Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod eines Maechtigen

Tod eines Maechtigen

Titel: Tod eines Maechtigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
gereift in so vielen Jahren, daß ich schon aufgehört hatte, sie zu zählen - Ich griff nach Salvat, ohne ihn mit Händen zu berühren. Tastete seinen Geist an, um meine besonderen Finger, unsichtbar und gestaltlos, hineinzuschlagen!
    Vielleicht wollte ich ihn nicht einmal nehmen. Vielleicht wollte ich ihm nur wehtun, wie er mir mit Worten wehgetan hatte. Sicher weiß ich es heute nicht mehr, wußte es vielleicht schon damals nicht .
    Es war ohnehin egal - denn Salvat setzte sich zur Wehr! Und er tat es mit solcher Gewalt, daß ich allein unter ihrer Präsenz zu Boden ging! Als sie mich mit verheerender Wucht traf, war mir, als breche die Welt um mich her zusammen und als würden ihre Trümmer mich begraben!
    Ich weiß nicht, wie lange ich zu Salvats Füßen lag, gekrümmt wie ein Kind im Leibe seiner Mutter und wimmernd wie ein Neugeborenes. Nur der Schmach entsinne ich mich noch, des Gefühls der Demütigung, das ich empfand, solcherart geschlagen und erniedrigt.
    »Ich sollte dich töten«, sprach Salvat mich an, als er merkte, daß meine Sinne sich der Wirklichkeit wieder öffneten. »Aber ich begnüge mich damit, dich zu verbannen.« Er wies zur Tür und meinte mehr als nur diesen Raum. »Geh und kehre nie zurück! Vergiß Monte Cargano.«
    Damit wandte er sich ab und ging. An der Tür hielt er noch einmal inne und sagte, ohne sich nach mir umzublicken: »Und laß Fionna im Schoße der Illuminati - hier wird es ihr besser ergehen als an deiner Seite.«
    Dann verließ er den Raum.
    Ich sah ihn niemals wieder.
    Denn ich gehorchte und kehrte Monte Cargano noch in der Nacht auf immer den Rücken. Und auch Fionna ließ ich zurück, wie Salvat es verlangt hatte.
    Nur Fionna jedoch. Nicht aber, was von Fionna mir gehörte.
    *
    Fionna...
    Es lag Jahre zurück, da ich sie zum ersten Mal gesehen und ihr das Leben gerettet hatte!
    Gott der Herr selbst (denn an Zufälle zu glauben hatte ich mir längst abgewöhnt) mußte mich des rechten Weges geführt und meine Schritte so gelenkt haben, daß ich an jenem Fluß just in der Minute anlangte, da die Eltern ihr Mädchen im Wasser ersäufen wollten wie einen Katzenwurf, den man nicht durchfüttern mochte.
    Freilich ließ ich es nicht geschehen, und weil ich wußte, daß dem Mädchen in seiner Familie keine Zukunft beschieden sein konnte, nahm ich es mit mir, wohl wissend, weswegen die Leute sich seiner hatten entledigen wollen. Das Kind nämlich sprach nicht, schien nichts zu verstehen von dem, was um es her vorging, und überhaupt schien es der Inbegriff der Teilnahmslosigkeit. Leer wie blankgefegter Boden war sein Geist, einem Gefäß gleich, das die Natur zu füllen vergessen hatte.
    Fionna war eine Herausforderung für mich. Mein Talent konnte ihr zum Segen gereichen, wenn ich es recht anstellte. Und ich versuchte es im Laufe der Jahre, mit immer besserem Erfolg.
    Wie Vater und Tochter verließen wir Fionnas Heimatinsel, jene, die noch jenseits der englischen liegt und heute Irland heißt; doch je länger unser Weg wurde und Fionna zur Frau, desto mehr veränderte sich unsere Beziehung. Bald schon hielt niemand uns mehr für Vater und Tochter, sondern mich für einen Mann reifen Alters, der das Glück hatte, die Gunst einer jungen Schönheit erworben zu haben.
    Und während all der Zeit füllte ich Fionnas Geist.
    Anfangs war es nicht mehr als ein Versuch gewesen, ein Experiment, von dem ich nicht wußte, ob es gelingen würde. Ich nahm vom Verstand anderer, die unseren Weg kreuzten, und gab es Fion-na, verwob die Teile in ihrem Geist miteinander, und so kam es, daß Fionna in meiner Obhut schon bald zu sprechen begann. Und es dauerte nicht lange, bis sie sich kaum mehr von anderen Mädchen ihres Alters unterschied in dem, was sie tat und wußte. Ihre Verbundenheit zu mir freilich machte sie einzigartig - und ich müßte lügen, würde ich sagen, daß ich dies nicht in jeder Hinsicht genossen hätte!
    Nicht erst seit jener Zeit wußte ich von der Existenz anderer besonders begabter Menschen, die es außer mir noch gab. Es gab ihrer sogar beträchtlich viele; die meisten indes entdeckten ihre widernatürlichen Talente nicht oder hatten sich wenigstens so gut unter Kontrolle, daß sie ihrer Gabe wegen nicht auffällig wurden. Einige aber erregten Aufmerksamkeit, und manche wurden in der Folge der Hexerei bezichtigt.
    Nun, wie auch immer, die Begegnung mit diesen Menschen zu suchen, dies tat ich erst, nachdem Fionna mich schon Jahre meines Weges begleitete und ihr Geist und

Weitere Kostenlose Bücher