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Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman

Titel: Tod einer Strohpuppe: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lennon
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von den Flammen blank geleckte Karosserie zu sehen, nicht aber der Körper des zu dem Zeitpunkt noch lebenden Autodiebs.
    »Und der Dritte, was ist mit Paddy Legsey?«, fragte Fletcher.
    »Er hat wie Terry Swilter mehrere Jugendstrafen wegen Einbruchdiebstählen, aber in den Akten ist nichts über seinen Tod zu
     finden. Doch auch sein Name taucht ab Ende 1978 nicht mehr in den Polizeiakten auf. Vielleicht hat er ja Vernunft angenommen.«
    »Oder er ist weggezogen. Wie steht es mit Zeitungsausschnitten – oder hat dein Freund dich da im Stich gelassen?«
    »Derek lässt mich niemals im Stich.«
    Sie reichte ihm die letzten Kopien. Die Klimaanlage summte vor sich hin, ansonsten war es still im Wagen. Sie beobachtete,
     wie sein Blick über die verwaschenen Zeitungsfotos glitt. Es waren zwei. Das erste war am Morgen nach Terry Swilters Tod aufgenommen
     worden und zeigte eine Traube von Neugierigen vor den Toren des Herrenhauses.
    JUGENDLICHER EINBRECHER AN TÖDLICHEM STROMSCHLAG GESTORBEN.
    Das zweite Zeitungsfoto zeigte das ausgebrannte Wrack des von Shane Gaffy gestohlenen Jaguars. Wieder standen ein paar Neugierige
     herum, diesmal hinter dem Absperrband der Polizei.
    JUGENDLICHER STIRBT BEI AUTOBRAND.
    Sein Blick wanderte zu Sal und kehrte dann zu den Fotos zurück.
    »Du hast es schon gesehen, oder?«
    »Wovon sprichst du, Fletcher?«
    »Du stellst mich nur auf die Probe.«
    »Was meinst du denn?« Sie nahm sich die Fotos noch einmal vor und studierte sie genau. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis
     der Groschen fiel.
    »Heiliger Strohsack«, sagte sie. »
Er
ist das.«
    »Wir fahren zu den Dentons«, sagte Fletcher. »Und anschließend – du wolltest doch auch mal etwas Glamour, oder? Also, anschließend
     buchst du den nächsten Flug nach Lissabon.«
    Sie nickte, die Augen noch immer auf das Foto geheftet. Auf beiden Bildern waren die Schaulustigen dick gegen die Dezemberkälte
     eingemummt. Mit grimmiger Neugierde starrten sie auf das schmiedeeiserne Tor und das Autowrack. Ein einzelner Mann in der
     Menge sah jedoch auf beiden Fotos ganz anders drein: Sein breites Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Es war das Gesicht
     eines harten und fähigen Mannes. Dieser Mann stand in der Blüte seiner Jahre und hatte gerade sein Foto in die für das Jahr
     1979 bestimmte Jubiläumsbroschüre seines Landmaschinen-Verkaufshauses setzen lassen. Er hatte außerdem gerade eine Ladung
     problematischer russischer Traktoren geliefert bekommen. Es war Billy Breakman.

Donnerstagnachmittag
    Judith Denton sah, wie der Detective Inspector zwischen den Schilfhalmen auf sie zukam und sich der Stelle näherte, wo sie
     ihren Boxsack an den Ast einer Weide gehängt hatte. Sie trainierte gern um diese Tageszeit, wenn der Himmel sich im Licht
     des Nachmittags tiefblau färbte. Sie versetzte dem Sack einen letzten Hieb und ließ ihn ausschaukeln. Dann wandte sie sich
     dem Polizisten zu.
    Dieser wirkte geistesabwesend. Er hatte ein sympathisches Gesicht, doch sein Blick war düster. Vielleicht wusste er schon,
     warum das Haus derart verwüstet war. Er betrachtete nachdenklich den pendelnden Sack. Es gefiel ihr, dass er nicht ihren Körper
     beäugte.
    »Judith, wir nehmen Ihren Vater nicht fest, doch er muss auf die Polizeiwache mitkommen, um einige Fragen zu beantworten«,
     sagte er.
    Plötzlich hämmerte ihr Herz. Sie streckte die Hand aus und hielt den Boxsack an.
    »Fragen wozu?«
    »Was glauben Sie denn, wozu?«
    Sie schloss die Augen und sah Formen und Muster, die sich vor ihren Lidern bewegten. Als sie wieder aufblickte, betrachtete
     der Inspector sie aufmerksam.
    »Was ist, Judith? Es geht um 1978.   Sollten wir ihm noch andere Fragen stellen?«
    »Nein«, log sie.
    »Judith, möglicherweise wissen Sie ja, wo Iwan sich aufhält.«
    »Nein.« Das war keine Lüge.
    »Aber Sie können Kontakt zu ihm aufnehmen?«
    Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie die Ziffern von Iwans Handynummer vor Augen hatte. Mehr als alles sehnte sie sich danach,
     ihm wieder die Fingernägel in den Rücken zu graben.
    »Ich könnte
Sie
festnehmen, Judith, wegen Behinderung polizeilicher Nachforschungen. Sie könnten in der Zelle neben Ihrem Vater landen.«
    »Unsere Zimmer liegen sowieso Wand an Wand.«
    Sie fühlte, wie der feste Blick seiner blauen Augen auf ihr ruhte.
    »Sagen wir einmal, dass ich Ihnen glaube. Sagen wir außerdem, dass ich etwas mit Iwan besprechen möchte. Es gibt da etwas,
     was er wissen muss. Wir könnten uns irgendwo

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