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Tod Eines Mäzens

Titel: Tod Eines Mäzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Freund Petronius Longus neigte hochmütig den Kopf. Ich verbarg ein Grinsen. »Diese Schutzmaßnahme«, meinte er in beunruhigtem Ton, »kann die Form einer befristeten Kreditlaufzeit annehmen?«
    »Das ist die übliche Bedingung, Tribun.«
    »Eine Schiffsreise, die Sie versichern, muss demnach in einer festgelegten Anzahl von Tagen beendet werden?«
    »Bei gutem Wetter. Der Vertrag enthält normalerweise ein Datum für die Beendigung der Reise.«
    »Und wenn das Schiff sinkt, tragen Sie als Kreditgeber alle Kosten – aber nur, wenn die Fahrt in der vorgeschriebenen Zeit stattfindet? Doch wenn sich die Abfahrt des Schiffes bis nach dem Ablaufdatum des Kredits verzögert und es dann sinkt – wer ist da haftbar?«
    »Wir nicht!«, rief der Freigelassene.
    »Das gefällt Ihnen natürlich«, gab Petronius ziemlich kühl zurück. »Aber dem Transportunternehmer nicht. Er hat sein Schiff und seine Ladung verloren und muss trotzdem den von Ihnen gegebenen Kredit zurückzahlen.«
    »Er verliert doppelt. Aber das ist sein eigener Fehler.«
    »Eher der seines Kapitäns.«
    »Stimmt, weil der getrödelt hat. Das sind die Regeln des Meeres, Tribun. Wie es die Tradition verlangt. Gibt es einen Grund«, fragte Lucrio sehr höflich, »warum Sie an diesem Aspekt interessiert sind?«
    Petronius verschränkte die Arme und beugte sich vor. Ich wusste, was jetzt kam. Er wollte den Tratsch anbringen, von dem wir erfahren hatten. »Haben Sie einen Bankkunden mit Namen Pisarchus?«
    Lucrio gelang es, seine leutselige, gelassene Gaunerhaltung beizubehalten. »Das ist natürlich vertraulich – aber ich glaube schon.«
    »Hoch verschuldet?«
    »Nicht allzu gewitzt.«
    »Er hat zwei Schiffe verloren, beide über dem Zeitlimit, im letzten Winter?«
    »Ein törichter Mann. Jetzt muss er seine Investitionen ziemlich rasch in Ordnung bringen.«
    »Hat er denn überhaupt noch etwas zum Investieren?«, fragte Petronius.
    »Tja, das ist wohl die Frage!«, erwiderte Lucrio kichernd. Er behandelte den Hinweis auf hohe Schulden als großen Witz.
    Petro blieb kühl. »Transportunternehmer im Seehandel sind dafür bekannt, kein persönliches Kapital zu besitzen. Eine kleine Maus hat mir zugequiekt, dass Pisarchus in großer Sorge über seine Verluste ist, seine Schulden möglicherweise nicht zurückzahlen kann und sich deswegen mit Chrysippus gestritten hat.«
    »Sieh an, sieh an!«, wunderte sich Lucrio. »Jemand muss wohl ziemlich fest am Schwanz der kleinen Maus gezogen haben. Ich hoffe, dass kein unartiges Mitglied der Vigiles meine Sklaven befragt hat, ohne es vorher mit mir abzuklären.«
    In diesem Moment mischte ich mich ein und übernahm. »Nein, wir haben das aus einer privaten Quelle von Pisarchus erfahren.« Nothokleptes. »Darüber tratschen schon alle im Janus Medius.« Es musste das erste Mal in der Geschichte sein, dass Nothokleptes kostenlos mit etwas rausgerückt war. »Wie ich höre, setzt man dort sogar auf Pisarchus als Mörder. Auch mein Interesse richtet sich ganz auf ihn. Ich frage mich, ob er der beleidigte Mann war, den ich im Skriptorium gesehen habe, am selben Morgen, als Chrysippus ermordet wurde.«
    Lucrio schüttelte bedauernd den Kopf. »Es macht mich traurig, das zu hören, Falco. Pisarchus ist einer unserer ältesten Kunden. Seine Familie hat schon seit Generationen Geschäfte mit der Chrysippus-Trapeza in Griechenland gemacht.«
    Ich schenkte ihm ein Lächeln. »Sorgen Sie sich nicht zu sehr. Vielleicht war er es nicht. Aber jetzt haben wir zumindest ein klares Bild, wie Ihre Trapeza arbeitet.«
    »Daran ist nichts Illegales.«
    »Aber auch nichts Sanftes.«
    »Wir müssen unsere Investoren schützen.«
    »Oh, das machen Sie bestimmt.«
    Ich ließ Petronius die Befragung wieder aufnehmen. »Da wäre noch eine etwas heikle Angelegenheit zu klären, Lucrio …« Jetzt gedachte er definitiv die Sachen anzubringen, die Fusculus den Sklaven entlockt hatte. »Ich habe einen Tipp bekommen, dass Sie und Chrysippus mal eine Krise hatten.« Lucrio schaute verärgert. Petronius erläuterte: »Sie sind seit einer Reihe von Jahren als Freigelassener der Agent der Bank. Davor, als Sie noch als junger Sklave im Dienst waren – das muss gewesen sein, bevor Sie mit dreißig freigelassen werden konnten –, stellte Ihr Herr Ihnen eine bestimmte Geldsumme zur Verfügung, die Sie nach eigenem Gutdünken investieren konnten. Es war die übliche Situation: Sie konnten den Fonds verwalten und mögliche Gewinne für sich behalten, aber das

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