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Tod einer Verrückten

Tod einer Verrückten

Titel: Tod einer Verrückten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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ich nicht verstanden, womit er ihr gedroht haben könnte. Sie wohnte allein und hatte nicht das Problem, das wir haben. Natürlich war da diese Sache, daß sie keine Miete zahlte, und ich habe mich gefragt, ob sie nur einfach nicht gezahlt hat – Sie wissen schon, daß sie die verrückte Alte gespielt und gedacht hat, sie kommt damit durch, daß sie einfach nicht zahlt. «
    »Aber was Genaueres hat sie Ihnen nicht gesagt? «
    »Nein. Sie hat sich in einen hysterischen Zustand hineingesteigert. Das ist ab und zu vorgekommen. Sie hat angefangen, wüst herumzufluchen und unflätige Schimpftiraden loszulassen, einfach so. Und am Ende hat sie geweint. Ich habe versucht, ihr klarzumachen, daß der Mann mir auch gedroht hat, aber sie hörte gar nicht hin. Das war nicht etwa einer ihrer verrückten Augenblicke, Maresciallo, sondern sie hatte wirklich Angst, und ich bin überzeugt, daß sie sich deshalb umgebracht hat. Selbst ich – auch wenn es stimmt, daß wir keine Lira übrig haben und ziemlich verzweifelt sind, weil uns die Zwangsräumung droht –, aber ich bin wenigstens nicht allein auf der Welt und nicht so arm wie sie. Ich war nicht überrascht, als ich gehört habe, was passiert ist. «
    »Sind Sie sicher«, fragte der Maresciallo, »daß sie auch einen Zwangsräumungsbefehl erhalten hat? So etwas wirft man doch nicht weg, und ich habe nichts gesehen … «
    »Sicher bin ich nicht, weil sie nie was davon gesagt hat. Sie hat lediglich einmal gesagt, daß sie keine Miete zahlt – und nachdem Bianchi auch zu ihr hinaufgegangen ist … «
    »Schon, aber wenn er auf eigene Faust abkassiert hat, war es vielleicht nur ein Versuch. «
    »Aber warum hatte sie dann solche Angst? Und warum hat sie sich umgebracht? «
    Der Maresciallo erwog kurz, ihr die Wahrheit zu sagen, überlegte es sich aber anders. Was konnte das zu diesem Zeitpunkt nützen? Es würde ihr lediglich Angst einjagen, weil sie den ganzen Tag allein zu Hause war. Schließlich sagte er: »Holen Sie Ihr Baby nach Hause. Ist es eigentlich ein Junge oder ein Mädchen? «
    »Ein kleines Mädchen. Zweieinhalb Monate. Haben Sie auch Kinder? «
    »Zwei. Zwei Jungen.« Dann sagte er zu Rossi: »Sollte dieser Kerl noch einmal kommen, geben Sie ihm auf keinen Fall Geld. «
    »Bestimmt nicht. «
    »Hat er Ihnen eine Frist gesetzt?« Rossi schaute seine Frau an .
    »Nein, hat er nicht … Ich dachte, er kommt bestimmt irgendwann wieder, aber das ist jetzt vier Wochen her, und er hat sich nicht mehr blicken lassen … Jetzt, wo Sie es sagen … irgendwas war merkwürdig an der Sache. Ich war zu aufgeregt, um das damals zu registrieren, aber jetzt ist mir einiges klargeworden. Irgendwie war das Ganze … improvisiert. Wenn ich daran zurückdenke, glaube ich, daß er an Ort und Stelle möglichst viel aus mir rausholen wollte. «
    »Komm schon, Linda«, sagte ihr Mann und drückte ihre Hand. »Er wird wohl kaum erwartet haben, daß du drei Millionen aus dem Geldbeutel holst. «
    »Glauben Sie mir, Maresciallo!« Sie zog ihre Hand weg .
    »Ich bin überzeugt, daß er improvisiert hat und auf der Stelle Geld wollte oder brauchte. Schließlich hätte ich ihm einen Scheck geben können, wenn er gedeckt gewesen wäre – und ich habe Ihnen ja gesagt, daß er sich auf eine Art umgesehen hat, die mich beunruhigt hat. Ich wette, er hat versucht abzuschätzen, wieviel er rausholen kann. «
    »Dann hat er sich vertan«, sagte Rossi, »denn wir besitzen keine Lira. «
    »Aber trotzdem habe ich recht. Sehen Sie sich um, Maresciallo. Diese Wohnung ist winzig, aber alle unsere Sachen sind gut. Das liegt daran, daß wir ein paar schöne Möbelstücke geerbt haben, als meine Schwiegermutter starb. Mein Mann hat einen Bruder und eine Schwester, so daß nicht viel übriggeblieben ist, nachdem alles geteilt war, aber sehen Sie das Kaffeeservice da drüben? Echtes Silber, und die zwei Teppiche sind echte Perser. Die paar Sachen, die wir selbst gekauft haben, stammen aus dem billigsten Kaufhaus, aber alles in allem sieht es hier nach mehr Geld aus, als wir haben. «
    »Das stimmt …« Der Maresciallo war kein Fachmann. Als er die Wohnung zum ersten Mal betreten hatte, war ihm nur aufgefallen, wie freundlich und hübsch sie aussah, zumal im Vergleich zu Clementinas Wohnung, aber dieser Bianchi hatte sie natürlich mit anderen Augen betrachtet .
    »Ich könnte schwören«, sagte Linda Rossi, »daß er zufrieden abgezogen wäre, wenn ich ihm das Kaffeeservice gegeben hätte, und nur weil ich das

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