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Tod einer Queen

Tod einer Queen

Titel: Tod einer Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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fragte, war das Zeitverschwendung. Das wußte der Hauptmann schon lange. Der Wachtmeister war kein allzu heller Kopf, und er konnte sich auch nicht gut ausdrücken, aber man kam um die Tatsache nicht herum, daß ihm nur selten etwas entging und daß er, je schweigsamer er wurde, dem Kern einer Sache immer näher kam. Wenn er ihm nur erklären könnte, welche Spur er verfolgte, dann hätte man ihm helfen können, aber so… Manche Leute lachten über Guarnaccia, und es stimmte, er war schwerfällig und hatte die Neigung, gedankenverloren herumzustottern und sein Gegenüber wortlos anzuglotzen, weil er nicht mitbekommen hatte, was man gesagt hatte. Er konnte von Glück reden, daß er beim Staatsanwalt einen Stein im Brett hatte, aber das würde nicht lange so bleiben, wenn er einer eigenen Spur nachging, wie das gelegentlich passierte .
    »Sehen Sie zu, daß Sie keine Schwierigkeiten bekommen«, riet er ihm .
    »Nein, nein… «
    »Es lohnt sich nicht. «
    Da ihn der Wachtmeister nur anstarrte, fügte er hinzu: »Ich meine nur… Er ist doch wahrscheinlich schuldig, und dann hätten Sie sich umsonst aus dem Fenster gelehnt. «
    »Wenn er schuldig ist, ja. «
    »Offensichtlich sind Sie davon nicht überzeugt. Vergessen Sie die Reiseschecks nicht! Der Staatsanwalt hat mir erzählt, daß er die zweite Unterschrift bereits nachgemacht hatte. «
    »Tjaa… «
    »Geben Sie zu, daß Sie die zweite Unterschrift von Esposito hier auf den Schecks nachgemacht haben? «
    »Ich… ja… «
    » Und Sie haben geglaubt, Sie können diese Schecks einlösen? Wissen Sie nicht, daß man sie erst beim Einlösen unterschreiben und einen Ausweis vorlegen muß? «
    »Doch. «
    »Was haben Sie also vorgehabt? «
    »Ich… er… «
    »Mein Mandant hat einen Kunden, jemand, der in einer Bank arbeitet. Er sollte die Schecks in jener Nacht bekommen, und das ist auch der Grund, warum sie – er die Schecks in seiner Tasche hatte. «
    »War das etwa jene Person, die beim Eintreffen der Carabinieri so eilig verschwand? «
    »Genau. «
    Diesen Zeugen würden sie nie finden. Komisch, daß der Verteidiger… »Woran denken Sie gerade? «
    »Nichts«, antwortete der Wachtmeister, »ich hab an nichts gedacht. Mir ist bloß eingefallen, daß der Verteidiger unwillkürlich von seinem Mandanten als einer ›Sie‹ sprach. «
    »Das heißt? «
    »Nichts. Es ist mir bloß aufgefallen… «
    Diesem Mann war wirklich nicht zu helfen. Vielleicht war es ein Fehler, ihm den Fall übertragen zu haben. Er selbst hätte nie gedacht, daß etwas dabei herauskommen würde, das stimmte. Er überlegte, ob er ihm den Fall wieder abnehmen sollte – aber wie? Guarnaccia war nicht der Typ, der sich sonderlich aufregen würde, aber der Staatsanwalt würde wütend sein. Er war begeistert über die Art und Weise, wie sich alles entwickelt hatte. Man konnte nicht mehr tun als ihn warnen… Das hatte er zwar schon getan, aber er mußte es einfach wiederholen .
    »Seien Sie vorsichtig. Es hat keinen Sinn, den Staatsanwalt zu verärgern. Sie wissen, welche Macht er hat. «
    »Ja. Ich habe nicht gesagt, daß ich anderer Meinung bin als er. «
    »Aber Sie denken so. «
    »Ich denke überhaupt nicht. Ich versuche nur zu verstehen… «
    »Aber um Himmels willen, Guarnaccia! Der Kerl ist auf Sie losgegangen, als Sie ihn festnehmen wollten. Sehen Sie sich Ihr Gesicht an – und nach allem, was ich gehört habe, hat er Sie sogar an der Gurgel gepackt. Er ist also ein bißchen verrückt oder mindestens gestört. «
    »Gestört, ja.« Die Hormone, die sie einnehmen… Ferrini hatte gesagt: »Sie gehen bei dem kleinsten Anlaß in die Luft«, oder so ähnlich .
    »Und er gibt zu, daß er Esposito nicht leiden konnte. «
    »Viele Leute konnten ihn nicht leiden. Aber vermutlich nicht in dem Ausmaß. «
    »Das können Sie doch nicht wissen. «
    »Ich weiß überhaupt nichts… Er hat mich in jener Nacht angegriffen, als wir ein paar von ihnen eingesammelt hatten – ich meine, nicht physisch… Er ist aufgebraust. Er ist der Typ, der aufbraust… Ferrini sagt… «
    »Na bitte«, meinte der Hauptmann ärgerlich, »was wollen Sie denn noch? Ein gestörter Transsexueller, der einen anderen haßt und in dessen Besitz nach dem Mord Geld des anderen gefunden wird. Natürlich haben Sie Ihre Zweifel, das ist in diesem Stadium nur verständlich. Aber Sie können nicht behaupten, daß man keinen Mord begeht, wenn man weit genug getrieben wird. Möglicherweise hat er viel mehr Grund, sein Opfer zu hassen,

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