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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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ihren Blick. »Bevor Albert sich mit Nicole in der Hochstraße traf, war er einmal pro Woche mit mir dort verabredet.«
    »Hochstraße?«, fragte Harry irritiert.
    »Da hatte Albert ein Apartment. In so einem schrecklichen Hochhaus in der Bahnhofsgegend, zehnter Stock.«
    Harry nickte. Matze konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Er machte vom einen auf den anderen Tag Schluss. Ich wurde misstrauisch und folgte ihm. Und dann musste ich feststellen, dass meine Nachfolgerin Nicole war. Ich war außer mir vor Wut, stellte Nicole zur Rede. Doch sie meinte nur, sie würde Albert lieben. Es wäre nur noch eine Frage der Zeit, bis er sich für sie scheiden lassen würde. Na ja, meine große Liebe war Albert zwar nicht, trotzdem war ich sauer. An jenem Abend, an dem sie verschwand, wollten wir uns aussprechen, entscheiden, ob wir auseinanderziehen. Wer wann auszieht oder die Wohnung behalten darf. Als sie nicht kam, hatte ich gleich so ein merkwürdiges Gefühl. Nicole und ich waren fest verabredet, sie hätte mich – Streit hin oder her – angerufen, wenn ihr was dazwischengekommen wäre. Ich telefonierte überall rum. Doch niemand wusste, wo Nicole steckte. Mir war deshalb gleich klar, dass etwas passiert sein musste.
    Albert war ja weit weg in Kyoto. Als er zurückkam, war er in heller Aufregung, völlig fertig. Doch er flehte mich an, der Polizei nichts davon zu sagen, dass er und Nicole eine Affäre gehabt hatten. Und auch über unsere Liaison sollte ich schweigen. ›Dann bin ich ruiniert. Und du bist unten durch als eine, die sich mit ihrem Professor eingelassen hat. Willst du das?‹ Natürlich wollte ich das nicht. Also fügte ich mich. Die Polizeibeamten haben mich damals auch nur gefragt, ob Nicole was mit Katzenstein gehabt habe. Auf die Idee, dass auch ich zu seinen Gespielinnen gehört haben könnte, darauf kamen die gar nicht. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Albert irgendetwas mit Nicoles Tod zu tun hatte. Er hing an ihr. Während ich für ihn nur ein Betthäschen war. Simon wusste von dem Verhältnis. Und ich glaube, er war eifersüchtig auf den Professor. Jedenfalls haben die beiden sich mal wegen Nicole gezofft. Da war sie aber schon lange verschwunden. Und nun kommt alles wieder hoch, nach so vielen Jahren. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    Kurz darauf verabschiedeten sich Harry und Matze von Martina Fittkau. »Es gibt noch eine Verdächtige, die wir bislang überhaupt nicht auf dem Zettel hatten«, sagte Harry, als sie wieder im Auto saßen.
    »Häh, wer soll denn das sein«, wunderte sich Matze.
    »Katzensteins Ehefrau, Alexandras Mutter. Wenn sie von dem Verhältnis zwischen ihrem Mann und Nicole Wind bekommen hatte, hätte sie ein starkes Motiv gehabt, die Studentin umzubringen.«
    *
    Alexandra schlief tief und fest. Hörte nicht, wie der Fremde ihre Wohnungstür öffnete. Nicht, wie er durch den Flur in ihr Schlafzimmer schlich. Und plötzlich, mitten in der Nacht, vor ihrem Bett stand. Er betrachtete die Schlafende kurz. Dann hielt er ihr ein mit Chloroform beträufeltes Tuch auf Mund und Nase. Minutenlang. Bis Alexandra vom Tiefschlaf in die Bewusstlosigkeit glitt.
    Er hatte an alles gedacht, fesselte ihre Hände und Füße mit Kabelbindern, verklebte ihr den Mund. Er nahm den großen Sack aus Jute, eine Spezialanfertigung, die er eigens für diesen Anlass hatte nähen lassen. Atmungsaktiv und strapazierfähig. Er zog den Sack über Alexandras Beine, die sich steif und schwer anfühlten. Dann hob er ihren Oberkörper an, rollte den Sack über Rumpf und Kopf. Er stopfte ihr langes Haar hinein, was eine Weile dauerte. Es durfte auf keinen Fall hinausgucken. Dann schnürte er den Sack zu.
    Der Kater, den der Mann schon bemerkt hatte, als er in die Wohnung gekommen war, kauerte verängstigt unter dem Bett.
    Obwohl er kräftig war, kostete es ihn Mühe, bis er den Sack geschultert hatte. Er verschnaufte noch ein paar Sekunden, dann setzte er sich in Bewegung. An der Wohnungstür verharrte er und lauschte. Nichts war zu hören. Es war drei Uhr nachts und wenn ihm jetzt wider Erwarten jemand im Treppenhaus begegnen sollte, konnte es sich höchstens um einen betrunkenen Nachtschwärmer handeln.
    Er nahm die Maske ab, verließ die Wohnung und ging durch das Treppenhaus. Er öffnete die Haustür einen Spalt und spähte hinaus. Alles ruhig. Die Straße war menschenleer.
    Kaum hatte er das Haus verlassen, knatterte ein Motorroller um die Ecke. Der Mann ging neben dem Müllcontainer

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