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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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später? Als sie mit ihrem Mörder rang?«, fragte Rathbone leise. »Monk, sagen Sie mir die ganze Wahrheit? Wenn ich Sie verteidigen soll, müssen Sie das tun.«
    Monk richtete langsam den Blick auf ihn. Er fürchtete, was er sehen würde. »Ich bin hier, um Sie zu bitten, Dalgarno zu verteidigen«, sagte er und überging Rathbones Überraschung. »Ich glaube, er ist unschuldig. So oder so, ich möchte, dass er auf die bestmögliche Weise verteidigt wird. Wenn er hängt, muss ich über alle vernünftigen oder sonstigen Zweifel hinaus sicher sein, dass er sie wirklich umgebracht hat.«
    »Ich mache mir mehr Sorgen darum, Ihren Hals zu retten«, sagte Rathbone ernst. »Sie kannten diese Frau, Sie wurden am Tag ihres Todes beobachtet, wie Sie mit ihr stritten, und sie hielt den Knopf Ihrer Jacke in der Hand. Und Sie haben mir noch nicht gesagt, was mit den Briefen geschehen ist, die Sie belasten.«
    »Ich habe sie an mich genommen«, erklärte ihm Monk. »Runcorn bat mich, ihm ihre Wohnung zu zeigen. Ich habe sie zuerst entdeckt und habe sie an mich genommen und zu Hause verbrannt.«
    Rathbone stieß einen langen Seufzer aus. »Verstehe. Und an wen waren diese Briefe gerichtet?«
    »An eine Frau namens Emma, mehr weiß ich nicht, außer dass sie nicht in London lebt. Ich ging noch einmal hin« – er sah Rathbone zusammenzucken, ignorierte es aber – »und suchte nach weiteren Briefen oder einem Adressbuch, aber ich habe keines gefunden.«
    »Haben sie regelmäßig korrespondiert?«
    Monks Stimme war heiser. »Weiß ich nicht!« Das Tagebuch ließ er unerwähnt. Niemand wusste davon, und er hielt an dem winzigen Hoffnungsfaden fest, dass es ihm irgendetwas über Katrina sagen würde, was ihm einen – wenn auch noch so vagen – Hinweis geben konnte. Zudem enthielt es ihre Träume, die er bewahren wollte. Wenn er ehrlich war, ging es ihm hauptsächlich darum.
    »Verstehe«, wiederholte Rathbone leise. »Und Sie fürchten, Ihre Handlungen bringen einen Mann an den Galgen, der unschuldig ist.« Das war keine Frage.
    Monk sah ihn unverwandt an. »Ja. Würden Sie ihn bitte verteidigen?«
    »Er hat vielleicht längst einen Anwalt«, meinte Rathbone. »Aber ich will alles in meiner Macht Stehende tun. Versprochen.«
    Monk wollte »unbedingt« sagen, merkte jedoch, wie dumm das war. Er bat um einen – vielleicht unmöglichen – Gefallen, für den er Rathbone nicht bezahlen konnte. »Vielen Dank«, sagte er stattdessen.
    Rathbones Lächeln war wie ein kurzer Sonnenstrahl auf einer Winterlandschaft. »Dann lassen Sie uns anfangen. Wenn Dalgarno sie nicht umgebracht hat, und Sie waren es auch nicht, wer war es dann? Haben Sie irgendeine Idee?«
    »Nein«, sagte Monk einfach. Es war die nackte Wahrheit. Er merkte, wie wenig er im Grunde über Katrina Harcus wusste. Er hätte sie bis ins kleinste Detail beschreiben können – ihr Haar, ihr Gesicht, ihre bemerkenswerten Augen, wie sie sich bewegte, das Timbre ihrer Stimme. Er hätte Rathbone sagen können, was sie bei ihren Verabredungen getragen hatte. Aber bis zum Tag ihres Todes hatte er nicht einmal gewusst, wo sie wohnte, ganz abgesehen davon, woher sie kam, wer ihre Familie war oder wie ihr tägliches Leben aussah.
    Rathbone kniff die Lippen zusammen und schluckte einen Kommentar über Monks Leichtgläubigkeit hinunter. Wenn er so richtig darüber nachdachte, wusste auch er über manche seiner eigenen Mandanten nicht sehr viel. »Also, dann sollten Sie als Erstes so viel wie möglich über sie herausfinden«, sagte er düster. »Gehen Sie allem nach, aber erstatten Sie mir jeden Tag Bericht.« Eigentlich hätte er das nicht betonen müssen.
    Monk stand auf. Rathbone war gnädig mit ihm umgegangen, hatte ihn weder kritisiert noch beschuldigt, aber Monk kannte ihn gut genug, um zu wissen, was er dachte. Dennoch fühlte er sich so niedergeschlagen, als hätte Rathbone alles offen ausgesprochen.
    Rathbone reichte ihm das Geld, das er brauchen würde.
    »Vielen Dank«, sagte Monk, dem das eigentlich gar nicht recht war. Ob Rathbone wenigstens einen Teil davon von Dalgarno zurückbekommen würde, stand in den Sternen, aber Monk konnte es sich nicht leisten, es abzulehnen. Er hatte keine Ahnung, wohin ihn seine Suche führen würde. Nicht nur Dalgarnos Leben würde davon abhängen, sondern sein eigenes
    Bewusstsein und seine Identität und, wenn es hart auf hart kam, sogar sein Leben. Sollte es so aussehen, als würde man Dalgarno verurteilen, musste er dem Gericht von dem

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