Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
Vom Netzwerk:
waren teuer, Socken und He m d aus Seide. Er trinkt kau m , was bei einem Nordländer ziemlich viel heißt, er raucht m äßig, er ist verheiratet, trägt einen Ring, führt eine glückliche Ehe, er trägt ein Foto seiner Frau bei sich, der Herzfehler ist nicht besonders kritisch, er kennt ihn nur als ein M u r m eln, das er seit Jahren spürt, wenn es i m Alter schlimmer wird, kann er sich eine Kuns t stoffk l appe einsetzen lassen, aber das ist wenig wahrscheinlich, denn er küm m ert sich um seine Gesundheit. Er ist ein zufriedener, im großen und ganzen gesunder, wohlhabender Mann, ein Handwerker, der einen Beruf ausübt, der ihm so viel Spaß m acht, daß er noch in einem Alter arbeitet, in dem er sich auf die Geschäftsführung beschränken und die anderen arbe i ten lassen könnte. Er treibt Sport. Er ist kein Kandidat für Schlaftabletten. Richtig ? «
    » J a «, sagte d er Wachtmeister, » genau das habe ich auch…«
    »Was stimmt also nicht mit i h m ? «
    Der Wachtmeister war verdutzt. » Was ? … Nichts…«
    » Doch, doch! Erinnern S i e sich an se i ne Hände!«
    » Die Schnittwunden? Aber er hat sich doch nicht absichtlich…«
    » Schnittwunden, Schnittwunden! Dazu kom m en wir später. Seine Finger! Seine Finger passen n i cht zu seiner Lunge. Seine Lunge verrät m ir, daß er in Gesellschaft gelegentlich eine Zigarette o d er auch eine Zigarre raucht. Aber seine Finger waren von Nikotin dunkelbraun gefärbt! Und zwar die Finger der rechten Hand, alles ganz frisch, nichts in die Haut eingegerbt. Er hat stundenlang kettengeraucht, bevor er starb. Tro t zdem ist ka u m etwas in seiner Lunge. Ich ver m ute, daß er aus Nervosität eine Zigarette nach der anderen angezündet hat und s i e zwischen den Fingern einfach vor sich hinglimmen ließ. Er hatte irgendwelche Sorgen, irgend etwas hat ihn bedrückt.«
    »Er hatte Streit mit seiner Frau « , räu m te der Wa c ht m eister ei n .
    » S ie wollte nicht, daß er diese Reise macht. Sie steht kurz vor einer Entbindung. Wenn ihn das aber so sehr bedrückte, frage ich mich, warum ist er dann nicht nach Hause gefahren. Das ist doch kein Grund, sich das Leben zu nehmen!«
    Sie waren wieder am Ausgang angelangt und m achten gedankenverloren kehrt und gingen den breiten Korridor wieder hinunter.
    » K o m m t natürlich drauf a n « , sagte d er Professor nachdenklich, » was der Z w eck der Reise war. Ich meine, vielleicht m üssen Sie sich da m it a u seinandersetzen und nicht m i t der Frau . «
    »Es soll eine Geschäftsreise gewesen sein … «
    »In dem F all werden Sie herausfinden wollen, wer seine Geschäftspartner waren.«
    » Glauben Sie an einen Selbst m ord ? «
    » Strenggenommen ist er an Herzversagen gestorben. Das habe ich auch in m einem Bericht geschrieben. Es ist nicht an m ir, eine strafrechtliche Beurteilung abzugeben, und wenn die junge Frau schwanger ist…«
    » An mir auch nicht. Ich wollte bloß wissen, was Sie von der Geschichte halten. Die Schnittwunden an den Händen… er wollte sie verbinden… sie waren ihm wichtig, seine Hände, er war ja Handwerker.«
    »Ich verstehe. Wenn er sterben wollte, wäre es darauf nicht m ehr angekommen. Aber wissen Sie, vielleicht war er in dieser Phase völlig weggetreten. Er m uß von der ersten Dosis noch ziemlich groggy gewesen sein. Sicher, die Ano m a lien sind nicht zu leugnen. Er nahm die erste Dosis un m ittelbar nach dem Essen – was m ir g ar nicht ge f ällt. Soviel i ch weiß, war er gerade i n Florenz eingetroffen und m uß d as, was er verzehrt hat, wahrscheinlich auf dem Weg vom Bahnhof gekauft haben. Er m uß in zwei Läden gewesen sein, in dem ei n en hat er Käse, Schinken, Kaffee und Brot gekauft, in dem anderen die Pfirsiche…«
    Das rief lebhafte Erinnerungen an den Vortag wach, an den fast verwaisten Marktplatz, an den durchdringenden Geruch von Basilikum u nd reifen To m aten, an den fröhlichen Händler m it der langen, grünen Schürze, der in die grasgefüllte S t eige greift, um die großen Pfirsiche herauszuholen… » Nun, ein Selbst m örder ist ein selbstzerstörerischer Mensch. Ein Mensch, dessen Gedanken ständ i g um sich selbst kreisen, bestraft sich, wenn er versagt, oder er bestraft jemand anderen, indem er seinen eigenen Körper zerstört. Er hat eine gewisse Tendenz, sich zu vernachlässigen, übertrieben hohe Ansprüche an sich selbst, und er hat ein gestörtes Verhältnis zur Nahrungsaufnah m e. Unser Mann dagegen hat sich sein Abendessen m it Beda c ht

Weitere Kostenlose Bücher