Tod eines Holländers
Barbituratspuren gefunden haben. Und d i e sind nur bis zum Duodenum gelangt. Was schließen Sie daraus?«
»Ich … «
» Sie schließen daraus, daß es zwei Dosen gewesen sein m üssen, wobei die erste un m ittelbar nach e i ner Mahlzeit eingenommen wurde. Er hat Schinken, Gorgonzola und Pfirsich gegessen. Dann hat er Kaffee getrunken. Das Barbiturat ist im Kaffee enthalten.
Er absorbiert einen Teil davon. Er verdaut einen Teil d er Mahlzeit. Dann übergibt er sich. Wieso ? «
» Keine Ahnung…«
Der Wachtmeister war selbst nahe daran, sich zu übergeben. Im Korridor hing ein schwacher For m aldeh y dgeruch. Sie hatten kehrtgemac h t und ka m en wieder zurück.
»Weil d ie Dosis zu stark war. Die Leute sagen so leichthin, daß es neurotische Frauen gibt, die exakt so viele Schlaftabletten schlucken, daß sie für Unanneh m lich k eiten sorgen, sich aber nicht u m bringen – selbst einem Arzt würde es schwerfallen, solch eine Dosis genau zu definieren beziehungsweise eine m it Sicherheit tödliche Dosis. Und waru m ? «
»Ich … «
» Grund Num m er eins: der individuelle Organis m us, der dabei berücksichtigt werden m uß. Grund Num m er zwei: die Resistenz, und das ist der Punkt, an dem d ie m eisten Suizidversuche fehlschlagen. Medika m e nte, viele Medika m ente bringen den Magen durcheinander. Man neh m e eine starke Dos i s Schlaftabletten, und was passier t ? Eine Stunde später, oder wo m öglich schon früher, erbricht m an das ganze Zeug und befindet sich wieder am Ausgangspunkt – das heißt, wenn m an nicht am ei g enen Erbrochenen erstickt, wie das bei unserem Mann beinahe passiert wäre: In der Lunge fanden s i ch Spuren von Erbrochene m . Drittens: Gewohnhei t . Je m ande m , der regelmäßig Schlaftabletten nim m t, wird es eher gelingen, wenn er, in Verbindung m it Alkohol, eine sehr starke Dosis der Pillen schluckt, an die er und sein Magen gewöhnt sind.«
Der Professor schritt aus und wirbelte plötzl i ch m it ein e r bühnenreifen Bewegung herum und klopfte m it dem rechten Zeigefinger auf die linke Handfläche.
» Also, was wissen wir über unseren Holländer, na ? «
Dies m al wartete er nicht einmal auf das unsichere Ge m u r m el des Wachtmeisters, sondern begann sofort, die bekannten De t ails an der Hand abzuzählen: »Er ist in allgemein guter gesundheitlicher Verfassung, das haben wir gesehen. Der Herzfehler ist eher e i n Problem der Installation als eines der Elektrik. Schwache Herzklappen, ver m utlich i nfolge einer Kinderkrankheit. Die Leber kerngesund, er war ke i n Trinker. Lungen in Ordnung, hat gelegentlich geraucht, aber nicht viel. Er hat sich viel im Freien bewegt. Durch seine Arbeit war er an geschlossene Räu m e gebu n den, aber seine Haut war gesund, er ist viel an der frischen Luft gewesen, und sein Muskeltonus i st gut, obwohl er eine hauptsächlich sitzende Tätigkeit ausgeübt hat. Nun, welchen Beruf hat er?«
»Er war…«
»Wohin schaut m an in solchen Fällen als erstes ? «
» Auf die H ä nde…« sagte der Wachtmeister, dem d ie Worte des jungen Grafen wieder einfielen: Sie m üssen wichtig für ihn gewesen sein.
» Ausgezeic h net! Richtig! Sehr gut! Er ist Handwerker. Er benutzt regelmä ß ig feine Metallwerkzeuge und arbeitet m it Edelm e talle n . Er ist Uhr m acher oder Goldsch m ied oder Juwe l ier. Von Ihrem Labor habe ich erfahren, daß m an Dia m antstaub unter der Nagelhaut gefunden hat. Ich selbst habe kleinste Verbrennungen oberhalb des Handge l enks gefunden, so wie sie Ihre Frau sich zuzieht, wenn sie etwas aus dem Ba c kofen holt und dabei nicht aufpaßt. Narben von älteren Verbrennungen, alle von derselben Größe und an derselben Stelle. Er ist also k ein Uhr m acher, h m ? «
» Nein, er … «
» N a türlich n icht. Er ist Goldsch m ied, Juwelier, und zwar einer, der reichlich Arbeit hat – er besitzt einen Sch m elzofen oder e i nen E m a i llierof e n vielleicht, den er wieder beschickt, noch ehe er völlig erkaltet ist. Natürlich schützt er sich m i t Asbesthandschuhen, aber es erw i scht ihn jedes m al oberhalb der Handgelenke, und zwar am unteren Ofenrand. Richtig ? «
» Also, wie zum Henker…« m u r m elte der Wachtm e ister selbstvergessen.
»In einer Stadt, in der es viele Handwerker gibt, läßt sich d a s unschwer feststellen. Aber schauen wir uns jetzt diesen speziellen Juwelier an: er ist wohlhabend, geschäftlich erfolgreich, und die Sachen, die wir Ihrem Labor zur Un t ersuchung geschickt haben,
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