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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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War der Chef etwa in Ali verknallt?
    »Das Bett ist zerwühlt«, meldete Harry aus dem Schlafzimmer. »Vielleicht hatte sie Herrenbesuch.«
    »Das will nichts heißen: Nicht überall geht es so ordentlich zu wie zu Hause bei Mutti«, gab Kossek trotzig zurück.
    »Vielleicht hat sie ihre Wohnung einfach nur überstürzt verlassen«, mutmaßte Harry.
    »Aber warum?«, überlegte Matze laut.
    »Eine plötzlich auftretende Gefahr zum Beispiel«, antwortete Kossek.
    »Oder ein dringender Telefonanruf. Jemand braucht sofort Hilfe«, war Matzes Idee.
    Harry räusperte sich. »Oder … na ja … also, wer sagt denn, dass sie freiwillig die Wohnung verlassen hat? Vielleicht hat sie jemand gezwungen.«
    Kossek und Matze sahen ihn an. Das war die Möglichkeit, die ihnen am wenigsten gefiel. Matze ging in die Hocke und streichelte den Kater. »Na du, was is hier passiert, hm?«
    »Scherzkeks! Erwartest du etwa, dass der Kater antwortet?«, raunzte Harry und wandte sich an Kossek: »Ist Ali vielleicht in letzter Zeit jemandem mit ’ner Geschichte auf die Füße getreten? Ich meine, als Journalistin …«
    Kossek schüttelte den Kopf. »Höchstens euch.«
    Harry verzog das Gesicht. »Also, man kann der Bremer Polizei ja manches nachsagen, aber … nee, so was denn doch nicht.«
    »Neulich war ihr doch so schlecht. Ist sie vielleicht schwanger?« Kossek nutzte die Gunst der Stunde, um die Frage, die ihn schon lange beschäftigte, loszuwerden. Matze und Harry schüttelten den Kopf. »Nee, ausgeschlossen. Wir waren ja am letzten Freitag bei ihr. Da hat sie eine halbe Flasche Schampus und noch ein paar Gläser Rotwein getrunken. Außerdem war sie gertenschlank in dem figurbetonten Kleid, das sie anhatte.« Kossek nickte erleichtert. Der Kater miaute, verlangte unmissverständlich Nachschlag. Harry kam seinem Wunsch sofort nach.
    »Ich kann mir denken, wer dahintersteckt«, sagte Kossek leise.
    »Was? Wer?« Matze sah Kossek überrascht an.
    »Also, ich weiß nicht, wie er heißt, aber …«
    »Kossek! Butter bei die Fische!«, drängte Matze.
    »Ich war neulich im Scusi essen. Und da hab ich sie gesehen, ganz zufällig. Sie war mit so ’nem Typen da.«
    »Was für ’n Typ?«
    »Ein ganz merkwürdiger Vogel. Auf mich machte der jedenfalls ’nen komischen Eindruck, geradezu unheimlich.« Kossek wollte nicht zugeben, dass er Alexandra auf Facebook hinterherspioniert hatte und längst wusste, dass ihr Begleiter im Scusi Fabian Mohr hieß.
    »Geht’s ’n büschn genauer?«
    »Der sah aus wie ein, wie ein, ja, irgendwie wirkte der auf mich wie ein Satanist oder so was.«
    »Das muss Fabian Mohr sein. Der hat Alexandra auf Facebook gestalkt«, sagte Matze.
    »Wir haben ihn danach besucht und uns als Polizeibeamte ausgegeben«, grinste Harry.
    »Ihr habt was?«, fragte Kossek entgeistert. Doch er war froh, dass Harry und Matze schon wussten, wie der Typ hieß.
    »Der Zweck heiligt manchmal die Mittel. Außerdem war es ja nicht komplett gelogen«, gab Harry zurück.
    »Der hatte so eine Gruppe auf Facebook gegründet. Wir haben ihn dazu gebracht, dass er alles löscht und Alexandra in Frieden lässt«, erzählte Matze. »Der müsste schon ziemlich abgebrüht sein, wenn er Alexandra jetzt entführt hätte.«
    »Tja, oder verrückt«, sagte Harry.
    Kossek merkte, wie ihm flau im Magen wurde. Der Kater schaute zu den drei Männern hoch und maunzte: Er hatte zu fressen, zu trinken und drei neue Freunde. Trotzdem war Hans-Günther nicht zufrieden. Er vermisste sein Frauchen.
    »Das mit dem Satanisten scheint mir jetzt auch irgendwie plausibel. Solchen Typen ist doch alles zuzutrauen. Angeblich opfern die sogar kleine Kinder«, sagte Matze.
    »Auf jeden Fall müssen wir sofort die Bullen einschalten.« Kossek klang besorgt.
    »So schnell geht das nicht, Kill…, äh, Knut. Nur weil jemand mal mit ’nem komischen Vogel essen war, der sie gestalkt hat und hinterher ’nen Termin verschwitzt hat, ich meine … In den ersten achtundvierzig Stunden passiert sowieso nichts. Erst dann setzt sich der Polizeiapparat in Bewegung. Und zuerst auch ziemlich gemächlich, unter uns gesagt. Schließlich ist Ali erwachsen«, gab Harry zu bedenken.
    »So? Das wollen wir doch mal sehen«, gab Kossek zurück. Dann zückte er sein Handy und wählte die Nummer des Polizeipräsidenten.
    *
    Ich wagte kaum zu atmen. Die Klinge drückte gegen meinen Kehlkopf, ritzte mir in die Haut. Ein Stich und ich wäre tot, würde verbluten in diesem Kellerloch. Ich spürte,

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