Tod eines Fremden
Geschäft denen, die etwas davon verstehen. Ich hatte die Bude hier gut am Laufen, bevor Mr. Baltimore das erste Mal einen Fuß hereingesetzt hat. Mein damaliger Partner, Preece hieß er, war ein gieriger Kerl. Er versuchte, einen oder zwei wohlhabendere Kunden zu erpressen. Das ist dumm. Das heißt, das Huhn schlachten, das goldene Eier legt. Genug ist genug.« Er durchschnitt die Luft mit seiner sehnigen Hand mit den tintenfleckigen Fingern. »Egal, Baltimore wurde sehr wütend, und sie gingen aufeinander los wie Preisboxer.« Er schürzte in einer Geste des Widerwillens die Lippen, sah aber ein wenig blass aus bei der Erinnerung. »Preece war ein großer fetter Kerl, und er bekam einen Anfall. Wurde rot und blau, griff sich an die Brust und fiel um. Ist direkt da gestorben.« Er schaute an Hester vorbei auf Rathbone. »Das Herz!«, sagte er ernst. »Zu viel Bauch und zu wenig Verstand. Seine eigene Schuld.«
Rathbone nickte. »Scheint so.«
Hester sah, dass er sich ein wenig entspannte, so wenig, dass es kaum wahrnehmbar war. Sie warf Margaret einen Blick zu, die hinter ihm im Schatten stand, und sah auch in deren Gesicht Erleichterung.
»Jedenfalls«, fuhr Squeaky fort, »brauchte ich jemanden, der seinen Platz einnehmen konnte, und Baltimore wollte, dass das Geschäft weiterlief – wahrscheinlich in seinem eigenen Interesse. Wir waren die Einzigen, die seinen Wünschen entsprachen, sonst hätte er sozusagen von neuem auf die Pirsch gehen müssen. War ja ganz praktisch für ihn.«
»Bis auch er starb …«, bemerkte Rathbone.
»Das war seine eigene Schuld!«, sagte Squeaky sofort. »Dummerweise dachte er, nur weil er einen Anteil am Geschäft hat, könnte er mit den Mädchen ganz nach Belieben umspringen.«
»Eine von ihnen hat ihn umgebracht?«, fragte Rathbone sehr leise.
»Ja. Aber sie ist weg. Die war außer sich. Hat ihn aus dem Fenster gestoßen. Aus dem obersten Stock.« Er zuckte zusammen. »Was für ein Schlamassel! Aber es ist in Ordnung, denn die Polizei weiß nicht mal, dass es hier passiert ist.« Er grinste. »Wir haben die Leiche ins Haus vom alten Abel Smith geschafft, als wäre er dort die Treppe runtergefallen.«
»Sehr ordentlich«, bemerkte Rathbone. »Sie haben das Talent, das Beste aus einer verfahrenen Situation zu machen.«
»Vielen Dank.« Squeaky verbeugte sich.
Margaret schnappte nach Luft.
»Jetzt würde ich nur noch gerne einen Blick in die Bücher werfen«, sagte Rathbone.
Squeaky zögerte und sah Rathbone an, als wollte er dessen Aufmerksamkeit nicht verlieren, während er überlegte. Er blickte zu Hester hinüber, dann zu Margaret, die im Hintergrund blieb, und dann wieder auf Rathbone.
Rathbone begriff sofort, was das zu bedeuten hatte. »Miss …« Dann überlegte er es sich anders. »Ich kann mich nicht auf ein Geschäft einlassen, bevor ich mir nicht ein Bild von der finanziellen Situation gemacht habe, Mr. Robinson – eines, dem ich vertraue.« Sein Lächeln war kaum mehr als ein Lockern seiner Anspannung. »In dieser speziellen Angelegenheit würde ich lieber darauf verzichten, meine Bank zu konsultieren.«
Squeaky grinste und nickte dann zufrieden. Er drehte sich um und ging zu einem Schrank am anderen Ende des überfüllten Zimmers. Er nahm einen Schlüssel – der mit einer Kette an seiner Hose festgemacht war – aus der Tasche und öffnete die Türen, dann holte er ein großes Hauptbuch heraus, verschloss die Tür wieder und brachte es mit zum Schreibtisch.
Margaret trat vor. »Ich brauche einen ruhigen Ort, um die Zahlen zu überprüfen.« Sie sagte es ganz ruhig, aber an der Spannung ihrer Schultern und einem Ansteigen ihrer Stimme erkannte Hester, dass sie nur zu genau wusste, wie wichtig dieser Augenblick war. »Allein und ohne dass ich gestört werde, wenn Sie so freundlich wären«, fügte Margaret hinzu. »Wenn alles richtig ist, können Sie Ihre Vereinbarungen treffen.«
Squeaky betrachtete sie neugierig. Sie war ganz offensichtlich nicht so, wie er erwartet hatte, und das verwirrte ihn. Sie wollte nicht so recht in die vorgefertigten Schubladen seiner Welt passen.
Sie wartete. Niemand unterbrach die Stille.
Rathbone verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Hester hielt fast die Luft an.
»Na gut«, sagte Squeaky schließlich. Er schob das Buch Margaret hinüber, die mit kaum zitternden Händen danach griff und es an sich drückte.
»Da hindurch«, sagte Squeaky und zeigte auf eine weitere, von einem Vorhang verdeckte Tür in
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