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Tod eines Fremden

Titel: Tod eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Kilometer entfernten Hügeln und um die Biegung des Steilhangs, auf dem er stand. Die noch nicht fertige Strecke schlängelte sich durch Ackerland und offene Weiden bis zu einem Fluss und einem angrenzenden sumpfigen Streifen, über den sich die unvollendeten Bögen eines Viaduktes spannten. Wenn er fertig war, würde er fast zwei Kilometer lang sein. Er war von ungewöhnlicher Schönheit. Diese technische Meisterleistung erfüllte ihn mit einem fast spirituellen Hochgefühl über die Möglichkeiten des Menschen und die Tatsache, dass er sehr genau wusste, wie es sein würde, wenn die letzte Schwelle gesetzt war. Die großen Eisenlokomotiven mit mehr Kraft als die von Hunderten von Pferden würden, ohne innezuhalten, mit halsbrecherischer Geschwindigkeit tonnenweise Güter und unzählige Menschen von einer Stadt zur anderen transportieren. Er sah darin eine fantastische, komplizierte Schönheit der Stärke, mit der der Mensch durch seinen Genius die Macht der Natur nutzbar gemacht hatte, um der Zukunft zu dienen.
    Er erinnerte sich an seine eigenen Worte: »Es wird rechtzeitig fertig!« Wieder konnte er Dundas' Gesicht so deutlich sehen, als stünde dieser vor ihm, das Haar ein wenig vom Wind zerzaust, sonnenverbrannte Haut, die Augen gegen das Licht ein wenig zusammengekniffen. Monk wurde von Einsamkeit überwältigt, denn vor ihm lag nichts anderes als die endlose Weite leerer Wiesen, die sich über die lange Kurve bis hin zum Tal zogen, das Grün nur unterbrochen vom Weiß und Goldgelb einiger Wildblumen.
    Die Erinnerung an die Freude von damals durchfuhr ihn mit einem kräftigen Pulsschlag. Es ging nicht um Geld oder den Erwerb materieller Dinge; es war die Erfüllung, der Augenblick, in dem sie in der Ferne das Pfeifen und das Dröhnen des Zuges hörten und die weiße Rauchwolke sahen, als der Zug in Sicht kam, eine Schöpfung unermesslicher, vollkommen disziplinierter Macht. Einfach perfekt.
    Dundas hatte genau das Gleiche empfunden, da war Monk sich ganz sicher. Er hörte das Schwingen in der Stimme seines Mentors, als hätte er eben etwas gesagt, sah es in seinem Gesicht, seinen Augen. Immer wieder waren sie bis zur Erschöpfung geritten, nur um eine großartige Lokomotive zu sehen, deren Kessel befeuert wurden, bis sie Rauch ausstießen und sie sich zu einer Einweihungsreise in Bewegung setzte. Er sah diese Lokomotiven, die mit ihrem schimmernd grünen Lack, polierten Stahl und den riesigen Rädern schweigend auf den Schienen standen, bis das Pfeifsignal ertönte. Die Aufregung stieg bis zum Siedepunkt, die bleichen Gesichter der Eisenbahner strahlten, als sich das gewaltige Biest am Ende rührte wie ein erwachender Riese. Es würde langsam Fahrt aufnehmen – ein Puffen, ein Keuchen, eine Umdrehung der Räder, noch eine und noch eine, die Kraft so gewaltig und unabwendbar wie bei einer Lawine, jedoch von Menschen gemacht und von Menschen kontrolliert. Es war eine der größten Errungenschaften der Zeit. Es würde ganze Nationen verändern, und am Ende die ganze Welt. Daran teilzuhaben bedeutete, die Geschichte mitzubestimmen.
    Das hatte Dundas gesagt, es waren nicht Monks Worte. Er konnte Dundas' Stimme hören, tief, ein wenig scharf, die Aussprache sehr korrekt, als habe er geübt, um einen ungeliebten Akzent loszuwerden. Genau wie er Monk beigebracht hatte, seinen singenden ländlichen Northumberland-Tonfall abzulegen.
    Was hatte Monk wirklich für Arrol Dundas empfunden? Es hatte vermutlich mit Ehrgeiz angefangen und, wie er hoffte, Dankbarkeit. Später war es doch sicher mehr Zuneigung gewesen? Jetzt war da ein Gefühl des Verlustes, ihm fehlte die Wärme der Freundschaft. Und dann war da noch die Gewissheit, dass Dundas ihm nicht nur Wissen vermittelt und Vorteile verschafft, sondern ihm vor allem auch Persönliches geschenkt hatte, Dinge, die er niemals zurückzahlen konnte.
    Er versuchte weitere Teile zusammenzusetzen, Erinnerungen an gemeinsames Lachen, die Kameradschaft unterwegs. Sie waren geritten, hatten in einer Gastwirtschaft gegessen und, während die Sonne auf einen Wiesenstreifen an einem Kanal schien, Brot und Eingelegtes genossen. Da war der Geruch von Ale, Stimmen, die er nicht zuordnen konnte. Aber das Gefühl war dasselbe – eine Behaglichkeit, in der sich sowohl Vergangenheit als auch Zukunft ohne Angst betrachten ließen.
    So hätte es auch jetzt sein sollen. Er hatte die Frau gefunden, die er wirklich liebte und die sehr viel besser zu ihm passte als die Frauen, hinter denen er

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