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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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hinweggekommen. Nicht mal eure Verlegerin erhielt Auskunft. Warum auch? Ich meine, Schröder ist nicht verurteilt worden, hat sich selbst gerichtet …« Harry schwieg einen Moment lang.
    Matze leerte sein Glas, hielt es Harry hin. Simon Schröder ein Erpresser … Das wollte ihm nicht in den Kopf.
    »Ich Blödmann hätte das mit Schröder auch schon früher rausfinden können«, sagte Harry, während er Matze einschenkte. »Ein Blick in den Polizeicomputer hätte genügt, dann hätte ich zumindest gesehen, dass gegen ihn ein Verfahren wegen Erpressung läuft. Aber ich bin einfach nicht darauf gekommen. Ich war immer noch davon ausgegangen, dass er – obwohl ja nie gegen ihn ermittelt worden war – doch irgendwas mit dem Tod seiner Cousine zu tun hat.«
    »Vielleicht hat er das ja auch«, wandte Matze ein. »Wer so abgebrüht ist … am Ende kam vielleicht beides zusammen. Die Angst, er könnte doch noch als Mörder seiner Cousine überführt werden und das bevorstehende Strafverfahren wegen Erpressung.«
    »Möglicherweise.« Harry zuckte mit den Achseln. »Aber wir werden es wohl nie erfahren. Es könnte auch so gewesen sein, wie Martina Fittkau es gesagt hat. Dass Schröder einfach nur nicht wahrhaben wollte, dass seine Cousine tot war. Dass er – obwohl alles dagegensprach – hoffte, sie wiederzusehen. Bis ich ihren Schädel am Weserstrand fand. Und er kurz darauf wegen Erpressung aufflog.«
    Matze leerte sein Glas in einem Zug.
    »Ach ja, noch was: Bernie hat mit dem Verschwinden von seiner Exfreundin Nicole wahrscheinlich ebenfalls nichts zu tun.«
    »Und wieso kriegt der dann fast ’nen Herzkasper und hüpft durchs Klofenster?«, fragte Matze skeptisch.
    »Ganz einfach: Gegen ihn wurde vor Jahren mal ermittelt, weil er unter Verdacht stand, sich irgendwelche Kinderpornodateien runtergeladen zu haben. Das Verfahren wurde aber eingestellt, weil’s offenbar nicht sein Rechner war, sondern der von ’nem Kunden. Und jetzt dachte er scheinbar, wir hätten doch was gegen ihn in der Hand. Er hat unseren Besuch in den falschen Hals gekriegt.«
    »Verstehe, und da machte Bernie lieber die Fliege.«
    »So ist es«, nickte Harry.
    »Mit anderen Worten: Wir haben nichts. Stochern genauso im Nebel wie die Kollegen damals.«
    »Tja«, sagte Harry. »War halt auch ein bisschen vermessen zu glauben, besser zu sein als die Kollegen von der Mordkommission.«
    Matze nickte.
    *
    Während ich aß, blickte ich mich verstohlen um. Über dem Sessel lagen, sorgfältig zusammengelegt, ein Negligé, Spitzenunterwäsche, Strapse und Netzstrümpfe. Auf dem Boden standen Stilettos. Aus rotem Lack. Absätze aus Metall, bestimmt zwölf Zentimeter hoch und dünn wie Bleistifte. Richtige Nuttenklamotten. Klar, was der Typ vorhatte. Dies war mein Verließ, hier wollte er mich halten wie eine Sklavin.
    Teki ni yotte tenka seyo – wandle dich abhängig vom Gegner. Welch ein Glück, dass mir der Mann nicht den Mund verbunden hatte, sodass ich mit ihm reden konnte. Als ich das Brötchen hinuntergewürgt hatte, zog ich den Reißverschluss meiner Nickijacke runter.
    »Hör mal, mein Süßer«, säuselte ich. »Ich sehe doch, was du möchtest.« Ich ließ die Jacke langsam über meine Schultern gleiten. Mir war kalt, die Härchen auf meinen Armen stellten sich auf wie eine kleine Armee. Ich schämte mich, hatte eine irrsinnige Angst. Aber es war meine einzige Chance. »Möchtest du, dass ich die schönen Sachen da anziehe?«
    Der Mann mit der Maske, der mich die ganze Zeit von seinem Hocker aus beobachtet hatte, nickte.
    »Ich tue das gerne für dich, denn wenn ich ehrlich bin, stehe ich auf solche Spielchen.« Krampfhaft versuchte ich, das leise Zittern meiner Stimme zu unterdrücken. »Weißt du, eigentlich träumt doch jede Frau davon, von einem bösen Mann entführt zu werden. Ich glaube, wir beide werden sehr viel Spaß zusammen haben.«
    Unter der Skimütze grunzte es. Der erste Laut, den der Mann von sich gab. Geiles Schwein.
    »Komm, sei so lieb und nimm mir die Fußschellen ab, damit ich in die schönen Schuhe schlüpfen kann, die du für mich ausgesucht hast. Du hast doch bestimmt die Tür abgeschlossen und bist viel stärker als ich. Außerdem hast du ein Messer. Es gibt kein Entkommen für mich.« Ich versuchte mich im Ton einer einfühlsamen Märchenerzählerin. Wieder stöhnte der Typ nur, anstatt mir zu antworten.
    Es war zu düster in dem Keller, sodass ich nicht viel sehen konnte. Doch ich ging jede Wette ein, dass seine Hose

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