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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Ihnen? «
    »Nein… «
    »Dann stellen Sie auch einen Ihrer Jungs für die Sache ab, und mit den beiden Leuten von mir müßten Sie es schaffen. Ihr Brigadiere kann sie notfalls vertreten. «
    Der Wachtmeister ahnte, was ihm bevorstand, hatte aber Mühe, es zu glauben .
    Die »tranchierte« Leiche, wie Lorenzini sie getauft hatte, war in seinem Revier von seinen Leuten entdeckt worden, aber ein derartiger Fall, der etliche Leute verlangte und langwierige Ermittlungen notwendig machte, wurde normalerweise vom Hauptquartier übernommen, wobei er selbst vor Ort jede erforderliche Unterstützung leisten würde. Der Hauptmann konnte zwar bestimmen, was zu tun war, dennoch… »Sie wollen, daß ich die Ermittlungen leite? «
    »Gewiß. Sie sind ein überaus fähiger Mann. «
    Der Wachtmeister hätte gern »Warum?« gesagt, aber es gehörte sich nicht, seinem Vorgesetzten eine solche Frage zu stellen, also schwieg er. Gleichwohl lag die unausgesprochene Frage in seinen Augen, die stärker als sonst hervortraten, doch der Hauptmann wich seinem Blick aus. Die Antwort ließ ohnehin nicht lange auf sich warten .
    »Professor Forli hat mich gestern angerufen. «
    »Hat er die Obduktion schon durchgeführt? «
    »Noch nicht vollständig. Bezüglich der Todesursache kann er keine genaueren Angaben machen, da die inneren Organe noch nicht untersucht sind. Was aber schon feststeht, wollte er mir sofort mitteilen, da es die Richtung unserer, ähm, Ihrer Ermittlungen beeinflussen wird. Er hat gestern den Thorax geöffnet und etwas Überraschendes gefunden. Er hat, genauer gesagt, die linke Brust geöffnet und dann, um sicherzugehen, die rechte. Er sagt, er habe es nicht glauben wollen, er habe schon aufgrund der Größe diese Möglichkeit ausgeschlossen. Aber… die Brust war mit Silikon gefüllt. Tja, jetzt wissen Sie’s also. Bei der Leiche handelt es sich nicht um eine junge Frau, sondern um einen jungen Mann. Das bedeutet natürlich, daß dies der Ausgangspunkt Ihrer Ermittlungen sein muß. Der Transvestitenstrich hier in Florenz ist groß, aber es ist eine Gruppe, die zusammenhält und Außenstehenden praktisch verschlossen ist. Jeder kennt jeden, daher werden Sie keine Mühe haben herauszufinden, wer vermißt wird, und diese… Kreatur identifizieren können. «
    Das also war der Grund! Was die dunklen und ernsten Augen des Hauptmanns verschleierte, war Abscheu, und Abscheu lag auch auf dem Gesicht des Wachtmeisters, als er anhob: »Ich weiß nicht viel über… «
    Der Hauptmann stand auf und nahm einen kleinen Stapel Akten aus einem Schrank, packte sie auf den Tisch, der zwischen ihnen stand, und setzte sich wieder. Auf der breiten, polierten Tischfläche lagen nur noch ein unbenutzter Löscher in einem Lederetui und ein schwerer Kristallaschenbecher, ebenfalls unbenutzt. Der Hauptmann war ein korrekter Mensch. Der Wachtmeister fand insgeheim, daß er heiraten, Kinder kriegen, ein bißchen menschliche Unordnung in seinem Leben zulassen sollte, aber sein Gesicht war so ausdruckslos wie immer, während er den Worten seines Vorgesetzten zuhörte .
    »Das hier sind die Akten aller Transvestitenmorde in Florenz, genauer gesagt, von allen Morden, die in dieser Szene begangen wurden. In einigen Fällen ist der Prostituierte selbst das Opfer, in anderen waren es vermutlich Freier, ein andermal waren es wohl Voyeure, von denen sich der Freier bedroht fühlte, weil er Familie oder einen angesehenen Beruf hatte und deshalb unentdeckt bleiben wollte. Eine Reihe dieser Delikte ereignete sich in den Cascine, denn die meisten Transvestiten üben ihr Gewerbe in diesem Park aus. Sie werden feststellen, daß den Opfern entweder mit einem Stein der Schädel zertrümmert wurde oder daß sie mit Küchenmessern erstochen wurden. Einen Fall wie den Ihren, mit einer zerstückelten und versteckten Leiche, hat es noch nie gegeben, und bevor Sie den Tatort ermitteln können, werden Sie den Toten wohl erst identifizieren müssen, um festzustellen, wo er seinem Gewerbe nachging, ob in den Cascine oder zu Hause. «
    Der Wachtmeister starrte die Akten an, eine nach der anderen. Er war entsetzt, nicht über den Inhalt, sondern über die Umschläge, auf denen in großen roten Buchstaben jeweils nur das eine Wort stand: UNGELÖST .
    Die ballonförmigen weißen Laternen erleuchteten die Allee, die sie langsam entlangfuhren, nur spärlich. Eher schienen sie die Dunkelheit zu beiden Seiten noch zu verstärken. Immer wieder tauchte neben einem Baum oder an einer

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