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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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zusammen, kaum dass das Wort ›Polizei‹ Harrys Mund verlassen hatte. Harry hielt ihm seinen Dienstausweis hin, ließ ihn aber so schnell wieder in seiner Jackentasche verschwinden, dass Bollwahn keinen Blick darauf werfen konnte. Riskant, dachte Matze. Abgebrüht. Und schlau. Wenn sich Bollwahn beschweren sollte, würde das Referat für interne Ermittlungen an dem Allerweltsnamen Müller scheitern. »Das ist mein Kollege Menzner«, hörte Matze Harry sagen und verzog keine Miene zu seinem neuen Namen.
    »Bernward Bollwahn?«, erkundigte sich Harry mit betont streng klingender Stimme.
    »Äh, ja«, stotterte Bollwahn nervös und schaute abwechselnd zu Harry und zu Matze. Wer ist wohl der böse Bulle und wer der gute, schien er zu überlegen. Oder waren beide böse? Matze straffte seine Haltung und bemühte sich um einen möglichst strengen Gesichtsausdruck. Verdammt, das hätte ich zu Hause vor dem Spiegel doch mal üben können, dachte er.
    »Wo…, wo…worum geht es?«, stotterte Bollwahn.
    Harry gab keine Antwort, sondern sah den Nerd durchdringend an. Missmutig wandte er sich dann von ihm ab, sah sich im Raum um, trat ans Fenster, blickte nach draußen.
    Bollwahn fing an zu zittern.
    Abrupt drehte sich Harry wieder zu ihm um. »Können Sie sich das nicht denken, Herr Bollwahn?«, fragte er in schneidendem Ton.
    Saucool, dachte Matze. Ob der Bulle seine Knarre dabeihat? Für alle Fälle? Man weiß ja nie, was so ’nem Nerd einfällt. Womöglich fällt der uns an!
    Doch Bollwahn war völlig eingeschüchtert auf seinem abgewetzten Sessel zusammengesunken. »Hört das denn nie auf?«, jammerte er. »Ich habe doch alles in dieser Angelegenheit gesagt. Wirklich alles.«
    Doch Harry blieb hart. Geradezu sadistisch. Mit eisigem Blick beugte er sich zu Bollwahn hinunter und raunte ihm zu: »Aber uns genügt das nicht, Herr Bollwahn. Verstehen Sie? Es genügt einfach nicht. Außerdem haben Sie uns immer nur das erzählt, was wir sowieso schon wussten. Und wir wissen mehr, viel mehr. Die Kriminaltechnik hat mittlerweile ja enorme Fortschritte gemacht. Geradezu unglaubliche Fortschritte.«
    »Was für Fortschritte? Wovon reden Sie eigentlich?«
    Harry triumphierte jetzt. »Nun, Herr Bollwahn: Wir können jetzt gewissermaßen in die Vergangenheit schauen. Und raten Sie mal, was wir da gesehen haben, Herr Bollwahn. Naaaaa, was haben wir da wohl gesehen?«
    Geht der Bulle jetzt nicht ’n büschn weit?, überlegte Matze. Von wegen Folter und so. Abgesehen davon, dass er bluffte.
    Bollwahn schnappte nach Luft. Weichei. »’tschuldigung, ich müsste mal auf die Toilette …«
    Harry nickte verständnisvoll und klopfte dem Nerd so heftig auf die Schulter, dass die schwarze Brille auf seiner Nase wackelte. »Alles klar, Mann, alles klar. Geh schon.« Bollwahn wollte aufstehen, doch Harry hielt ihn noch einen Moment zurück und legte ihm seine Hand schwer auf die Schulter. »Und wenn du wiederkommst, lässt du alles raus. Verstanden? Alles!«, beschwor er ihn.
    Bollwahn nickte eifrig. Harry ließ ihn los. Erleichtert und dankbar sprang der Nerd auf und verließ hurtig den Raum. Er schien wirklich ein dringendes Bedürfnis zu haben.
    »Hast du …«, wollte Matze Harry fragen, kaum dass Bollwahn verschwunden war.
    Harry legte seinen Zeigefinger auf die Lippen. »Psssssst.« Matze schwieg. Kurz darauf hörten sie eine Klospülung. Und noch einen Moment später das Rauschen des Wasserhahns. Dann ein Rumpeln. Doch Bollwahn kam nicht zurück.
    Harry und Matze sahen sich an. »Herr Bollwahn!«, rief Harry. Keine Antwort. »Herr Bollwahn!« Wieder nichts. »Das glaub ich jetzt nicht.« Harry flitzte in die Richtung, in der der Nerd verschwunden war. Matze folgte ihm. Hinter der ersten Tür, die Harry aufriss, befand sich eine Abstellkammer, die vollgestopft war mit Kabeln und Computerteilen. Hinter der zweiten Tür hatte er mehr Glück. Aber nicht das Glück, das er sich erhofft hatte. Zwar handelte es sich um die Toilette – aber weit und breit kein Bollwahn. Dafür stand das Fenster sperrangelweit offen. »Ich glaub, ich spinne, verdammte Kacke!«, fluchte Harry. »Was bildet dieser kleine Wichser sich ein!«
    »Der kann doch nicht aus dem ersten Stock …«, meinte Matze ungläubig. Beide stürzten zum Fenster und sahen hinab. Statt eines Nerds mit gebrochenen Beinen sahen sie unterhalb des Fensters einen kleinen Vorsprung, der zu einer Feuerleiter führte.
    »Alles klar«, meinte Harry, »diese miese, kleine Ratte.«
    »Hätt

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