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Tod eines Centurio

Tod eines Centurio

Titel: Tod eines Centurio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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speisten wie Figuren bei Homer, dessen Helden offenbar auch nie etwas anderes essen als Fleisch. Diese Männer von jenseits des Rhenus waren in der Lage, es bei einem Mahl gleich pfundweise zu verschlingen, ohne einen Happen Brot oder ein wenig Obst zur Abwechslung.
    Sie warfen die Knochen ins Feuer und wischten sich ihre fettigen Hände am Boden pingelig sauber.
    Einige von ihnen hoben zu einer Art kollektivem Brummen an, das möglicherweise ein Lied darstellen sollte. Niemand schenkte uns auch nur die geringste Beachtung, wofür ich verhalten dankbar war. Doch zu diesem Zeitpunkt schien selbst ein schneller Tod eine unverantwortlich optimistische Vorstellung. Je weniger diese schrecklichen Gestalten Notiz von mir nahmen, desto besser. Erschöpft von der langen, schlaflosen Nacht und den Ereignissen des Tages, begann ich einzudösen, als das allgemeine Gemurmel plötzlich erstarb, was mich sofort wieder hochschrecken ließ.
    »Jemand kommt aus der großen Hütte«, stöhnte Hermes geradezu. »Was jetzt?«
    Auf der Schwelle der größeren Hütte nahm ich einen Schatten wahr. Jemand trat aus dem Eingang und ging auf die Stelle zu, wo wir gefesselt saßen. Der Gang kam mir irgendwie bekannt vor. Mein Blick wanderte an den langen, schlanken Beinen und dem üppigen, fellbekleideten Körper hoch und verharrte zuletzt auf jenem unvergleichlichen Gesicht.
    »Hallo, Freda! Nett, dich hier zu treffen! Das Ganze ist bloß ein Mißverständnis, nicht wahr? Warum bindest du uns nicht los, und dann machen wir es uns bequem und...« Wenn ich meine Zunge nicht blitzschnell zurück gezogen hätte, als sie mir unter das Kinn trat, hätte ich sie mir wahrscheinlich abgebissen.
    Die Krieger quittierten diese Demonstration gepflegten Humors mit brüllendem Gelächter.
    »Gut, daß sie barfuß ist, was?« meinte Hermes. Eine Spur von Befriedigung lag in der Stimme des kleinen Mistkerls. Bis jetzt hatte er alle Prügel ab bekommen.
    Es gelang mir, mich wieder in eine sitzende Position zu bringen, und ich blinzelte, bis die Sternchen vor meinen Augen verschwunden waren. Als ich wieder klar sehen konnte, loderten die Feuer hoch. Freda stand über mir, aber ihre mürrische Miene war verschwunden. Sie lächelte fröhlich, offensichtlich entzückt darüber, mich in ihrer Gewalt zu haben.
    Doch nicht nur ihr Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Sie trug zwar nach wie vor eine Fell-Tunika, doch diese war ein wenig schicklicher und statt aus gemeinem Fuchsfell aus kostbaren Pelzen, wahrscheinlich Zobel. Über die Schultern hatte sie einen kurzen Hermelinumhang mit herabhängenden Schwänzen geworfen. Sie trug eine schwer gallische Goldkette und Armreife um Handgelenke und Oberarme.
    »Du scheinst dich gesellschaftlich verbessert zu haben«, sagte ich. »Meinen Glückwunsch.«
    Sie bedeckte ihren Mund und kicherte mädchenhaft, dann rief sie etwas, und ein Krieger brachte ihr einen dicken, gut einen Meter langen Riemen aus geflochtenem Leder. Damit prügelte sie auf mich ein, bis ich fast bewußtlos war.
    »Dafür hattest du keinen Grund, Freda«, sagte ich, als ich wieder dazu imstande war. »Ich habe dich stets mit tadelloser Freundlichkeit behandelt.«
    »Du hast mich wie eine Sklavin behandelt, Römer.«
    »Du warst eine Sklavin«, bemerkte ich und machte mich auf weitere Schläge gefaßt. Zum Glück schien diese spezielle Art der Belustigung ihren Reiz für sie verloren zu haben.
    »Ich bin nie irgendeines Mannes Sklavin gewesen«, erklärte sie mir.
    »Wenn das so ist«, sagte ich, »bist\du nicht die einzige, die mich in letzter Zeit angelogen hat.«
    Jemand näherte sich ihr von hinten, und ihr wohlgeformter Fuß erhob sich erneut. Ich machte mich auf einen weiteren Tritt gefaßt, doch sie setzte ihn nur sanft, fast zärtlich auf meine Schulter und begann, mich zu Boden zu drücken.
    »Auf dein Gesicht, Römer.« Ich drehte mich auf die Seite und weiter auf den Bauch; ich legte den Kopf zur Seite, um mein Gesicht möglichst wenig zu beschmutzen. Freda drückte es in den Schlamm, und es war keine rein symbolische Geste. Die Frau legte ihr ganzes Gewicht auf den Fuß, bis ich sicher war, das mein Hals brechen müßte. Ich konnte kaum Luft holen, und alles, was ich vor meinen schmerzhaft hervorquellenden Augen sehen konnte, war ein Paar riesiger Füße in weichen, mit einem goldenen Draht vernähten Lederschuhen.
    Eine Stimme, die fast zu tief war, um noch menschlich zu sein, sagte etwas, und der Fuß wurde zurück gezogen. Eine andere

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