Tod Eines Engländers
beobachteten, was p a ssierte .
Die Taucher waren gerade dabei, sich von einem schwarzen Schlauchboot ins Wasser fallen zu lassen. Im m er m ehr Schaulustige versam m elten sich, einige trugen Akten m appen oder einen Stapel Papiere unter dem A r m , andere Einkaufstüten der Gesch ä fte auf dem anderen Arnouf e r, wieder an d ere schoben Einkaufswagen oder Fahrräder v or sich her. Und es w u rde ausführl i ch darüber diskutiert, was die Tauc h er wohl su c hen m ochten. Ein paar Autofahrer l ießen ihre Fahrzeuge m i tten auf der Brücke stehen, um zuzusehen .
» Muß hier denn nie m and zur Ar b eit ? « m u r melte der Chefinspekt o r leicht ge r eizt, während er sich durch die Menge drän g te .
» Nationalsport « , erklärte Jeffr e ys, d e r sich an Miss White erinnerte und sich fragte, warum sie nicht dabei w a r .
» O Herr, gib ihr die ewige Ruhe, und d as ewige Licht leuchte ihr … «
Der Ministr a nt, der das Weihwasser trug, ging hinter dem alten Priester um den Sarg heru m . Jedes m al, wenn der Priester das Aspergill in das Gefäß tauchte, entstand ein du m pfes » Plonk « . Der Ministrant hatte eine rote Nase. Die Kirche San Felice war e i sig kalt, im Winter wie i m Som m e r ; die Mauers t eine aus d e m zwölften Jahrhundert verströ m ten die gespeic h erte Kälte v on achthun d ert Wintern. Durch die bleigefaßten Fenster in d en Mauer ö ffnungen auf einer Seite war noch ke i n einziger S o nnenstrahl g efallen .
» Laß sie ruhen in Frieden … «
Der Priester kehrte zum Altar zurüc k , und die To t en m esse wurde f o rtg e setzt .
Der Wach tm eister saß in der letzten Reihe, obwohl die Kirche fast leer war. Er hatte sich be m erkbar ge m acht, hatte Cipolla, der in einem billigen grünen Loden m ant e l m i t Trauerflor a m Arm kaum wiederzuerkennen war, die Ha n d gedrückt u n d sich dann nach hinten zurückgezo g en, für den Fall, daß er schnell hinausgehen m ußte. Er fühlte sich noch im m er sehr schwach, und die Eiseskälte in der dunklen Kirche dra n g sogar dur c h seinen sc h weren Unif o rm m antel. Er war nic h t der einzige dort hinten, eine kleine Frau in einem langen, alt m odischen Pel z m antel, mit einer Art gestrickter Basken m ütze a u f dem Kopf, w a r hinzugeko mm en. Sie schien überrascht und erfreut, ihn zu sehen, als wäre er ein alter Bekannter, und hatte sich neben ihn gesetzt. Als sie zur Wandlung k nieten, be m e rkte er, daß sie Laufsch u he trug. Da wußte er, daß er sie schon öfter gesehen hatte, ohne genau sagen zu können, wo. Beim Knien wurde ihm g anz sc h windlig, so daß er sich hinsetz e n und die Augen schließen m ußte. Der schw e re Bienenw a chsgeru c h verband sich m it dem kühlen Duft der Blu m en, die in dem geöffneten Portal hinter ihm aufgetür m t waren. Er hielt die Augen g e sc h lossen, at m ete tief und gleich m äßig, d ie großen Hände ruht e n auf den K n ien .
» Herr, ich bin nicht würdig, daß Du eingehst u n ter m ein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird m eine Seele gesund. «
» Herr, ich bin nicht würd i g … «
Der Wacht m eister schlug die Aug e n auf. Cipolla kniete; seine Schw e ster und sein Schwager traten vor den Altar, u m das Abend m ahl zu e m pfangen, hinter ihnen stand e ine kleine Gruppe s c hwarzgekle i deter Frauen, die, wie der Wacht m eister fand, über a ll in Italien b ei jeder Trauerfeier in jeder Kir c he anw e s e nd sind, wie die Geier. Ein gotteslästerlicher Gedanke, den zu verscheuchen er sich be m ühte … Die hohen Kerzen auf den Messin g haltern vor und hinter dem Sarg im Mittelga n g flackerten und zisch t en in dem kalten Luftzug, der von der Tür her ka m . Er ko n nte seinen Atem sehen .
» Herr, ich bin nicht würd i g … «
Der Wacht m eister hatte Mühe, den Blick von den beid e n hohen Ker z en zu wen d en; sie verschwam m en ineinander, begannen ei n s zu werden .
» … sprich n ur ein Wort, so wird m eine Seele ges u nd.« Je m and hätte die Tür schließen s o llen. Im Kopf d e s Wacht m eisters dröhnte e s vor Kälte, die Flammen wurden im m er größer und ka m e n näher, der intensive B lu m enduft überwältigte ihn … » … sprich nur ein Wort, so wird m eine Seele …« Geier flogen im Kerzenschein a uf und ab … nein … » … sprich n ur ein Wort … «
» H i e r « , flüs t erte eine englische Stimme energisch, »riechen Sie daran! L ehnen Sie si c h an m ich ! «
Miss White stützte den s chwankend e n Oberkörp e r neben
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