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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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was los war .
    »Ich mache mir Sorgen um Totò. Seine Lehrerin glaubt… Sie sagt, er hat schlechten Umgang. Kennst du die Jungs? «
    »Einen von ihnen, den Innocenti. Ich weiß nicht, wie er mit Vornamen heißt. Er führt eine Clique an. «
    »Und Totò ist auch dabei? «
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht. «
    »Also, hast du ihn da gesehen oder nicht? «
    »Manchmal in der Pause. Sie spielen Karten. «
    »Karten? Etwa um Geld? «
    »Hundert Lire oder so. Ich weiß es nicht. Ich gehe nicht in ihre Nähe. Der Vater von Innocenti…« Giovanni musterte seinen Vater von der Seite, zögerte .
    »Was ist mit ihm? «
    »Er ist im Gefängnis. Zumindest sagen das alle.« Schweigend verdaute der Wachtmeister diese Information. Er überlegte, wie es Teresa wohl erging. Vom Zimmer des Jungen war nichts zu hören .
    »Kann ich gehen?« fragte Giovanni. »Ich muß noch Hausaufgaben machen. «
    »Nein, warte. Glaubst du… glaubst du, daß Totò unglücklich ist? «
    »Unglücklich? Wieso denn? Es fehlt ihm doch nichts. «
    »Nein, nein… es war bloß, seine Lehrerin… nein, natürlich fehlt ihm nichts.« Er war anständig gekleidet, gut ernährt und versorgt. Was konnte eine Lehrerin, die ihn nur ein paar Stunden am Tag sah, von ihm schon wissen. Es gab nichts, worüber er sich beklagen konnte… das Problem war, daß Kinder nie wußten, wann es ihnen gutging. Wenn er an seine eigene Kindheit dachte… er war besser dran gewesen als die meisten anderen, aber so viele Kinder hatten keine Schuhe und bekamen nie etwas Anständiges zu essen. Er erinnerte sich an das viele Geld, das sie zu Beginn des Schuljahrs ausgegeben hatten… und an das schluchzende kleine Mädchen, das sich nach einem Schulranzen sehnte. Vielleicht waren die Jungen verwöhnt, und das war das Problem. Aber der pummelige, stille Giovanni, der da neben ihm saß und sich bemühte zu verstehen, was im Fernsehen gerade gesagt wurde, machte einem nie Schwierigkeiten. Ich könnte den Ton ruhig lauter stellen, dachte er, da sie schweigend nebeneinandersaßen, aber in dem Moment kam Teresa zurück, und er sagte statt dessen: »Geh und mach deine Hausaufgaben! «
    Teresa setzte sich auf das Sofa .
    »Na, was hast du aus ihm herausgekriegt? «
    »Nicht viel.« Teresa wirkte unzufrieden. »Ich habe den Rat der Lehrerin beherzigt und ihm nur gesagt, daß seine Leistungen mangelhaft seien und er nachmittags zu Hause bleiben und lernen müsse. Ich habe die andere Geschichte nicht erwähnt. Viel habe ich trotzdem nicht aus ihm herausbekommen. Ich habe ihn gefragt, ob er sich in der Schule nicht wohl fühlt, ob er glaubt, daß seine Lehrerin ihn nicht mag, ob es ihm nicht gutgeht und so weiter. Er hat nichts gesagt – außer, wie üblich, daß wir uns immer ihn vorknöpfen und daß Giovanni immer bevorzugt wird. Er hat das bloß dahergesagt. Ich vermute, daß die Lehrerin recht hatte. Mit ihm ist tatsächlich etwas nicht in Ordnung, aber er verbirgt es. «
    »Tja, es hat jedenfalls keinen Zweck, die ganze Nacht hier herumzusitzen und zu rätseln, was es sein könnte. Früher oder später wird es wohl herauskommen. «
    Sie sahen eine Weile fern oder gaben es zumindest vor. Der Wachtmeister wußte aber, daß sie beide besorgter waren, als sie zugeben mochten. Bald gaben sie es auf. Sie gingen früh zu Bett, lagen schlaflos und stumm nebeneinander, bis Teresa sagte: »Du machst dir doch keine Sorgen um ihn, oder? Es ist bestimmt nichts. «
    »Sicher. Ich hab mir keine Sorgen gemacht. Mir fiel bloß ein, daß ich morgen gleich als erstes in den Borgo Ognissanti muß, der Hauptmann will mich sprechen, ich weiß aber nicht genau, warum. Das hat mich beschäftigt. «
    Das stimmte zwar nicht, aber kaum hatte er diese Ausrede vorgebracht, beschäftigte es ihn tatsächlich .
     

3
    H auptmann Maestrangelo war ein ernster Mensch. Der Wachtmeister hatte ihn nur sehr selten lächeln sehen, und wenn, dann war es ein so flüchtiges Lächeln, und es wurde so schnell durch großen Ernst ersetzt, daß er fast schon glaubte, sich das Lächeln eingebildet zu haben. Im Moment war kein Lächeln zu erkennen; was der Gesichtsausdruck jedoch genau besagte, konnte der Wachtmeister nicht deuten. Also saß er schweigend da, die mächtigen Hände auf den Knien, mit großen, wachen Augen, die aber nicht auf den Hauptmann gerichtet waren, sondern auf ein goldgerahmtes Ölgemälde hinter ihm .
    »Ich schätze, Sie brauchen Verstärkung. Ich kann Ihnen zwei Beamte geben – irgendwelche Krankmeldungen bei

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