Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman
war von Kondensstreifen
durchkreuzt, und halb in der Uferböschung versteckt lag ein alter Kriegsbunker. Er kletterte auf den Bunker, um nach ihr Ausschau
zu halten.
Neben dem Fluss befanden sich mehrere abgeschnittene Altarme: Mäanderschleifen des ursprünglichen Flussbettes, die bei der
Flussbegradigung zurückgeblieben waren. Eine dieser Schleifen war vollständig ausgetrocknet und bildete vor einem mit Mohnblumen
durchsetzten Weizenfeld eine Vertiefung, auf deren Boden der einst schlammige Grund zu metallisch glitzerndem Staub zerfallen
war. Er sprang hinunter und ging über den federnden Boden.
Sie lag an der tiefsten Stelle, über sich die Getreidehalme, perfekt vor Blicken geschützt. Sie hätte das Zeug zu einem guten
Soldaten, dachte er. Und er wollte es ihr sagen, als er nach unten sprang und mit ausgebreiteten Armen vor ihr landete.
Sie schoss hoch. Sie trug wieder eins ihrer Kleider, die Blick auf viel Oberschenkel, viel Ausschnitt und viel weizengoldene
Haut gewährten.
Sie schlug ihn mit der geballten Faust kräftig ins Gesicht, und er war einen Moment lang benommen. Er schmeckte Blut auf der
Zunge. Er stieß einen langen Rotarmistenfluchaus und spuckte kopfschüttelnd in den Staub. Dann spürte er, wie sie in sein Haar griff und sein Gesicht zu sich riss, und
dachte:
Sie ist wirklich genau richtig.
Ihre Stimme war ein Zischen.
»Du benutzt mich nur. Das hat mir der Polizist gesagt. Du nutzt mich aus, um meinem Vater etwas heimzuzahlen.«
Er musste den Kopf zur Seite drehen, weil sie ihm fast die Kopfhaut abriss.
»Judith, wer benutzt hier wen?«
Sie ließ sein Haar los, und er setzte sich nach Luft schnappend auf und schaute sie an, wobei er sich das Blut vom Kinn wischte.
Sie sah einen Moment lang weg.
Er lachte und warf sie auf den Rücken. Als sie auf dem Boden auftraf, spritzte der Staub in alle Richtungen, doch er merkte,
dass sie das Fallen gelernt hatte, genau wie ein echter Kämpfer. Sie sprang auf die Beine. Sie atmete heftig und das Haar
fiel ihr wild ins Gesicht.
»Ich habe hier eine wichtige Aufgabe vor mir«, sagte er. »Du könntest daran mitarbeiten.«
Sie packte ihn und stieß ihn auf das metallisch glitzernde, ausgetrocknete Bachbett nieder. Er wehrte sich nicht. Sie setzte
sich auf ihn, die Augen vom Haar verdeckt. Er ließ die Hände unter ihr Kleid gleiten. Sie knöpfte seine Uniformjacke auf und
hielt inne, als sie seine Tätowierungen bemerkte. Dann machte sie weiter und strich mit den Fingern über die Tattoos.
»Was bedeutet das?«
»Das, das du gerade berührst, steht für die Rote Armee, Division Petrow. Das darunter bedeutet, dass wir 1994 in Tschetschenien
waren.«
Sie ließ die Fingerspitzen über seine Brust wandern und schob die Jacke fasziniert zurück, um auch die Tätowierungen auf seinen
Schultern zu betrachten.
»Was ist das?«
»Der Zylinder. Mit Kugelschreiber und Rote-Bete-Saft eingeritzt.« Sie nahm eine Handvoll des glitzernden Staubs aus dem Bachbett
und rieb ihn über die Tätowierung. Er hielt ihre Hand fest. »Das kann man nicht auslöschen.«
Mit dem glänzenden Staub an den Fingern malte sie ihm und sich selbst Streifen ins Gesicht. Sie schüttelte lachend ihr Haar,
und die Kriegsbemalung blitzte in der Sonne.
Sie zog ihm den Rest der Uniform aus und lächelte, als sie zu den schweren Stiefeln kam. Er knöpfte ihr Kleid auf und streifte
es herunter. Sie presste ihn gegen die Böschung, setzte sich rittlings auf ihn und hielt sich an den Pflanzen über seinem
Kopf fest. Sie raschelten, als führe ein Windstoß hindurch, und verstreuten feinen Blütenstaub. Er wusste, dass sie die ganze
Zeit seine Tätowierungen ansah. Er schloss die Augen, und Weizen und Mohn waren verschwunden. Als er die Augen wieder aufschlug,
war nur ihr Lächeln zu sehen. Er griff in ihr Haar und wollte sie etwas fragen.
Sie schlug ihn ein letztes Mal, ein kräftiger Schlag ins Gesicht, während er noch immer in ihr war.
Er lachte, wälzte sie auf den Bauch und rieb sie mit dem Staub aus dem Bachbett ein, obgleich sie protestierend quietschte.
Er hielt sie mit dem Knie fest, reckte sich, riss eine Mohnblüte ab und steckte sie ihr hinters Ohr. Die rote Blume in ihrem
glänzend dunklen Haar sah großartig aus, und der Staub auf ihren Schultern glitzerte in der Sonne. Er beugte sich vor, küsste
sie auf den Nacken und stellte seine Frage.
»Willst mir helfen, Judith? Willst du mit mir zusammenarbeiten?«
Sie machte
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