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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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der Ecke.
    »Vielen Dank«, sagte Hester schnell, und zu Squeakys offensichtlicher Erleichterung ließen sie und Margaret ihn mit Rathbone allein.
    Das angrenzende Zimmer war klein und offenbar fensterlos, doch beim Hochdrehen des Gaslichts kam ein quadratisches Fensterchen zum Vorschein, das auf Dächer hinausblickte, die vor dem nächtlichen Himmel kaum zu erkennen waren.
    In dem Zimmer standen ein Stuhl und ein Tisch mit wackligen Beinen. Margaret setzte sich und schlug das Hauptbuch auf, und Hester beugte sich über ihre Schulter und las zusammen mit ihr darin. Es war in einer sehr ordentlichen, kritzeligen Handschrift verfasst, alle Ziffern neigten sich ein wenig nach links.
    Falls die Einträge korrekt waren, konnte man auf Anhieb einen Gewinn verzeichnen. Aber das war unerheblich, denn es war ja nicht illegal. Sie brauchten die Schuldscheine.
    Margaret blätterte die Seiten schneller um, dann nahm sie das ganze Hauptbuch und drehte es um. Nichts fiel heraus.
    »Sie sind nicht hier!«, sagte sie mit einem Anflug von Verzweiflung.
    »Lassen Sie uns noch einen Augenblick warten, als hätten wir es ganz durchgeschaut«, antwortete Hester. »Dann gehe ich rein und frage danach. Ich sage ihm, Sie bräuchten sie, um einen Eindruck von den laufenden Geschäften zu bekommen.«
    Gehorsam wandte Margaret ihre Aufmerksamkeit wieder den Zahlenreihen zu und addierte sie flüchtig.
    »Baltimore hat hier einen hübschen Gewinn eingestrichen«, sagte sie nach einer Weile erbittert. »Dies hier sieht nach den Rückzahlungen von Alice aus.« Sie zeigte darauf. »Hören um die Zeit von Baltimores Tod auf. Eigentlich gibt es danach gar keine Rückzahlungen mehr, nur die eine hier.«
    »Stimmt«, sagte Hester energisch. »Das ist alles, was ich brauche. Ich gehe zu Mr. Robinson.« Sie öffnete, ohne zu klopfen, die Tür und trat in das Zimmer, in dem Rathbone und Squeaky einander in einer anscheinend ernsten Unterredung gegenübersaßen. Squeaky wirkte aufgeregt und ängstlich, und durch seine Haltung wurde sein zerfurchtes Gesicht vom Gas-licht in ein grobes Relief verwandelt, während Rathbone sich auf seinem Stuhl entspannt lächelnd zurücklehnte.
    Beide drehten sich um, als Hester hereinkam.
    »Was ist?«, wollte Squeaky wissen.
    Rathbone runzelte die Stirn und suchte ihren Blick.
    »Es sieht alles sehr einträglich aus, Mr. Robinson«, sagte Hester ruhig. »Es gibt nur noch eine Sache zu überprüfen.«
    »Ach ja?«, fragte Squeaky barsch. »Und was soll das sein?«
    »Es ist vor kurzem zu einem fast vollständigen Aussetzen der Rückzahlungen gekommen – seit drei Wochen, um genau zu sein«, antwortete sie.
    »Natürlich ist es das!«, explodierte Squeaky. »Um Gottes willen, auf jeder verdammten Straße spaziert ein Polyp! Wie soll denn da irgendjemand was verdienen? Wo haben Sie denn Ihren Verstand?«
    Rathbone versteifte sich.
    »Ich möchte den schriftlichen Beweis dafür sehen, dass noch Beträge offen sind«, antwortete Hester ruhig und wich Rathbones Blick aus. »Niemand möchte in ein Geschäft einsteigen, bei dem nicht regelmäßig etwas eingeht.«
    Squeaky sprang auf. »Die habe ich!«, sagte er wütend und stieß den Finger in die Luft. »Ich habe noch jede Menge Außenstände, aber nichts ist ewig! Was glauben Sie, für was ich einen Partner brauche? Wenn die Schulden eingetrieben sind, brauchen wir neue!« Er ging zu dem Schrank hinüber, wo er das Hauptbuch herausgeholt hatte, zog den Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Tür auf. Er schob die Hand hinein und suchte kurz darin herum, dann zog er ein Bündel Papier hervor. Die Türen ließ er weit offen stehen, kam zurück zu Hester und hielt es ihr hin. »Da! Alles Schulden!«, sagte er und fuchtelte damit durch die Luft.
    »Das sagen Sie«, meinte sie und widerstand dem Impuls, sich die Zettel einfach zu schnappen. »Wir zählen sie zusammen, ziehen ein wenig für … Unglücksfälle ab und kommen auf einen Betrag, den wir präsentieren können.« Sie neigte den Kopf in Rathbones Richtung, vermied es aber sorgfältig, seinen Namen zu nennen.
    Squeaky hielt die Zettel immer noch fest.
    Hester sah noch einmal Rathbone an.
    Rathbone schürzte die Lippen und machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Gut!«, sagte Squeaky und hielt Hester das Bündel hin. »Aber denken Sie daran, nur in diesem Zimmer. Sie sind viel wert.«
    »Natürlich«, sagte Rathbone. »Sonst wäre ich nicht bereit, mein Geld in das Unternehmen zu stecken.«
    Hester nahm die Zettel aus

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