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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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Anzug.«
    Fletcher kippte den Eimer über ihm aus, und das Wasser platschte über Larrys Kopf auf die schlammige Erde. Ein schlickglänzendes
     Krabbeltier, das auf dem Boden des Eimers gesessen hatte, klammerte sich mit den Scheren an Larrys Haar fest, rutschte dann
     aber ab.
    Larry sprang hastig auf und wischte sich mit der Kappe übers Gesicht.
    »Peter Charter ist tot«, sagte Fletcher. »Was haben Sie gestern Nacht gehört? Waren die Jungs aus Wittris wieder hier?«
    »Aus Wittris? Die haben noch zu viel Schiss vor den Russen.« Larry ging zum Wohnwagen, trocknete sich Hände undGesicht ab und schaute in seine Tabakdose. Er steckte sich eine Selbstgedrehte an und sah lächelnd auf das Haus hinunter.
     Lange, wirre Strähnen hingen ihm um den Kopf. Das Krabbeltier aus dem Eimer verendete langsam in der Sonne. »Dann ist er also
     wirklich tot?«
    »Wenn Sie in der Nacht hier auf dem Grundstück waren, müssen Sie eine Aussage machen.«
    »Eine Aussage wollen Sie? Für sechs Tage Arbeit die Woche hat er mir zweihundert Pfund gezahlt, bar auf die Hand. Zehn Pfund
     hat er abgezogen, für den Wohnwagen. Hat nicht mal erlaubt, dass ich im Haus Badezimmer oder Waschmaschine benutze. Aber manchmal
     kam er nachts hierher, nur in Hosen. In solchen Wochen hat er dann nichts für den Wohnwagen abgezogen.« Larry trank einen
     ordentlichen Schluck und betrachtete das Haus. »Gestern Nacht stehn die Fenster im ersten Stock offen. Ich hör ihn kreischen
     wie ein Mädel. Dann wird es still, und ich hör einen Knacks und ein Knarren. Da sag ich mir: Larry, alter Junge, das war was
     Schweres.«
    »Sie sind nicht ins Haus gegangen und haben nachgeschaut?«
    »Warum denn?« Larry grinste wieder. »Ich seh, dass pünktlich jede volle Stunde ein Polizeiwagen vorbeikommt. Hält vor dem
     Hof, steht ’ne Minute da und verpisst sich wieder. Das sind doch die Profis, oder? Wenn die sich keine Sorgen machen, mach
     ich mir auch keine.«
    Eine der Kühe brüllte, ein langgezogenes Muhen, dem sich die ganze Herde anschloss. Fletcher wusste nicht recht, ob er den
     Kerl festnehmen oder an die Arbeit schicken sollte. »Vielleicht irre ich mich auch, Larry«, sagte er. »Vielleicht war es gar
     kein Selbstmord. Charter besaß Informationen, die Ihre russischen Freunde geheim halten wollen. Und Sie selbst hegten auch
     einen Groll gegen ihn. Vielleicht haben Sie ja Charters Schrift gefälscht und den Abschiedsbrief selbst verfasst.«
    Larry nickte. »Schlau ausgedacht, Bulle. Gibt da nur ’nwinziges Problemchen.« Er entdeckte das zappelnde Krebstier und zertrat es mit dem Absatz. »Ich kann nicht schreiben, und
     lesen auch nicht.«
     
    Als Letzter traf auf dem Hof ein junger Typ ein, der einen V W-Käfer fuhr, einen Oldtimer aus den Sechzigern. Er warf einen Blick auf den matschigen Hof, zog es dann vor, draußen zu parken,
     und näherte sich vorsichtig zu Fuß, wobei er den Wagen des Fotografen, den Leichenwagen, die Forensiker, die gerade ihre Sachen
     zusammenpackten, und den Streifenwagen, in dem Larry nach dem Melken friedlich vor sich hin schnarchte, erstaunt beäugte.
    Der Junge trat zu Fletcher und zückte eine Ausweiskarte des Sozialdienstes. Cambridgeshire Social Services stand darauf. »Soviel
     ich weiß, braucht hier jemand Unterstützung.«
    Der Fotograf stand in der Tür und sah sich seine Aufnahmen an. Er wirkte noch immer müde. Ohne aufzublicken, sagte er: »Ich
     denke, der hat jetzt genug Unterstützung gehabt, Junge.«
     
    »Milchkühe
und
noch ein Erhängter. Die glamourösen Fälle landen immer bei dir.«
    »Nächstes Mal, wenn es wieder um einen von den Reichen und Schönen geht, bist du dran, Sal. Versprochen. Ich weiß nicht mal,
     wofür ich Larry anzeigen soll. Wegen Ignorieren eines Selbstmords?«
    »Ich wünschte, wir hätten Zeit für solche juristischen Spitzfindigkeiten.«
    Sie standen vor dem Viehrost auf der Zufahrt zu Charters Farm, und die geöffnete Heckklappe von Sals Wagen schützte sie vor
     der Sonne. Oben in den Ästen der Zedern hockten die Krähen reglos in der Hitze. Sal holte einen Stapel Unterlagen aus einer
     Kunststoffmappe und legte die Seiten auf der Kofferraumablage des Wagens aus. Sie fuhr fort: »Bei der Suchenach Iwan läuft uns allmählich die Zeit weg, nicht wahr? Die Computer-Forensiker haben in den Sachen aus Olgas Zimmer übrigens
     auch keine heiße Spur gefunden.«
    »Es könnte vielleicht noch eine andere junge Frau geben, die Kontakt zu ihm hat. Erinnerst du dich, wie

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