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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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sie der Gesellschaft nur einen Gefallen.« Er hatte das natürlich dem Wachtmeister gegenüber geäußert, und nicht einem Reporter gegenüber. Auf Guarnaccias Schreibtisch lagen die Zeitungen der letzten beiden Tage. Fotos der Leichenteile waren nicht an die Presse herausgegeben worden, aber ein Foto war abgedruckt, das die von einem Tuch bedeckten Leichenteile auf dem müllübersäten Hang zeigte, und in der oberen Ecke waren zwei Stiefelspitzen zu erkennen, die offenbar dem Wachtmeister gehörten, und in der Ferne sah man Bruno. Es war unmöglich, Bruno aus dieser Sache herauszuhalten. Dafür hatte er einfach zu wenig Leute .
    Immerhin gab es Ferrini, aber ihm konnte er den Staatsanwalt nicht aufhalsen .
    »Kann ich mir eine anstecken? «
    »Aber klar. «
    »Wollen Sie ihn jetzt anrufen? Oder wollen Sie warten, bis wir ganz sicher sind? «
    »Ich bin ganz sicher«, sagte der Wachtmeister. »Ich habe ein Foto des lebenden Lulu gesehen. «
    »Tatsache? Wie denn das? «
    »Gestern, bei Carla. «
    »Ah, Carla. Carla ist in Ordnung. Intelligent. Brutalisiert nach so vielen Jahren im Geschäft, aber im Grunde intelligent. «
    »Ja. Was Professor Forli über Anämie sagt… «
    »Sind wohl allesamt anämisch. Totenblaß sind sie, unter der ganzen Schminke. «
    »Die Hormone, die sie einnehmen… anscheinend bewirken die auch, daß der Blutdruck sinkt. «
    »Keine Ahnung, aber wahrscheinlich ist es auch das, was sie so unausgeglichen und reizbar macht. Bei der kleinsten Provokation gehen sie in die Luft… na, Sie haben’s ja selber gesehen. «
    »Ja. «
    »Aber Carla gehört zu den Vernünftigeren. Vielleicht könnten Sie erreichen, daß er den Kopf identifiziert. Ist aber kein angenehmer Anblick. «
    »Nein. Jedenfalls werde ich ihn um das Foto bitten. Der Haken ist nur, daß auch einer von Lulus Kunden drauf ist. «
    »Ist doch egal. Wissen Sie, wer es ist? «
    »Er wird Nanny genannt. Offenbar hat er Frau und Kinder, also hat er ihnen seinen richtigen Namen bestimmt nicht gesagt. «
    »Weiß man nie. Er wird aber nicht gerne aussagen, keiner von Lulus Kunden hätte dazu Lust. Die Chancen sind gleich Null, selbst wenn er sich noch immer in der Szene herumtreibt. «
    »Das tut er wohl. Ein Stammkunde. «
    »Also, eines ist sicher, wer Lulu abgemurkst hat, war ein Kunde oder ein Freund, nicht irgendein x-beliebiger Triebtäter. Sie haben zusammen gegessen. «
    »Carla meint, daß Lulu nicht der Typ war, der Freunde hatte. ›Wenn sie kaltgemacht wird, dann von ihresgleichen. ‹ «
    »Das hat Carla gesagt? «
    »Ja. «
    »Na, wollen wir hoffen, daß er recht hat. In diesem Fall brauchten wir nicht weit zu suchen. Sollen wir was unternehmen? «
    Luigi Esposito, auch unter dem Namen Lulu bekannt, wohnte im Viertel um Santa Croce, das der Wachtmeister erst ein paar Tage zuvor besucht hatte. Doch die Wohnung, die sie jetzt betraten, war meilenweit entfernt von der kahlen und verwahrlosten Bude, in der der fröhliche Saxophonspieler hauste. Sie war ziemlich groß und sehr luxuriös. Als sie in das Wohnzimmer traten, stieß Ferrini einen anerkennenden Pfiff aus .
    »Hat nicht schlecht verdient, unsere Lulu. So eine Stereoanlage hätte ich auch gern! «
    Sie gingen von Zimmer zu Zimmer, ohne irgend etwas zu berühren, und warteten auf die Techniker. Der Wachtmeister ging automatisch zuerst in die Küche und sah dort auf einem runden Tisch in der Mitte schmutzige Teller, auf denen Essensreste klebten. Wenn das die besagte Mahlzeit war, so gab es keine besonderen Indizien, keinen umgekippten Stuhl, keine Blutspuren. Die Weinflasche war leer, und in den beiden Gläsern stand noch ein kleiner Rest. Gern hätte er in den Kühlschrank gesehen, doch es war besser, auf die Experten zu warten .
    »Herr Wachtmeister, wo sind Sie? «
    »In der Küche. «
    »Kommen Sie, schauen Sie sich das mal an! «
    Er ging zu Ferrini in das Schlafzimmer. Das Doppelbett war ungemacht, aber wenn das Zimmer unordentlich war, so war es eine Unordnung des Überflusses und weniger der Verwahrlosung. Die zerknüllten Laken waren aus Seide, und der geöffnete Kleiderschrank war vollgestopft mit teuren Sachen, unter anderem auch mit Pelzen. Ferrini saß auf dem Bett und hüpfte auf und ab .
    »Klasse! Ein Farbfernseher, und Videos… würd mich nicht wundern, wenn…« Er sprang hoch und kniete vor der Glasvitrine neben dem Fernseher. »Pornos, und zwar ganz spezielle.« Mit einem Taschentuch zog er eine Kassette heraus und schob sie in das Gerät. »Im

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