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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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war. Sie wissen ja, wie das ist. «
    »Nein. Was war denn gestern abend? «
    »Wir haben gefeiert. Ein großes Abendessen draußen auf dem Platz. Franco hat alles organisiert. Da außer uns alle fort sind, die meisten am Meer, sind wir auf die Idee gekommen, irgendwas zu veranstalten, um am Fünfzehnten unseren Spaß zu haben. Wir haben beschlossen, wir feiern am Vierzehnten abends – das war Francos Idee –, damit wir heute früh alle ausschlafen können. Ein paar von uns haben morgen noch frei, ich selber auch. Jeder hat vier Wochen lang jede Woche soundsoviel einbezahlt, und gestern abend hat es dann ein tolles Essen gegeben. Vier Gänge. Ein schön gedeckter Tisch – mit Kerzen und allem Drum und Dran. Mimmo hat Ziehharmonika gespielt, und danach wurde ein bißchen getanzt. Clementina hat auch getanzt. Sie hat sich königlich amüsiert …« Verlegen hielt er inne und warf wieder einen Blick auf die leblose Clementina .
    »Sie … sie hat ein paar Tropfen zuviel erwischt und bekam ein ganz rotes Gesicht … Wir haben es sogar geschafft, sie eine Zeitlang vom Putzen abzuhalten.« Er senkte die Stimme, als befürchtete er, sie könnte sich gegen eine solche Verleumdung zur Wehr setzen. »Wir haben sie dazu gebracht zu tanzen. Die jungen Burschen haben so getan, als würden sie sich um sie streiten – alles nur zum Spaß, wissen Sie, ohne böse Absicht. «
    »Ist das nicht manchmal ein bißchen zu weit gegangen? «
    »Nein, nein, das würde ich nicht sagen. «
    »Franco meint schon«, sagte der Maresciallo, der die günstige Gelegenheit nutzen wollte .
    »Tut er das? Na ja, wenn überhaupt, geht den jungen Burschen gelegentlich der Gaul durch, aber die waren bei unserem Essen nicht dabei, die haben in ihrem Alter was Besseres zu tun, als mit den alten Leuten zu essen. Die sind erst nach Mitternacht auf ihren knatternden Mopeds zurückgekommen. Mag sein, daß sie sie ein bißchen auf den Arm genommen haben, aber nicht mehr als sonst. Ich meine, daß sie Sie einfach so mitten in der Nacht angerufen hat … «
    Schon wieder dieser Anruf, den der berühmte Franco am Telefon erwähnt hatte. Vorerst verschwieg der Maresciallo, daß er nichts davon wußte. Er wollte sich lieber erst bei seinen Jungs erkundigen .
    »Erzählen Sie weiter, was heute abend passiert ist. Sie dachten also, sie hat bestimmt einen Kater, habe ich recht? «
    »So was in der Art. Oder einen verdorbenen Magen. Sie hat kräftig zugelangt gestern abend, und sie ist es nicht gewohnt, so viel zu essen. Jedenfalls, als ich gesehen habe, daß das Fenster offen ist, und weil das Gerüst dasteht … «
    »… sind Sie hinaufgeklettert. «
    »War das unrecht? Was ist, wenn sie Hilfe gebraucht hätte? Franco hat gesagt … «
    »Nein, nein. Das war völlig richtig, davon bin ich überzeugt. «
    »Franco wäre selber raufgeklettert, aber er ist ein bißchen schwer, und ich bin ziemlich gut in Form, auch wenn ich das selbst sage. Ich spiele noch immer ganz passabel Fußball. Genauer gesagt … «
    »Sie sind also hier heraufgeklettert. Erzählen Sie mir genau, was Sie gesehen haben. «
    »Ich habe ins Wohnzimmer geschaut und dann ins Schlafzimmer – die Schlafzimmertür war offen –, und dann … «
    »Als Sie ins Schlafzimmer geschaut haben, war da das Bett gemacht? «
    »Nein, es war zerwühlt. «
    »Haben Sie es angerührt? «
    »Nein, ich bin nicht mal hineingegangen, weil ich gesehen habe, daß sie nicht drin ist. «
    Das war zumindest etwas .
    »Glauben Sie, daß sie ihr Bett den ganzen Tag ungemacht lassen würde? «
    »Clementina? Das soll wohl ein Witz sein! «
    »Ich frag ja nur. «
    »Sie kennen sie nicht! «
    »Nein. Wenn sie also heute morgen noch am Leben gewesen wäre, hätte sie ihr Bett gemacht. «
    »Und ob sie es gemacht hätte! Ach … ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Sie denken, daß sie die ganze Zeit – ich meine, seit gestern abend … «
    »Erzählen Sie weiter. «
    »Wo war ich gleich wieder? Ach ja, ich bin hier hereingekommen und habe sie gesehen. Sie lag da drüben, so halb auf den Knien«, er deutete auf den Herd, »mit dem Kopf im Backrohr, und das Gas war an. «
    Der Maresciallo schaute zu dem kleinen Fenster hinüber .
    »War das offen? «
    »Nein, das habe ich aufgemacht. Das war das erste, was ich gemacht habe, wegen dem Geruch – nein, als erstes bin ich zu ihr hin und habe sie angefaßt. Sie hat tot ausgesehen, aber ich bin kein Fachmann, und man weiß ja nie. Und dann habe ich das Fenster aufgemacht …

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