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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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verkrampften.
    Aber es schien keine Verbindung zwischen den Ereignissen zu geben. Arrol Dundas war, schuldig oder nicht, wegen Betrugs verurteilt worden. Es hatte einen Zusammenstoß gegeben, an den Monk sich zu erinnern schien, und kurz nach Dundas' Tod hatte er seine Stelle bei der Handelsbank aufgegeben und war, angetrieben von dem leidenschaftlichen Wunsch, künftig der Gerechtigkeit zu dienen, zur Polizei gegangen. Das hieß, dass er damals leidenschaftlich geglaubt hatte, Dundas sei Unrecht geschehen.
    Aber mehr konnte er nicht tun, um Katrina Harcus zu helfen oder mehr Wahrheiten über Michael Dalgarno herauszufinden. Wenn bei Baltimore und Söhne betrogen wurde, dann war Dalgarno mit großer Wahrscheinlichkeit in den Betrug verwickelt, aber mehr als eine ungerechtfertigte Bereicherung beim Kauf von Land war es nicht. Dadurch kam niemand zu Schaden, bis auf die Investoren, die mehr Gewinn hätten machen können. Auch das musste noch bewiesen werden, Spekulationen konnten ebenso leicht mit einem Erfolg enden wie mit einem Misserfolg. Falls irgendwelche Beweise dies rechtfertigten, würde er eine offizielle Rechnungsprüfung verlangen.
    Es war Zeit, dass er aufhörte, der alten Wahrheit, die die Quelle seiner Furcht bildete, auszuweichen. Die erinnerten Bruchstücke waren ihm keine große Hilfe. Er musste seine seither entwickelten detektivischen Fähigkeiten einsetzen. Wo würde er anfangen, wenn er im Auftrag eines Mandanten handeln würde, wenn er selbst und nicht Dalgarno derjenige wäre, über den er etwas herausfinden müsste?
    Er sollte mit dem Bekannten anfangen, mit den Fakten, die überprüft und bewiesen werden konnten, ohne dass es dabei zu Fehlinterpretationen kommen konnte. Er kannte das Datum auf der Order, auf der sein Name stand, die Katrina ihm mit den anderen Dokumenten gegeben hatte. Sie bewies, dass er einst für Baltimore und Söhne gearbeitet hatte, aber nicht, wo, und nicht, dass er irgendetwas mit dem Betrug, für den Dun-das verurteilt worden war, zu tun hatte.
    Konnte dieser Betrug mehr als einmal vorgekommen sein? Nein, das wäre ein zu großer Zufall.
    Unsinn – tröstliche Lügen! Natürlich war es möglich. Ein Mann, der einmal betrügt, macht es sich, wenn er damit durchkommt, zur Gewohnheit. Die Frage war dann: War Dundas beim ersten Versuch erwischt worden, beim zweiten, dritten oder zwanzigsten Mal?
    Mit einem Ruck, der so heftig war, dass er sein Pferd irritierte, weil er unvermutet am Zügel zog, erkannte Monk, dass er damit tatsächlich einräumte, dass Dundas womöglich schuldig war. Er hatte es sogar angenommen. Was für ein Verrat an der Überzeugung, an der er bis jetzt unerschütterlich festgehalten hatte!
    Er machte kehrt, ritt den Weg hinauf und um die lange Böschung des Hügels herum, zurück zu dem Stall, wo er das Pferd gemietet hatte. Am Bahnhof würde er den Zug nach London nehmen.
    Wo konnte er etwas über Dundas' Bank und deren Geschäfte herausfinden? Er wusste nicht einmal, in welcher Stadt sie ihre Zentrale hatte. Es gab Dutzende von Möglichkeiten. Vermutlich hatte man Dundas in das Gefängnis geworfen, das dem Gericht, vor dem er sich zu verantworten hatte, am nächsten lag. Dort in der Nähe musste dann auch der Betrug stattgefunden haben.
    Oder war es dort, wo die wichtigsten Investoren ihre Konten hatten?
    Er überlegte immer noch, wo er anfangen sollte, als er auf den Hof des Stallknechts ritt und zögernd abstieg. Es war ein gutes Tier, und er hatte den Ritt genossen, auch wenn er die schmerzlichen Erinnerungen zurückgebracht hatte.
    Er zahlte den Stallknecht und verließ den Hof mit seinem Geruch nach Leder, Stroh und Pferden, dem Schlagen der Hufe auf Stein und den sanften Stimmen der Männer, die mit den Pferden sprachen. Er schaute nicht zurück, er wollte es nicht sehen, obwohl es ihm deutlich vor Augen stand.
    Der Stationsvorsteher auf dem Bahnsteig nahm fast Haltung an in seinem hohen Zylinderhut, der in der Sonne schimmerte, und seinen Orden vom Krimkrieg auf der Brust. Was sie im Einzelnen bedeuteten, wusste Monk nicht. Hester hätte es sicher gewusst.
    Er sprach kurz mit dem Mann und ging dann auf dem Bahnsteig auf und ab, während er auf den nächsten Zug wartete. Ursprünglich hatte er die Absicht gehabt, mit den Informationen, die er für Katrina Harcus auftreiben konnte, nach London zurückzukehren. Das Versprechen, das er ihr gegeben hatte, war ihm noch deutlich im Sinn. Zumindest war er in der Sache einen Schritt weitergekommen.

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