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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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haben getan, was wir konnten. Sie hatte am letzten Abend ihres Lebens ein ordentliches Gelage. Das freut mich wirklich, obwohl ich, wie gesagt, nicht glücklich darüber bin, daß sie Sie anrufen wollte. «
    »Erzählen Sie mir von diesem Anruf. «
    »Sie wissen doch bestimmt schon alles, die auf dem Revier haben Ihnen sicher längst alles gesagt. «
    »Schon, aber erzählen Sie mir Ihre Version. «
    »Also, es muß so gegen drei Uhr nachts gewesen sein – oder vielleicht erst halb drei, sagen wir, halb drei. «
    »Dann haben Sie so lange gefeiert? «
    »Ja und nein … Eigentlich war das Fest zu Ende, aber ein paar von den Männern hingen noch herum, und Clementina ist eine, die … Die Frauen waren alle längst zu Hause und ins Bett gegangen, aber sie war noch da. «
    »Mitten unter lauter Männern? «
    »Sie dürfen nicht vergessen, daß sie nicht ganz richtig im Kopf war. Wenn sie nach ihr gegrapscht haben, bildete sie sich ein, sie meinen es ernst, und sie haben sie in dem Glauben gelassen .
    Manchmal sind sie ein bißchen zu weit gegangen, aber fast immer war es Clementina die damit angefangen hat. Sie hat es genossen, im Mittelpunkt zu stehen. «
    »Und waren das dieselben Leute, die sie damit kujoniert haben, daß sie am Gerüst hinaufgeklettert sind, wie ich von Pippo erfahren habe – war das gestern auch so? «
    »Das war fast jeden Abend so, aber das waren die jungen Burschen, nicht die Männer. Seitdem dieses Gerüst dasteht … «
    »Wieso steht es eigentlich im August da? «
    »Fragen Sie mich was Leichteres. Die Stadt hat verfügt, daß die Fassade gerichtet werden muß, nachdem gefährlich große Verputzbrocken heruntergefallen sind, aber wenn Sie mich fragen, ist kein Geld dafür da. Man hat das Gerüst aufgestellt, aber mit der Arbeit haben sie noch gar nicht angefangen, und inzwischen hat Clementina das Netz abgerissen, um ihre Tauben füttern zu können. «
    »Stimmt es, daß sie den Burschen, die da hinaufgeklettert sind, eimerweise Wasser über den Kopf gekippt hat? «
    »Immer wieder. Ich bin oft zu ihr hinüber und habe gesagt: ›Mach doch deine Fenster zu und geh ins Bett, dann verschwinden sie schon.‹ Aber zwei Minuten später hat sie sie wieder aufgerissen und zu plärren angefangen und Wasser hinuntergeschüttet. Dabei war es zwecklos, die jungen Kerle anzuschreien. Die wußten genausogut wie ich, daß es ihr Spaß macht. «
    »Nicht sehr angenehm für die Leute in der Wohnung unter ihr. «
    »Da haben sie recht. Vor allem, nachdem sie … «
    »Was? «
    »Nichts. Die Armen. Wissen Sie, er studiert, und der Lärm hat ihn sicher oft gestört. Ein nettes, anständiges junges Paar. «
    »Ja. Aber wenn jede Nacht so ein Radau war, wie kommt es, daß mich Clementina gestern nacht rufen wollte? «
    »Dazu komme ich noch. Wie ich schon sagte, haben wir hier gerade dichtgemacht. Das Licht war noch an, und der Rolladen war halb heruntergelassen, wenn ich mich recht erinnere. Als ich hinausgegangen bin, um ihn ganz hinunterzuziehen, war unter ihrem Fenster ein Lärm, der die Toten aufgeweckt hätte, und einer der Burschen – wer es war, konnte ich nicht sehen – hat sich auf das Gerüst geschwungen. Ich habe hinübergerufen, sie sollen endlich damit aufhören, weil die anderen Leute schlafen wollen. Ich habe noch gewartet, bis der Bursche heruntergeklettert ist und alles ruhig war, und dann bin ich ins Haus gegangen. Deshalb bin ich auch dazwischengegangen, als sie versucht hat, Sie anzurufen. Eine gute halbe Stunde lang war alles ruhig, und dann hat sie auf einmal an meinen Rolladen geschlagen und gesagt, sie wolle die Carabinieri anrufen. Verstehen Sie, was ich meine? «
    Der Maresciallo begann zu verstehen, war aber nicht sicher, ob er nicht alles noch komplizierter machte, wenn er das bestätigte. Er starrte lange in sein Glas und überlegte, wie er Franco dazu bringen könnte, ihm nachzuschenken. Als der Maresciallo nicht reagierte, wiederholte Franco: »Sie verstehen doch, oder? Sie hatte ziemlich viel getrunken, sogar sehr viel für ihre Verhältnisse. Ich erinnere mich noch, daß sie beim Tanzen ganz rot im Gesicht war. Sie war ein bißchen betrunken – na ja, warum nicht ab und zu? Für sie war es ein Mordsspaß. Aber seit einer guten halben Stunde war alles ruhig gewesen. Ich habe den Rolladen ein Stück hochgezogen, sie hereingelassen und gleichzeitig einen Blick nach draußen geworfen. Keine Menschenseele weit und breit. Trotzdem hat sie den Hörer von der Gabel gerissen und

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