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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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«
    »Haben Sie denn das Gas nicht abgedreht? «
    Er zögerte. »Sie haben recht, das Gas, ich muß es wohl ausgedreht haben …« Er betrachtete den Herd, als wollte er sich vergewissern. »Ich muß es ausgedreht haben … und dann habe ich das Fenster aufgemacht und sie anschließend da rausgezogen. Erst da habe ich begriffen … Sie war schon ganz steif. Ich habe nie viel zu tun gehabt mit … Sie wissen schon, was ich meine. Meine Mutter ist zu Hause gestorben, aber dann holt man die Frau, die sie herrichtet, und bis alles erledigt ist … Ich hab mal einen Hund gesehen – den muß jemand überfahren haben –, der genauso steif dagelegen hat. Es ist mir gelungen, sie vom Herd wegzuzerren. Eigentlich wollte ich sie aufs Bett legen, aber das habe ich nicht geschafft, weil sie so … Jedenfalls habe ich ihr Gesicht zugedeckt und bin dann ans vordere Fenster gegangen und habe zu Franco hinuntergeschrien, er soll raufkommen. Ich hab ihm die Tür aufgemacht. «
    »Hat er irgend etwas angerührt? «
    »Gar nichts. Er hat gesagt, das darf man nicht. Er hat sogar gesagt, ich hätte sie nicht bewegen dürfen, aber ich … «
    »Machen Sie sich keine Sorgen.« Allmählich wurde Franco dem Maresciallo sympathischer .
    »Was ist, wenn noch eine Chance bestanden hätte, Sie verstehen schon … «
    »Sie haben Ihr Bestes getan. Wie lange, glauben Sie, waren Sie hier oben, bevor Sie Franco gerufen haben? «
    »Wie lange …? Das kann ich nicht sagen. «
    »Fünf Minuten? Eine Stunde? «
    »Schon eher fünf Minuten als eine Stunde, aber es können auch zehn gewesen sein. «
    »Und es ist Ihnen nicht schlecht geworden? War die Küche nicht voller Gas? «
    »Ich glaube schon. «
    »Sie glauben schon? «
    »Es hat fürchterlich gerochen. «
    »Aber nicht so schlimm, daß Ihnen übel geworden ist? «
    »Na ja, ich habe das Fenster aufgemacht. «
    »Aber das war nicht das erste, was Sie gemacht haben. Sie haben erst nach Clementina gesehen, also denke ich mir, daß Sie einigermaßen atmen konnten. «
    »Ich glaube … ich erinnere mich, daß ich die Luft angehalten habe wegen dem Geruch. «
    »Und Sie sind nicht absolut sicher, wann Sie das Gas abgedreht haben? «
    »Aber ich habe es abgedreht …« Doch er zögerte noch und runzelte die Stirn .
    Der Maresciallo erhob sich von der Tischkante und ging zum Herd .
    »Sehen Sie? Er ist aus. «
    »Das sehe ich. «
    Er warf einen Blick dahinter und zog dann den geblümten Vorhang beiseite. Zum Vorschein kamen drei Wandbretter mit ein paar Töpfen und Tassen, einem Krug mit ein bißchen Besteck und am Boden, wie erwartet, eine blaue Gasflasche. Nur wenige Häuser in diesem alten Stadtbezirk waren an die Gasversorgung der Stadt angeschlossen. Der Maresciallo hob die Gasflasche an den Griffen hoch und schüttelte sie .
    »Leer. «
    »Aber es muß gereicht haben, um sie umzubringen, die Arme«, erläuterte, Pippo. »Ich möchte bloß wissen, wieso sie das getan hat. Auch wenn sie überhaupt kein Geld hatte … «
    »Ich muß mal telefonieren. «
    »Hier gibt es kein Telefon. «
    »Das hab ich mir schon gedacht. Und wie steht es mit der Wohnung darunter? «
    »Die haben wahrscheinlich eines.« Der Maresciallo ging zur Tür .
    »Was ist mit mir? «
    »Bleiben Sie hier sitzen. Und rühren Sie nichts an.« Welchen Sinn hatte es, das jetzt noch zu sagen, dachte der Maresciallo, als er die steile Treppe hinunterstapfte .
    Die Wohnungstür ein Stockwerk tiefer war fest zu, was ihn etwas erstaunte. Nicht gerade neugierig, die Leute. Er drückte auf die Klingel. Die Wohnung mußte genauso klein sein wie die darüber, weil er deutliche Stimmen und das Klimpern von Besteck hören konnte, Geräusche, die aufhörten, sobald er läutete. Trotzdem dauerte es geraume Zeit, bis die pausbackige junge Frau, die er zuvor gesehen hatte, an die Tür kam .
    »Ja? «
    »Tut mir leid, daß ich Sie störe, aber ich muß dringend telefonieren. Wenn Sie nichts dagegen hätten … «
    Ihrer Miene nach zu schließen hatte sie etwas dagegen, aber sie machte die Tür auf und ließ ihn ein .
    »Guten Abend.« Der Maresciallo drehte seinen Hut in den Händen und entschuldigte sich nochmals bei dem jungen Mann, der linkerhand in der Küche am Tisch saß. Die Teller waren nicht eilig abgeräumt worden, so daß sich der Maresciallo wunderte, warum es so lange gedauert hatte, bis sie die Tür aufmachten .
    »Er muß telefonieren. «
    »Ist schon in Ordnung.« Der junge Mann stand lächelnd auf .
    »Lassen Sie sich nicht beim

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