. Die Niccolò-Machiavelli-Mittelschule war in einem der Palazzi gegenüber dem Pitti untergebracht. Als sie aber die breite Steintreppe hochstiegen, sahen sie lange Schlangen vor jedem Klassenzimmer und eine Elternschar um eine an der Wand angeschlagene Liste, auf der verzeichnet war, wo die Sprechstunden der jeweiligen Lehrer abgehalten wurden. Teresa drängte sich vor und notierte die Zimmernummern auf einem Stück Papier. Sie schien all die anderen Eltern zu kennen und wechselte mit jedem ein Wort. Der Wachtmeister stand auf einem Bein und dann auf dem anderen und wartete .
    »Also«, sagte sie, »während sie sich nach draußen schob und ihre Liste studierte. »Vor allem müssen wir mit Totòs Klassenlehrerin sprechen. Du stellst dich vor Zimmer Nr. 5 an, während ich versuche, einige andere Lehrerinnen zu

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