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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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hinaus und machte auf .
    »Es hat geheißen, Sie sind hier fertig …« sagte der erste Träger, der heraufkam .
    »Sind wir auch. Sie können sie mitnehmen. «
    Die Männer taten ihre Arbeit. Als sie mühsam wieder hinuntergingen, hörte der Maresciallo einen von ihnen ärgerlich rufen: »Hochkant! Du mußt sie hochkant stellen, sonst kommst du bei diesen verdammten alten Treppen nicht um die Ecke! «
    Geduldig wartete er noch eine Zeitlang, bis jemand kam, um die Siegel anzubringen, dann steckte er die Hausschlüssel ein, stieg die düsteren Treppen hinunter und ging in die Bar, um Franco einen Besuch abzustatten .

3
    Das verschwommene gelbe Licht der Straßenlaternen und die feuchte Wärme der Augustnacht verliehen dem winzigen Platz, der, wie die Frau des Maresciallo gesagt hatte, kaum mehr war als eine verbreiterte Straße, eine heimelige Atmosphäre. Die Männer an den Tischen vor Francos Bar unterhielten sich oder spielten Karten. Ihre Frauen beugten sich über ihren Köpfen aus den erleuchteten Fenstern, fächelten sich mit Taschentüchern Kühlung zu, rauchten, tauschten Neuigkeiten aus oder beklagten sich über die Luftfeuchtigkeit. Aus sämtlichen Fernsehern in sämtlichen Wohnungen plärrte dieselbe Filmmusik. Franco stand in der Tür zur Bar, unrasiert, die Hände behaglich auf dem dicken Bauch. Der Maresciallo zwängte sich zwischen den Tischen hindurch .
    »Ich dachte mir schon, daß Sie kommen würden«, sagte der massige Barbesitzer. »Kommen Sie herein und nehmen Sie Platz. «
    Sein Fernseher war noch lauter als die anderen, da er ihn zur Straße hin gedreht hatte, damit die Männer von draußen etwas sehen konnten .
    Der Maresciallo setzte sich an den Tisch, an dem er vor kurzem sein angeschlagenes Auge gekühlt hatte, und Franco ging hinter die Bar, um zwei Gläser und eine gekühlte Flasche aus dem Eisschrank unter dem Tresen zu holen. Er hielt die Flasche hoch und sagte etwas, was der Maresciallo wegen der Filmmusik, zu der im Moment auch noch eine Schießerei kam, unmöglich verstehen konnte. Doch da er sah, daß auf dem Etikett Pinot Grigio stand, nickte er. Zum Glück sagte Franco, sobald er die Flasche geöffnet und auf den Tisch gestellt hatte, mit einem Lächeln: »Ich drehe den Ton etwas leiser, damit wir reden können. «
    Daraufhin ertönte draußen lautes Protestgeheul, aber Franco ging hinaus und verschaffte sich mit erhobener Hand Gehör .
    »Habt ein paar Minuten Geduld, ich muß mit dem Maresciallo reden.« Der Protest erstarb. Er hatte den Platz so fest im Griff, als handelte es sich um eine Schule. Der Maresciallo konnte nicht umhin, ihn dafür zu bewundern, erkannte aber gleichzeitig, daß er nur das herausfinden würde, was er nach Ansicht Francos herausfinden sollte, und daß er, falls es sich der imposante Barbesitzer in den Kopf setzen sollte, jemanden zu schützen, wenig oder nichts dagegen unternehmen konnte. Es blieb abzuwarten, ob Franco zur Zusammenarbeit bereit war .
    »Ich würde ihn ja ganz ausschalten«, bemerkte er, während er sich hinsetzte und die beiden Gläser füllte, »aber es ist besser, sie den Film weiter anschauen zu lassen. Schließlich wollen wir zwei uns unterhalten können, ohne daß uns alle anderen zuhören. «
    »Stimmt. «
    »Auf Ihr Wohl. «
    »Auf das Ihre. «
    »Also, wie läuft’s denn so? «
    Mit weit geöffneten Augen trank der Maresciallo einen Schluck aus dem beschlagenen Glas. Klar, daß Franco die Fragen stellte! Und er war keineswegs verstimmt, als er keine Antwort bekam. Er redete mit seiner sanften Stimme einfach unbeirrt weiter .
    »Ich selber habe da oben nichts angerührt. Ich habe sie nicht einmal angeschaut. Ich hielt es für falsch, unnötig Verwirrung zu stiften, überall noch mehr Fingerabdrücke zu hinterlassen und so weiter. «
    »Fingerabdrücke? «
    »Das bleibt unter uns, Sie verstehen. Glauben Sie ja nicht, daß ich Ihnen sagen will, wie Sie Ihre Arbeit machen sollen, aber ich kenne die Leute hier im Bezirk, und wenn Sie meinen Rat hören wollen, lassen Sie sie vorerst lieber in dem Glauben, daß es Selbstmord war. Ich habe nichts gesagt.« Er zwinkerte ihm vertraulich zu. »Ich glaube, Sie werden mir recht geben, daß es das beste ist … «
    Der Maresciallo war zu verblüfft, um die Fragen zu sondieren, die ihm durch den Kopf schossen, und klug genug, um den Mund zu halten. Wenn Franco Clementina nicht einmal angesehen hatte – es war ohnehin absurd, sich vorzustellen, daß er genügend gerichtsmedizinische

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