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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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in die Taschen .
    «Salva! Warum ziehst du deinen Mantel denn nicht aus, dein Gesicht ist ja knallrot! «
    Teresa trug ihren über dem Arm. Er knöpfte ihn immerhin auf, aber mehr nicht .
    »Wie war’s denn? «
    »Ganz gut. Ich habe mit seiner Mathematiklehrerin gesprochen und mit seiner Klassenlehrerin. Es ist wohl nicht so schlimm, wenn wir mit den anderen nicht sprechen können. Wenn er sich in Mathematik etwas ranhält, wird er’s schaffen. Über Giovanni sagen sie immer das gleiche, daß er sich anständig beträgt und ruhig ist und sein Bestes tut. Sorgen macht mir nur Totò. «
    Und Sorgen machte sich auch seine Lehrerin, der sie schließlich gegenübersaßen und die sie mit großen Augen sorgenvoll ansahen wie zwei ängstliche Kinder. Sie war jung und freundlich, was die Sache erleichterte, aber trotzdem schien es um ihren jüngeren Sohn schlecht zu stehen .
    »Das Schuljahr fängt zwar erst an, gewiß, aber es ist ja nicht so, daß er ein guter Schüler ist und wir einfach abwarten könnten und darauf hoffen, daß es sich schon wieder einrenken wird. «
    »Er ist schon immer schwieriger gewesen als sein Bruder«, meinte Teresa, »aber er ist kein schlechtes Kind, er ist einfach so lebhaft. Er kann einen ganz schön auf Trab halten. «
    »Tja…« Die junge Lehrerin wirkte skeptisch. Sie hatte noch nicht konkret gesagt, womit sie unzufrieden war, und schien das eigentliche Problem nicht recht anschneiden zu wollen. »Es ist bloß… es sind nicht nur seine schulischen Leistungen … «
    »Wie meinen Sie das?« fragte Teresa .
    »Ich fürchte, er ist in schlechte Gesellschaft geraten. Deshalb habe ich Sie beide hergebeten. Ich dachte, vielleicht…« Ihr Blick wanderte von Teresa zum stumm dasitzenden Wachtmeister, dessen breite Hände flach auf den Knien lagen. »In der Klasse gibt es eine kleine Gruppe von Jungen, die in der einen oder anderen Weise ständig Ärger machen. Sie alle stammen aus Familien, in denen es ziemlich rüde zugeht, und es war nur zu erwarten, daß sie genauso geworden sind. Die Sache ist die, daß Ihr Sohn sich dieser Clique angeschlossen hat, und da er so offensichtlich anders ist, muß er ständig beweisen, daß er noch schlimmere Sachen anstellen kann als sie. Derlei passiert ziemlich oft bei guterzogenen Kindern, die unbedingt zu einer Clique gehören wollen. Aber in diesem Fall… nun ja, es steht fest, daß sie außerhalb der Schule Ärger gemacht haben. Meine Überlegung war, daß Sie deswegen Unannehmlichkeiten haben könnten, abgesehen von allem anderen.« Erneut sah sie den Wachtmeister an .
    »Was haben sie denn angestellt?« fragte er .
    »Ach, nichts Ernstes. Ein-, zweimal hat es Beschwerden von den Geschäften hier am Platz gegeben. Die Jungen gehen überall rein und fragen nach Aufklebern. Nach diesen kleinen bunten Reklameaufklebern, die man an Ladentüren und Schaufenstern sieht. Sie sammeln sie. Wie gesagt… nichts Ernstes, aber einige der besseren Läden wollen nicht, daß ständig Kinder dieser Art bei ihnen reingelaufen kommen. Sie sollten das an sich nicht allzu wichtig nehmen, aber ich finde, daß wir herausfinden sollten, warum er sich diesen Jungs überhaupt angeschlossen hat. Es ist nicht seine Art, und ich glaube, es deutet darauf hin, daß irgend etwas nicht stimmt. Vermutlich bringt er nie einen von ihnen mit nach Hause. «
    »Nein, nie«, sagte Teresa. »Giovanni bringt manchmal einen Freund mit, und dann machen sie nach dem Essen ihre Hausaufgaben, aber Totò nie. «
    »Das dachte ich mir schon. Er weiß, daß sie Ihnen nicht sympathisch wären. Ist er öfter weg? «
    »Er geht manchmal weg, aber er sagt immer, daß er mit Leonardo Hausaufgaben machen will. Das erschien uns völlig harmlos. Das ganze letzte Jahr ging das so, ich hab nie angenommen… «
    »Aber er bringt Leonardo nicht mehr nach Hause? «
    »Ja, stimmt… «
    »Kein Wunder. Er ist mit Leonardo nicht mehr befreundet. Ich glaube, Sie sollten herausfinden, wo er wirklich hingeht und ihn vielleicht gar nicht fortlassen – das ist eine schwierige Entscheidung, weil es sich negativ auswirken kann, wenn Sie ihm zeigen, daß Sie seine Freunde ablehnen. Trotzdem, die Tatsache, daß er diese Jungs nie mit nach Hause bringt und nie von ihnen spricht, bedeutet, daß er sich seines Umgangs schämt. Ich möchte Sie nicht allzusehr beunruhigen, aber wir sollten doch herausfinden, was los ist, warum er das tut. Es paßt nicht zu ihm, und ich vermute, er ist aus irgendeinem Grund sehr unglücklich.

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