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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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inzwischen schon in der Werkstatt. Er wusste, dass Cathleen recht hatte. Wenn seine Vergangenheit bekannt würde,
     würde das sowohl für ihn als auch für Luke irreparable Schäden hinterlassen.
    Er zeigte seinen Polizeiausweis und parkte auf dem Besucherparkplatz von Shire Hall, wo die Bezirkspolizeibehörde untergebracht
     war. Statt das Gebäude zu betreten, überquerte er jedoch den Parkplatz und stieg zum höchsten Punkt der Stadt hinauf, einem
     kleinen Hügel, der sich aus dem Flusstal erhob. Castle Mound war der einzige Überrest der Festung, die einst von den Normannen
     nach der Besetzung der Sumpfgebiete entlang des alten Flusses Granta errichtet worden war. Damals hatten sie etwas gebaut,
     wie es die Einheimischen noch nie gesehen oder sich vorgestellt hatten: eine aus Stein gemauerte Burg.
    Beim Hinaufsteigen hing Fletcher einem Gedanken nach, der ihm so noch nie gekommen war. Die Leute aus Wittris haderten noch
     immer wegen Ereignissen, die längst Geschichte waren – aber war das hier nicht das Gleiche? Tausend Jahre lang war Castle
     Mound von einer Herrschergeneration zur nächsten weitergegeben worden, und heute konnten sich die Mitglieder der Bezirksregierung
     aus den Fenstern lehnen und die normannische Festung berühren. Tausend Jahre lang hatte die Botschaft sich nicht verändert:
     Hier oben sitzen wir.
    Er stieg die Treppe hinauf und stand dann verschwitzt oben, blickte über Cambridge hinweg und wartete. In der diesigen Luft
     sah er die Colleges auf ihren gemähten Rasenflächen, den Cam in seinem gepflegten Kanal und in der Ferne den hohenSchornstein des Addenbrooke’s Hospital vor den Hängen der Gog Magog Hills. Er wartete, und der Nachmittag schritt voran. Als
     er hörte, dass jemand keuchend den Hügel hinaufstapfte, drehte er sich um.
    »Sie?«, sagte er.
    »Warum überrascht Sie das?«
    »Weil Sie so professionell wirken.«
    Der Fotograf lächelte und hockte sich nach Luft schnappend ins Gras. Bei ihrer letzten Begegnung hatte Fletcher ihn in der
     Tür der Charter-Farm stehen sehen. Jetzt hatte er ein in eine Plastiktüte verpacktes großes Paket auf dem Schoß liegen.
    »Ich wirke nicht nur so, Fletcher.« Der Fotograf wischte sich das Gesicht mit einem Taschentuch ab. »Ich hatte immer große
     Hochachtung vor Ihnen. Und seit einer Woche frage ich mich nun, was da eigentlich los ist. Ich habe gesehen, wie Sie sich
     immer tiefer verbissen haben. Jetzt sind Sie ganz tief drin, oder?«
    »Sieht so aus. Haben
Sie
damals die Leichen der verunglückten
Lovely-Brigade -
Mitglieder fotografiert?«
    »Nein. Aber die Fotos sind in diesem Buch hier.«
    »Wie sind Sie darangekommen?«
    »Nach allem, was es seit den achtziger Jahren an Neuem gibt, hatte keiner mehr Lust auf dieses alte Zeug hier. Damals habe
     ich das Buch einem Sergeant abgekauft, recht günstig übrigens. Ich wusste, dass die Fotos irgendwann einmal wichtig werden
     würden. Könnten Sie mir einen Gefallen tun? Wenn Sie gefunden haben, was Sie suchen, behalten Sie das Buch oder vernichten
     Sie es, was Ihnen lieber ist. Ich will es jedenfalls nicht zurück.«
     
    Fletcher legte das Doomsday Book in den Kofferraum des Nissan. Es war erstaunlich schwer. Er überlegte, wo er es sich anschauen
     sollte. Nicht hier. Er wollte irgendwo damit alleinsein, an einem kühlen, schattigen Ort. Irgendwo, wo ein Lüftchen wehte.
    Er blickte sich um und sah, dass der Fotograf immer noch auf dem Hügel stand und ihn beobachtete.
     
    Tom Fletcher lag um Mitternacht angezogen auf dem Bett. Es war still im Haus, nur die Rohre knackten beim Abkühlen. Er dachte
     an das Rauschen des Stauwehrs und daran, wie der Koffer seiner Mutter über den Fußgängersteg gerattert war.
    Er schloss die Augen.
    Im Treppenhaus ein Stockwerk tiefer hörte er ein Geräusch. Eine Bodendiele knarrte, dann war es wieder still. Tom schwang
     die Beine aus dem Bett und stellte sich hin: Bei ihm knackte und knarrte nichts. Er ging zur Tür, trat ins Treppenhaus und
     blickte nach unten. Das orangegelbe Licht einer Straßenlaterne fiel herein und beleuchtete den Flur. Mit einem schwarzen Morgenmantel
     bekleidet stand Edmund Hartnell in diesem Licht, das schüttere Haar aus der Stirn gekämmt. Die Brille baumelte am Brillenband,
     dessen Holzperlen nun orangerot wirkten. Er hob die Hand und spielte eine Weile mit einer der Perlen. Dann ging er über den
     Treppenabsatz, öffnete eine Tür auf der gegenüberliegenden Seite und schloss sie hinter

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