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Tod eines Holländers

Tod eines Holländers

Titel: Tod eines Holländers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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durchringen, etwas zu essen. E r hatte nicht geduscht und noch immer n icht seine verschwitzte Uniform ausgezogen. Er hatte auch keine Lust, in die Küche zu gehen und den Fernseher einzuschalten, weil er die Acht-Uhr-Nachrichten nicht sehen wollte. Also blieb er in seinem Sessel sitzen und verlor sich in seinen Grübeleien.
    Das Telefon riß ihn aus seinen Gedanken. Er ging hinüber in sein Büro, um dort abzunehmen.
    » S ind Si e 's, Herr Wachtmeister ? «
    »Wer spricht da ? «
    »Ich bi n ' s ! «
    »Was heißt hier ich ? «
    Er war nicht in der Laune für solche Späßchen.
    »Ich! Signora Giusti!«
    » S ignora! Ich dachte…«
    »Ich weiß, Sie dachten, da ich um halb acht im m er im Bett liege… tja, heute nicht. Ich habe noch zu tun.«
    »Ich dachte«, sagte er vorsichtig, »Sie hätten sich die Hand verletzt … «
    » Hab ich auch. Sie ist verbunden – wenn Sie m ich heute m orgen gesehen hätten! – die Leute begreifen einfach nicht, was es heiß t , in m einem A lter hinzufallen…«
    Sie unterbrach sich, um einen kleinen Schluchzer einzuflechten, und fuhr dann schniefend fort: » Ich finde, Sie hatten nicht recht!«
    »Ich … «
    » Machen wegen einer Lappalie so ein Theater… Natürlich ist es Ihr Beruf, versteh ich schon. Jedenfalls habe ich beschlossen, doch hinaufzufahren, t rotz allem, was Sie gesagt haben. Schließlich bin ich jedes Jahr dort gewesen, und nie ist mir was passiert. Ich weiß nicht, wieso ich den ganzen Som m er hier heru m hocken soll, während alle anderen in die Ferien fahren, b l oß weil die Möglichkeit besteht, daß ich ausgeraubt werden könnte…«
    » N e in . «
    » Nein. Ich behaupte ja gar nicht, daß Vorsicht schlecht ist. Das habe ich der Pflegerin auch im m er gesagt. Er t ut ja nur seine Pflicht, aber er übertreibt, und sie hat m ir zugestimmt. Hoffentlich sind Sie jetzt nicht beleid i gt ! «
    » Nein, nein, Signora.«
    » Also, dann hätten wir das geklärt. Ich m öchte Sie um folgendes bitten: Montag vor m itt a g werde ich gegen zehn abgeholt. Ich m öchte, daß Sie zwischen neun und zehn hier vorbeikommen, da m it ich I hnen die Wohnungsschlüssel geben kann. Dann brauche ich m ir keine Sorgen zu m achen, denn Sie können ein bißchen aufpassen, i m mer m al vorbeischauen, wenn Sie gerade unterwegs s i nd.«
    » Aber ich … «
    » Und fassen Sie nichts an ! «
    »Ich … «
    »Ich werde Sie gelegentlich m a l anrufen und Ihnen eine Postkarte schreiben – dort oben gibt es einen kleinen Laden und eine Bar. Es ist kein Krankenhaus, m ehr eine Art Sanatorium. Etwas Besonderes. Gibt nur Platz für wenige Leute, aber ich b in ein spezieller Fall . «
    » Ja, das ist m ir klar. Tj a … es wird Ihnen bestimmt gutgehen.«
    » Ja. Und Sie sind bestim m t nicht beleidigt ? «
    » Nein, nein, ganz und gar nicht … «
    » Gut. Mir i s t klar, ich bin eine Zu m u tung, aber ich lasse m ich nun m al nic h t gern heru m kom m andie r en . «
    Mit einem Kichern legte sie auf. Kurze Zeit später läutete es wieder.
    »Ich bi n ' s noch m al, ich hatte ganz vergessen: die Kuh von unten hat m i r erzählt, daß Sie die Frau verhaftet haben, die ich in der Nachbarwohnung gehört habe. Sie können m ir ja alles erzählen, wenn Sie m orgen vorbeiko mm en. Gute Nacht ! «
    » Gute Nacht ! «
    Er setzte sich auf seinen Stuhl. Es war sehr heiß in der kleinen Stube.
    Zehn vor neun. Wenigstens u m ziehen sollte er s i ch. Weiß der Teufel, was für verrückte Geschichten auf der Piazza erzählt wurden und wer sie in Gang gesetzt hatte. Den Holländer hatte sie nicht ei n m al erwähnt, als hätte sie ihn schon vergessen. Ihre Gefühle waren so kurzlebig wie die eines Kindes. War es reiner Egois m us? Oder lag es einfach daran, daß sie einundneunzig war? Nichts schien sie m ehr zu berühren, weil nichts m ehr ihr Leben beeinflußte. Es war vorbei. Wie konnte er ihr vorwerfen, daß ihre Hauptsorge ihrer Beerdigung galt… Wieder riß ihn das Telefon aus seinen Gedanken.
    » N i cht ein drittes Mal ! « Doch es war Leutnant Mori.
    » Sie haben es sicher schon gehört. Wer hätte das gedacht! Offiziell werden wir den Fall natürlich völlig neu aufrollen m üssen, denn der Er m ittlungsrichter hat die Archiviazione unterzeichnet, sobald er hier im Büro war. Ich habe fast eine Stunde lang m it Chiasso telefoniert – ich dachte, Sie wollten auf dem laufenden gehalten werden, da Sie ja von Anfang an m it dabei waren. Ich fände es gut, wenn Sie…«
    » Verzeihen Sie « , der

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