Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
Essen stören. «
    »Ich zeige Ihnen nur das Telefon. Ich will vermeiden, daß Sie sich in diesen riesigen Gemächern verlaufen.« Er ging am Maresciallo vorbei und schaltete das Licht in einem anderen Zimmer an. Es war ein freundliches Wohnzimmer, voller Bücher und kleiner, farbenfroher Teppiche. »Hier bitte. Ich lasse Sie allein. «
    Der Maresciallo machte nur einen Anruf, bei der Kommandantur am Borgo Ognissanti. Er wußte, daß sein Vorgesetzter Urlaub in den Bergen machte, und wurde mit einem jungen Leutnant verbunden, den er nicht kannte. Er erläuterte ihm die Fakten, so knapp es ging, und sagte dann: »Ich bleibe hier, bis jemand vom Büro des Staatsanwalts kommt. «
    »Gut. Wenn Sie das Gefühl haben, Sie kommen mit allem zurecht … Sie können sich gar nicht vorstellen, wie schwierig hier alles ist, wenn man nur eine rudimentäre Belegschaft hat. «
    »Natürlich. Machen Sie sich keine Sorgen, ich komme schon zurecht. «
    Nachdem er aufgelegt hatte, schaute er sich im Zimmer um, schaltete dann das Licht aus und öffnete die Tür. Dabei hörte er, wie der Mann leise sagte: »Mach dir keine Sorgen. «
    Die beiden saßen am Tisch, aßen aber nicht. Der Maresciallo bat sie sitzenzubleiben .
    »Ich finde schon allein hinaus, aber ich fürchte, ich muß Sie später oder vielleicht morgen früh noch einmal belästigen. Routinebefragungen, Sie verstehen. «
    »Natürlich. Wenn es morgen ginge, wäre ich Ihnen dankbar. Wir wollten nämlich heute abend ausgehen«, meinte der Mann .
    Seine Frau beobachtete ihn, während er sprach, und sah dann den Maresciallo fragend an .
    »Gut, dann morgen.« Schon erstaunlich. Sie hatten ihm keine einzige Frage gestellt und den Namen der toten Nachbarin nicht einmal erwähnt. Freilich hatte er ihn auch nicht erwähnt. Aus Gründen, die nur er kannte, wollte er nicht, daß die Wahrheit schon jetzt ans Licht kam. Leise schloß er die Wohnungstür hinter sich. Allem Anschein nach ein nettes Paar, nett und intelligent, aber irgendwie merkwürdig, daß sie so gar nicht neugierig waren .
    Er verscheuchte sie aus seinen Gedanken, als er von oben Stimmen hörte, denn da er Pippo allein zurückgelassen hatte, bedeutete das, daß jemand dazugekommen war. Das konnte schlecht die unmittelbare Folge seines Anrufs sein .
    Verärgert beschleunigte er seine Schritte und erreichte atemlos, den Hut an die Brust gedrückt, den Treppenabsatz. Die Tür stand offen, und die winzige Wohnung war von Geplapper und Zigarettenrauch erfüllt .
    »Zum Kuckuck noch mal …« Er war keine fünf Minuten weg gewesen !
    Pippo unterhielt sich angeregt mit einem untersetzten jungen Mann in Dunkelblau. Im Schlafzimmer saß eine ältere Frau auf dem einzigen Stuhl und wartete offenbar auf etwas .
    »Was ist denn hier los? «
    Pippo hielt mitten im Satz inne, und der junge Mann drehte sich, eine Zigarette im Mundwinkel, mit schiefem Grinsen um .
    »Galli!« Der Maresciallo erkannte den Journalisten von der Nazione. »Wie zum Teufel … «
    »Ich habe meine Methoden.« Galli streckte ihm die Hand entgegen, und der Maresciallo mußte sie wohl oder übel schütteln. Es war durchaus nicht so, daß er den Mann nicht gemocht hätte, vielmehr empfand er dessen Berichterstattung immer als aufrichtig, was man wahrhaftig nicht von vielen Journalisten behaupten konnte. Aber seine Art, stets zu früh aufzukreuzen, konnte einen rasend machen. Zumindest zu früh für den Maresciallo. Und dann hatte es da diesen Fall gegeben, bei dem er nicht nur vor der Polizei am Tatort aufgetaucht war, sondern auch noch einen Zeugen ausfindig gemacht hatte, den die Polizei nicht entdeckt hatte, und, statt sie zu informieren, die Aussage des Mannes in der Zeitung veröffentlicht hatte, natürlich mit dem Hinweis, daß die Polizei es versäumt habe … tja. So war das .
    »Wenn ich im Weg bin, gehe ich«, bot Galli an .
    »Sie meinen, Sie haben bereits, was sie wollten.« Hatte er aber nicht, jedenfalls nicht aus dem Gespräch mit Pippo, tröstete sich der Maresciallo. Es sei denn, er hatte sich die Leiche genau angesehen. Schließlich war er kein Dummkopf .
    »Diese Geschichte gibt nicht mehr her als ein paar Zeilen«, sagte er auf gut Glück, ohne direkt zu lügen .
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Mitten im August? Wenn die Katze meiner Oma Selbstmord begangen hätte, würde sie eine halbe Seite und ein Foto bekommen! «
    Der Maresciallo war erleichtert. Trotzdem sagte er: »Es wäre mir lieber, Sie würden gehen, bevor der

Weitere Kostenlose Bücher