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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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vor lauter Panik wegen dem Mietvertrag und dem Baby nicht gemerkt habe, hat er nicht bekommen, was er wollte. «
    »Machte er denn einen verzweifelten Eindruck? «
    »Nein, das nicht … Dafür war er zu fröhlich, zu hämisch und sarkastisch. Nein, verzweifelt war er nicht, aber er hat improvisiert und hatte es offenbar eilig. Es stimmt, daß ich damals dachte, er würde zurückkommen, sonst wären wir bestimmt nicht zum Mieterschutzbund gegangen, aber ich konnte nicht klar denken, weil ich Angst hatte – nicht nur vor ihm, sondern weil die Anhörung bevorstand und all das. «
    »Und Sie wissen nicht, ob er von Clementina Geld verlangt hat? «
    »Sie hat nichts davon erwähnt, aber wie gesagt, sie hat nur wirres Zeug geredet. Am nächsten Tag habe ich ihr gesagt, daß wir zum Mieterschutzbund gehen, und gefragt, ob sie mitkommen will. Inzwischen hatte sie sich beruhigt und war, wie üblich, damit beschäftigt, unten vor der Haustür zu putzen .
    ›Wenn ich da hingehen will, gehe ich auch! Ich finde den Weg schon allein!‹ Sie hat auf Knien geschrubbt und mich von unten mit diesem durchdringenden, blauäugigen Blick angesehen, der besagte, daß sie klar bei Verstand war und nur so laut sprach, um den Schein zu wahren. Es würde mich interessieren, ob sie hingegangen ist … «
    »Das werde ich überprüfen«, sagte der Maresciallo. Er stand auf und zog eine Visitenkarte aus der Brusttasche. »Da ist meine Telefonnummer. Falls Ihnen sonst noch was einfällt oder falls Bianchi noch einmal auftaucht … «
    »Aber wenn Sie schon mit ihm gesprochen haben«, sagte Linda Rossi, »und er zugibt, daß er mich gesehen hat … Können Sie ihn denn nicht festnehmen? «
    Da dem Maresciallo sein Täuschungsmanöver, das er, um ehrlich zu sein, ganz vergessen hatte, sehr peinlich war, sagte er nur: »Ich möchte ihn vorerst lieber nur im Auge behalten, bis ich mehr gegen ihn in der Hand habe. Noch kann ich ihn nicht verhaften, sonst würde ich es tun. «
    Das zumindest entspricht der Wahrheit, dachte er, als er die Treppe hinunterstapfte. Die Rossis hatten versprochen, ihn anzurufen, falls sich irgend etwas tat, aber welchen Sinn es haben sollte, überall seine Visitenkarten zu hinterlassen für den Fall, daß zwei Männer, über die er nichts wußte, die Güte haben sollten, ihm zuliebe ein zweites Mal vorzusprechen, wußte er auch nicht. Eines allerdings wußte er genau, als er sich schwungvoll auf den heißen Fahrersitz niederließ, nämlich daß er eine kalte Dusche und etwas zu essen brauchte und sich, wenn irgend möglich, ausruhen wollte .
    Er kam nur in den Genuß einer kalten Dusche, denn kaum war er in eine frische Uniform geschlüpft, wurde er auch schon in das Büro des Oberstaatsanwalts gerufen .
    7
    Bis nachmittags um vier war es so schwül geworden, daß einem das Atmen Mühe bereitete. Fast alle Leute auf der Straße trugen Sonnenbrillen, weil das grellweiße Licht der dunstverhangenen Sonne in den Augen wehtat. Der Maresciallo hatte Kopfweh, und es wurde immer stärker. Vielleicht kam es vom Hunger oder von der schlechten Laune, in die ihn der Stellvertretende Staatsanwalt versetzt hatte, doch sehr wahrscheinlich lag es am Wetter, da alle anderen Leute ringsum ebenso erschlagen wirkten. Langsam überquerte er den Ponte Santa Trinità. An solchen Tagen hatte es keinen Sinn, sich zu beeilen, weil ohnehin alles, was man in Angriff nahm, schiefging; je weniger man sich anstrengte, desto besser. Man kann gegen so manches ankämpfen, nicht aber gegen den August. Im August blieb einem nichts anderes übrig als abzuwarten, bis er vorbei war. Zu dieser Erkenntnis war der Maresciallo um halb drei gelangt, nachdem er wieder in sein Auto gestiegen war, um mit leerem Magen zu der Unterredung mit dem Staatsanwalt zu fahren, und feststellen mußte, daß es nicht ansprang. Es war sein eigenes Auto, kein Streifenwagen, aber normalerweise hätte er einen Mechaniker von der Kommandantur gebeten, einen Blick unter die Haube zu werfen. Doch jetzt hatte es gar keinen Sinn anzurufen, weil es garantiert heißen würde, daß in Anbetracht der Tatsache, daß August war … Der ganze Zorn und der Frust, der in ihm aufgestiegen war, als das Auto nicht anspringen wollte, verebbte und hinterließ eine Art teilnahmsloser Lethargie. Obwohl er den Mannschaftswagen hätte nehmen können, der neben seinem Fiat 500 stand, stieg er einfach aus und ging zu Fuß, vielleicht um sich selbst eins auszuwischen, vielleicht auch dem Staatsanwalt, der sich

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