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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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wertloser Aktien besaß. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihrer Schwester zu schreiben, die inzwischen hierhergezogen war, und sie um Ge l d zu bitten. Ich glaube, sie m ußten sogar da m it rechnen, m it einer für verfallen erklärten H y pothek auf die Straße gesetzt zu werden. Wie auch i mm e r , Signora Wi l kins gab ihr Geld, wieviel weiß ich nicht, und sie erlaubte ihr auch, das Haus in England zu benutzen. Sie sagte m i r , daß es doch schön sei, wenn das Haus bewohnt werde, daß es un m oralisch sei, es leerstehen zu lassen, aber sie brächte es nicht übers Herz, das Haus zu verkaufen. Ich habe sie aber gewarnt, ich habe gesagt, m it d ieser Person bekom m en Sie n ur Ärger. Das alles hatte ich ja schon m al erlebt. Sie ist neidisch auf Sie, habe ich gesagt – inzwischen war Goossens auf der Bildfläche erschienen, und das war ein weiterer Grund für Neid und Mißgunst. Doch die arme Signora Wilkins wo l lte nichts davon hören. Sie fand nichts Schlimmes an i hrer Schwester – m anchmal glaube ich, daß sie das Schlechte in anderen Menschen nicht erkennen konnte, weil s i e selber ein so anständiger Mensch war. Soviel Naivität, da m it schadet m an sich nur auf dieser Welt. Aber sie war halt glücklich und wünschte nie m andem etwas Schlechtes.«
    » Und wo hat sie Goossens kennengelern t ? «
    » Hier, in diesem Haus. Sie zog eine Etage unter m ir ein – nicht die Wohnung rechts, wo diese alte Kuh wohnt, sondern links, wo jetzt das j u nge Paar wohnt. Goossens und der kleine Toni wohnten hier auf dieser Etage, nebenan, wie Sie gesehen haben. Seine erste Frau war Italienerin, ab e r die Är m ste starb an Krebs, als das Kind erst zehn war. Toni, ich m üßte eigentlich Ton sagen, aber das tue ich nie, T o ni war oft bei m ir, während sein Vater unten im At e lier arbeitete . «
    » Der Laden hat da m als also ihm gehör t ? «
    » Ja sicher. Er hat den Betrieb aufgebaut. Er kam ja aus A m sterda m , hatte dort ein Geschäft, aber er war immer wie d er nach Florenz gefahren, m eistens um Entwürfe zu kaufen. Er war zwar ein guter Handwerker und hat sich a u ch als solchen bezeichnet, aber kein Künstler, und italienisches Design, hat er immer gesa g t, ist weltberühmt. Er se l bst war Dia m antschleif e r; er hat die Steine m itgebracht und hier die Entwürfe gekauft. Mit seiner italienischen Frau hat er nach der Hochzeit eine Weile in A m sterdam gelebt, aber anscheinend hat sie sich dort nicht eingewöhnen können. S i e war vorher noch nie im Ausland gewesen und sprach nur i talienisch… und dann die Kälte… also richtete er sich schließlich im Erd g eschoß ein Atelier ein und kaufte die Wohnung hier oben.«
    » Hat seine Frau auch in der Juwelenbranche gearbeitet ? «
    » Sie hat Sch m uck entworfen. Er hatte ihre Arbeiten immer bewundert und gekauft – aber denken Sie ja nicht, daß es eine Zweckehe war, dafür war er nicht der Typ. Nach ihrem Tod trauerte er noch jahrelang. Es war ein freudloses Zuhause für den kleinen Jungen. Kurz nach ihrem Tod bekam er eine schlimme Arthritis.«
    » I m m erhin hatte er ja seine mammina !«
    »Ich habe m ein Möglichstes getan, aber ich war schließlich nicht m ehr die Jüngste, schon da m als nicht. Über l egen Sie m al: als Tonis Mutter starb, war er zehn und ich einundsechzig und verwitwet. Gut zu Fuß war ich auch nicht m ehr. Goossens re i ste ja noch oft zwischen Florenz und A m sterdam hin und her. Für seinen dortigen Betrieb hat er dann einen Geschäftsführer engagiert, da m i t er den Kleinen nicht so oft allein lassen m u ßte, aber er nahm noch immer Entwürfe m i t hoch und brachte Steine m i t herunter. Ich habe m i ch um den Jungen geküm m ert, aber er hat hier nie geschlafen. Ich bin imm e r rübergegangen… selbst als er krank war… Mir ist m anch m al der Gedanke gekom m en, daß er es nicht über sich brachte, die Wohnung leerstehen zu lassen… als glaubte er, daß seine Mutter eines Tages zurückkehren könnte. In seinem Alter glaubt m an doch nicht m ehr an solche D i nge. Jedenfalls werden Sie jetzt verstehen, warum ich immer den Schlüssel zu seiner Wohnung hatte…«
    » Und haben Sie ihm « , fragte der Wacht m eister, der sich an das eingekreiste Wort auf dem B latt Papier erinnerte, » – ich m eine: dem Sohn – Ihre Schlüssel gegeben, für Ihre Wohnung ? «
    » Ja sicher. Sie sind noch immer bei ih m … ich m eine… der ar m e Toni… warum ist er nicht zu mir gekom m e n? Ich verstehe es überhaupt

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