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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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überrascht.
    »Ihr kennt euch?«, staunte Matze.
    Harry sah ihn verständnislos an. »Machst du Witze? Das ist Knut Kossek! Knut ›Killer‹ Kossek. Einer der besten Rockgitarristen im Elbe-Weser-Dreieck. Man nennt ihn auch den ›Ritchie Blackmore von der Unterweser‹.«
    »Ach! Killer also …« Matze sah seinen Chef amüsiert an. Dann erinnerte er sich. Als die Verlegerin Kossek vorgestellt hatte, war sie kurz auf seine musikalische Vergangenheit eingegangen und dass er ›vielen noch als Musiker bekannt sein dürfte‹. Matze hatte aber eher in Richtung Schunkelkapelle und Seemannslieder gedacht. Zumal die Band, mit der Kossek vor hundert Jahren Bremen und Umgebung unsicher gemacht hatte, Die Klabautermänner hieß. Kossek winkte ab. »Das ist erstens ewig her. Und zweitens hat das mit dem ›Blackmore von der Unterweser‹ sowieso nie gestimmt. Also, das mit der Unterweser jedenfalls nicht. Ich komme nämlich aus Bremen, und das liegt bekanntlich an der Weser und nicht an der Unterweser.«
    »Eigentlich hast du mich auch immer eher an Gary Moore erinnert«, outete sich Harry als kundiger Rockfan.
    »Danke«, erwiderte Kossek, sichtlich erfreut über so viel Sachverstand.
    »Aber kommt doch rein«, schlug Harry vor.
    »Du, keine Zeit. Wie schon am Telefon gesagt, wir brauchen dringend deine Hilfe. Es geht um Ali. Mit der stimmt was nicht. Wir müssen in ihre Wohnung, jetzt«, drängte Matze.
    »Okay, alles klar. Ich hol bloß noch schnell meine Jacke.« Harry verschwand in der Wohnung und war eine Sekunde später wieder da. »Und ab dafür!«
    *
    Ich glaubte zu träumen, als ich aufwachte. Ich lag auf einer harten Pritsche, meine Hände und Füße schmerzten. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff. Ich war gefesselt. Und neben mir saß dieser Mann. Er war schwarz gekleidet, hatte sich eine Skimütze über den Kopf gezogen, starrte mich aus dunklen Augenhöhlen an, hielt ein Messer auf mich gerichtet. Blut pochte in meinen Ohren, ich versuchte zu schreien, doch mehr als ein Krächzen brachte ich nicht hervor. Mein Atem rasselte, meine Zähne schlugen aufeinander. »Hiiiiilllllllfffffeeeeee.« Der Typ blieb völlig ruhig, regte sich nicht mal.
    Klar, er hätte mich doch geknebelt, wenn meine Schreie zu hören gewesen wären, schoss es mir durch den Kopf. Wahrscheinlich waren die Wände schallisoliert. Hier war ein Profi am Werk. Ich zerrte an den Kabelbindern, mit denen meine Hände gefesselt waren, das Plastik schnitt mir ins Fleisch. Das waren nicht diese billigen Dinger aus dem Baumarkt. Das war die breite Variante, wie sie die Polizei nutzte. Ob mein Entführer Bulle war?
    Meine Füße waren mit Fußfesseln fixiert und auch die, das sah ich auf den ersten Blick, stammten aus Polizeibeständen. Die Fesseln hingen an einer Eisenkette, deren Glieder dick waren wie Finger.
    »Bitte tun Sie mir nichts«, wimmerte ich und kam mir ziemlich bescheuert vor. So klein, so hilflos, so … Der Typ saß noch immer da wie eine Statue. Ich musste mich jetzt verdammt noch mal zur Ruhe zwingen. Überlegen. Hatte ich nicht irgendwo gelesen, man solle mit dem Täter reden? Reden, reden, reden. Der schwarze Mann musste begreifen, dass ich ein Mensch war. Kein Objekt, sondern ein Mensch mit Gefühlen.
    »Ich heiße Alexandra«, sagte ich mit zittriger Stimme.
    Der Mann reagierte nicht, drehte das Messer zwischen seinen Fingern.
    *
    Er betrachtete sie in aller Ruhe. So, als hätte er alle Zeit der Welt. Sie zerrte an den Kabelbindern, mit denen ihre Hände gefesselt waren. Wie niedlich.
    »Was wollen Sie von mir?« Ihre Stimme zitterte. Erwartete sie darauf etwa eine Antwort? »Bitte tun Sie mir nichts«, wimmerte sie und nannte ihren Namen.
    Er erhob sich. Beugte sich zu ihr herunter.
    »Bitte, bitte, bitte …«, flehte sie.
    Wunderbar. Wie er dieses Gefühl liebte. Er war hier der Herr. Ihr Herr.
    Sie drehte ihr Gesicht weg, wollte nicht sehen, was nun kam. Er setzte sich auf die Pritsche, streichelte ihr Haar. Liebevoll, sanft. Dann setzte er ihr das Messer an die Kehle.
    *
    Zehn Minuten später standen Harry, Matze und Kossek an Alexandras Wohnungstür. Sie klingelten Sturm. Nichts passierte.
    Harry sah sich um. Die Luft war rein. »Okay, Gefahr im Verzug«, sagte er entschuldigend. »Guckt mal weg.« Sekunden später stand die Wohnungstür offen. Alexandra schloss, obwohl sie es besser hätte wissen müssen, ihre Wohnungstür nie ab, sondern ließ sie nur ins Schloss fallen.
    »Gut, dass du heute deinen freien Tag

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