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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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Maresciallo machte ein aufmerksames Gesicht und gab sich Mühe mitzubekommen, worum es ging. Offenbar wollte der Staatsanwalt die Presse informieren, daß es sich bei dem Fall um einen Mord handelte und nicht um Selbstmord. Na gut, sei’s drum. Die würden sich freuen. Das war besser als streunende Hunde. Er erhob sich, als der Staatsanwalt aufstand. Offenbar war die Unterredung beendet .
    Als er den Gang hinunterging, hörte er den Staatsanwalt in der offenen Tür zu seinem Protokollführer sagen: »Daß dieser Mann aber auch nichts kapiert …! «
    Vielleicht sollte der Maresciallo das mitbekommen .
    Als er diesmal die Brücke überquerte, begegnete er einem Paar mittleren Alters, das sich erschöpft und gereizt über einem Stadtplan zankte. Der Maresciallo konnte die Sprache nicht verstehen, aber das war auch nicht nötig. Als die beiden weitergingen, marschierte die Frau schmallippig voraus, der Mann zehn Schritte hinter ihr, während er resigniert versuchte, den bunten, sperrigen Stadtplan zusammenzufalten. Das eine Wort, das er ausstieß, als der Plan einriß, verstand der Maresciallo. Letzten Endes war es immer noch besser zu arbeiten, als sich als ortsunkundiger Tourist durch Florenz zu schleppen. An der Ecke der Uferstraße hatte eine Bar geöffnet; gerade wollte er hineingehen, um sich ein Sandwich zu holen, da fiel sein Blick auf ein Messingschild an der Tür nebenan .
    Italmoda,Export, 1. Stock. Ob es einen Sinn hatte, hinaufzugehen und zu klingeln? War er nicht zu der Einsicht gelangt, je weniger er heute zu erreichen versuchte, desto besser? Am Ende entschied er sich für einen Kompromiß: Erst wollte er in Ruhe sein Sandwich essen, und danach konnte es nichts schaden, einfach zu läuten, da er ohnehin keine Hoffnung hatte, jemanden anzutreffen, und folglich nicht enttäuscht sein würde .
    Er entschied sich für eine große Scheibe Brot mit frischen Tomaten und Basilikumblättern, beträufelt mit etwas Olivenöl, und bestellte dann noch einen Espresso .
    »Schlimmer kann es nicht werden«, brummte der Mann hinter der Bar. Überflüssig zu sagen, was er damit meinte .
    »Stimmt«, bestätigte der Maresciallo mit vollem Mund. Er hatte solchen Hunger, daß er beschloß, noch ein Sandwich zu essen .
    »Mit Tomaten? Noch einmal dasselbe? «
    »Ja. «
    »So geht das jetzt schon seit einer Woche jeden Nachmittag, und jeden Tag bin ich überzeugt, daß es ein Gewitter gibt, aber es kommt einfach nicht. Ich persönlich mag ja die Hitze, aber wenn es so feucht ist wie jetzt … Ich habe schon drei Aspirin genommen, aber ich habe das Gefühl, gleich platzt mir der Kopf. «
    »Mir geht es genauso«, sagte der Maresciallo, »und wahrscheinlich hat im Umkreis von Kilometern keine Apotheke offen. «
    »Hier, bitte«, sagte der Barmann und reichte ihm eine Schachtel Tabletten über den Tresen, »obwohl Sie die lieber nicht nehmen sollten, wenn Sie einen Kaffee trinken wollen. Wie wäre es mit einem Eistee? «
    »Wahrscheinlich haben Sie recht. «
    »Ich schenke Ihnen einen ein – machen Sie sich keine Gedanken wegen dem Kaffee. So wie ich das sehe, gilt für den August dasselbe wie für Kriegszeiten: Wir müssen uns gegenseitig helfen. Erinnern Sie sich an die Überschwemmung? «
    »Damals war ich nicht in der Stadt … «
    »Da war es genauso. Die Leute haben einander geholfen. Ich weiß noch, daß ich mit einem Boot herumgepaddelt bin und das ganze Mineralwasser verteilt habe, das ich auf Lager hatte. Überall Wasser, und nicht ein Tropfen zu trinken. Macht dreitausend Lire. Den Kaffee vergessen wir. «
    »Vielen Dank. «
    »Gern geschehen. «
    Italmoda, Export, 1. Stock .
    Ein imponierendes Gebäude mit einem Teppichläufer auf der Marmortreppe und glänzenden Messingschildern an jeder Tür. Der Maresciallo läutete im ersten Stock links und wartete nur wenige Sekunden, bevor er kehrtmachte, um wieder hinunterzugehen. Als er den Türsummer hörte, blieb er wie angewurzelt stehen .
    »Na, das ist ja ein Ding!« murmelte er, kehrte um und drückte die Tür auf. Jemand hatte ihn hereingelassen, aber drinnen war alles still und wirkte verlassen. Er ging einen kurzen, breiten Flur entlang, in dem sich auf einer Seite bis zur Decke Versandkartons stapelten .
    »Ist jemand da? «
    »Wer ist da?« rief eine überraschte Frauenstimme. Links hinter dem Maresciallo ging eine Tür auf. Er drehte sich um .
    »Oh! «
    »Habe ich Sie erschreckt?« fragte der Maresciallo. »Aber Sie haben mich doch hereingelassen. «
    »Ich habe

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