Tod eines Holländers
fünfhundert Lire hin.
» Gino? Alles in Ordnung, m ein Junge?«
» Jawohl. L o renzini war hier, er wol l te mit Ihnen sprechen, ist dann aber wieder gegangen. Inzw i schen gibt es Zeugen, ein Pärchen, das heute m orgen gesehen hat, daß dieses Auto genau in dem Mo m e n t wegfuhr, a l s sie ihr Auto daneben parkten. Sie s i nd eben wieder zurückgekom m en, und als der Wächter sah, u m wieviel Uhr sie geparkt hatten, bat er sie zu warten und sagte uns Bescheid. L orenzini ist gerade draußen und protokolliert die Aussage. Er hat eine Nachricht für Sie hinterlassen – soll ich ' s Ihnen vorlesen ? «
»Laß m al, ist nicht so wichtig . «
»Lorenzini hat aber gesagt, es ist dringend, Herr Wachtmeister, Sie m üßten es unbedingt erfahren…«
Gino klang enttäuscht.
»Ich weiß, ich habe es schon herausgefunden. Es war das Testament v on Theresa Goossens…«
» Nein, es war ein anderer Na m e … «
»Richtig… n atürlich… wie heißt sie denn ? «
»Lewis . «
Er hatte Proble m e mit der Aussprache. » Jo y ce Lewis.«
» Gut . «
Von welcher Mentalität m ußte m an sein, u m d en Behörden seinen eigenen Tod zu m elden. » Sonst noch was ? «
»Tjaa… der Mann von der Pensione Giulia hat wieder angerufen. E r war total sauer.«
» Ach ja? Und waru m ? «
»Weil … «
Es war Gino peinlich, d i e Begründung wiederholen zu m üssen.
»Weil Sie ständig angetanzt kom m en und ihn schikanieren – das hat er gesagt, Herr Wacht m eister … «
» Schon gut, weiter ! «
» Aber wenn er Sie braucht, dann lassen Sie sich einfach nicht blicken. Wenn er wieder anruft…«
»Wenn er wieder anruft, dann sag ih m , er soll die 113 wählen!«
knurrte der Wachtm e ister.
Der Besitzer der Pensione Giulia rief tatsächli c h wieder an. Wütend zischte er: » Sie kom m en sofort herüber, oder ich beschwer m ich über S i e! Haben Sie verstanden? Ich bin ein anständiger Bürger und habe das Recht, daß m ir geholfen w i rd, wenn ich Hilfe brauche. Ihr denkt doch nur daran, wie ihr andere Leute schikanieren könn t ! Aber ich werde dafür sorgen, daß Sie entlassen werden. Ich kenne einige Leute hier, bin persön l ich befreundet m it … «
Gino, der von den hochgestellten Persönlichkeiten, die der Mann als seine Freunde bezeichnete, nicht einmal gehört hatte, wußte nicht, was er t un sollte. Wenn eine einflußrei c he Persönlichkeit sich um seine Entlassung be m ühte – ob der Wachtmeister das wohl verhindern konnte? E r war davon überzeugt. Andererseits hatte er gehört, daß Kollegen zwar nicht entlassen, aber doch plötzlich versetzt worden waren. Er m ußte in Florenz bei seinem Bruder bleiben. Sie waren noch nie getrennt worden.
Wieder klingelte das Telefon.
» K o m m t jet z t j e m and oder nich t ? «
»Ich… tjaaa… jemand kom m t gleich…« Ob di Nuccio vielleicht?
» Also, beeil e n Sie sich! Es ist m ein E r nst! Machen Sie schnell!«
»Ich denke, in diesem Fall sollten Sie vielleicht in der Zentrale anrufen, dann wird m an Ihnen einen Streifenwagen vorbeischicken…«
»Ich habe aber bei Ihnen angerufen, oder? Weil es nur zwei Minuten bis zu m ir sind. Sollte ich die Zentrale anrufen m üssen, dann wird es Ihnen noch l eid tun ! «
Der anständige Bürger verschwieg, daß er nichts davon hielt, wenn ein Einsatzkommando der Zentrale in seiner Pension heru m schnüffelte und ihm Schwierigkeiten m a chte. Der Wachtm e ister war ein Ekel, aber es gab doch ein gewisses Geben und Neh m en. Am besten, es blieb unter ihnen… Gino legte auf. Vielleicht würde di Nuccio… Di Nuccio, noch immer schlecht gelaunt und verschlossen, saß oben und tippte, das Hemd bis zum Nabel geöffnet; neben ihm auf dem Schreib t isch su mm t e der Ventilator.
Gino rief von der Treppe aus: » Dieser T y p von der Pensione Giul i a ruft ständ i g an, er will, daß einer von uns m al vorbeischaut…«
»Richte es dem Wachtm e ister aus, wenn er sich w i eder m eldet«, m u r m elte Di Nuccio, ohne auch nur aufzublicken.
» Hab ich ja. Er m eint, er soll die 113 wählen.«
» Na b i tte . «
Gino wartete noch ein wenig, doch Di Nuccio schrieb wei t er, ohne noch etwas zu sagen. In dieser Woche war es sinnlos, m i t ihm reden zu wollen.
»Wir brauchen noch Mineralwasse r « , brachte er schüch t ern hervor. » Du hast dort die letzte Flasche. Je m and wird zur Bar gehen m üssen…«
» Verdammt! Jetzt hab ich m ich wegen dir vertippt!«
Di Nuccio hatte im Grunde ke i ne Lust, sich
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