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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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diese ersten hektischen Jahre, in denen sie im m er erschöpft gewesen waren und nur selten genug zu essen gehabt hatten, waren für sie eine glückliche Zeit gewesen. Doch sie willigte ein, blieb zu Hause, und bald hatten sie ein so großes Haus, daß es dort jede Menge zu tun gab. Das Geschäft wuchs und wuchs, so daß er Mitarbeiter einstellte, um m ehrere Märkte gleichzeitig belief e rn zu können. Aber den Einkauf besorgte er noch immer all e in. Er wollte nicht bloß ein Geschäfts m ann sein, der nur den Pap i erkram erle d igt . «
    Der Wacht m eister beg r iff allmählich. Wenn m an von dem Branchenunterschied absah, hätte es der Holländer sein können. War der Holländer nach seinem Vater geraten? Wenn ja, dann konnte er verstehen, warum Signora Wilkins seinen Vater geheiratet hatte. Doch das m uß sehr viel später gewesen sein… » Und dann? Was ist aus diesem Signor Wilkins geworden ? «
    »Er ist ganz plötzlich gestorben. S i e war todtraurig, aber s i e hatten viele glückliche Jahre m iteinander verbracht. Sie sind viel gereist, sie hat m ir gern davon erzählt. Sie haben die ganze Welt gesehen – einmal sind sie sogar auf einem Frachtschiff den Kongo hinaufgefahren, stellen S i e sich bloß vor! Wär nichts für m ich, all diese Schwarzen, und besonders sauber kann es auch nicht gewesen se i n, aber ihre Augen leuchteten immer auf, wenn sie davon erzählt hat. Ach ja, wie viele Stunden wir m iteinander verplaudert haben! Wenn sie nur nicht weggezogen wäre… Sie haben Italien über alles geliebt. Hier haben sie ihren ersten richtigen Urlaub verbracht, und später sind sie jedes Jahr m indestens einmal hierhergekom m en, egal, wo sie sonst hinfuhren. Sie haben m e hr von Italien gesehen a l s Sie oder ich. Sie sind m it dem Auto heru m gereist, haben angehalten, wo es ihnen gerade gefiel. Sie haben auch Italienisch gelernt und viel gelesen, nichts Gelehrtes, wissen Sie, sondern Geschichten über die Orte, die sie besuchten. Sie sind nie glücklicher gewesen, sagt sie, als in der Zeit, als sie hier w a ren, was ja einleuchtet. Ich se l bst bin nie in England gewesen, aber m a n sagt, es sei dort sehr grau und es wachse dort kein Wein. Ich b i n keine große Weintrinkerin, aber stellen Sie sich vor, kein Wein… Barbaren…«
    » Ja, j a «, mur m elte der Wachtmeister, der sich, allerdings erfolglos, eine graue Welt o h ne Weinberge vorzus t ellen versuchte. Es kam i h m völlig abwegig vor.
    » Jedenfalls, nach Wilkins' Tod zog sie hierher. Sie hatten oft davon gesprochen, daß sie im Pensionsalter hierher kom m e n könnten.«
    » Sie m uß eine sehr m utige Frau gewesen sein, ganz allein und unter so traurigen Bedingungen hierherzuziehen.«
    » N a türlich war sie m utig. Sie hatte es gewagt, gegen den Willen ihrer Eltern einen m i ttellosen Mann zu heiraten und sich m it ihm durchzuschlagen, obwohl sie darauf nicht vorbereitet war. Natürlich war sie m utig – nicht wie einige Leute, die … «
    » Und die S c hwester « , fi e l ihr der Wachtmeister entschlossen ins Wort, » hat sie am Ende auch geheiratet, so wie Ihre Schwester?«
    » Ah! Sie hat bekommen, was sie verdient hat – o bwohl sie es selbst nicht so sehen würde. Sie hat um des Geldes willen einen sehr viel älteren Mann geheiratet. Sie hat sogar die Unverschä m theit besessen, Signora Wilkins gegenüber zu erklären, daß sie m it einem baldigen Tod ihres Mannes und einer hübschen E rbschaft rechne. Sie glaubte wohl, danach je m an d en zu finden, für den sie m e hr e m pfand. Ihre habgierige Art hat ihr freilich nichts gebracht. Ihr Mann wurde krank, starb aber erst nach elf Jahren! Es stellte sich heraus, daß er Zucker hatte, was aber niema n d gewußt ha t te, bis er sich eines Tages den Finger in einer Tür quetschte. Er ließ ihn sich verbinden, doch die Wunde heilte nicht, sondern begann zu stinken – Wundbrand! Stellen Sie sich vor! Er verlor einen Teil des Fingers und begann eine Diabetesbehandlung, aber es wurde immer schlimmer. Am Ende m ußte i h m ein Bein abgenomm e n werden, und auch sein Augenlicht verschlechterte sich rapide. Statt al s o schnell sein Ver m ögen zu erben, m ußte sie ihn pflegen. Ung l aublich, wie sie m i t i h m u m sprang, sobald sie herausgefunden hatte, daß es überhaupt kein Geld gab! Offenbar hatte er sich für einen großartigen Spekulanten gehalten, d och als sie sein Geschäft übernah m , weil er ans Be t t gefesselt war, da stellte sie fest, daß er nur einen Haufen

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