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Tod eines Mathematikers

Tod eines Mathematikers

Titel: Tod eines Mathematikers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Herrnkind / Walter K. Ludwig
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ich so ’nem Nerd nich zugetraut, ganz ehrlich«, sagte Matze.
    »Ich auch nicht. Den hab ich unterschätzt. Der hat uns was vorgespielt. Und ich Trottel fall auf den auch noch rein. Wie ’n blutiger Anfänger.« Beide sahen sich an. Dann fingen sie schallend an zu lachen. »Sie sahen: ›Bernie und der Bulle, Teil eins‹«, japste Harry.
    »Ich guck nie mehr CSI« , wieherte Matze. »›Bernie und der Bulle‹ is viel geiler. Außerdem darf ich da auch noch selber mitmachen. Über die Gage müssten wir allerdings noch mal reden.«
    »Sie-es-was?«, fragte Harry und wischte sich die Lachtränen aus den Augen.
    » CSI. Diese amerikanische Krimiserie. Noch nie geguckt?«
    »Witzbold. Ich bin Polizist. Und zwar ein echter. Ich guck doch keine Krimiserien. Ich erleb Krimi jeden Tag live.«
    »Auf den Straßen von Bremen.«
    »Eben. Da ist einiges los.«
    »Die Bu…, äh, Cops bei CSI sind jedenfalls genauso hart drauf wie du.«
    »Wieso ›hart drauf‹? Was meinst du damit?«
    »Na ja, so mit Psychisch-unter-Druck-Setzen und so. Abgesehen davon, dass du ja vollkommen geblufft hast. Du hattest doch gar nichts gegen den in der Hand. Von wegen neue Erkenntnisse …«
    »Klappern gehört nun mal zum Handwerk. Zu deinem Handwerk doch wohl auch, oder?
    »Aber hättest du ihn nicht auf seine Rechte hinweisen müssen? Das Recht zu schweigen? Das Recht auf einen Anwalt. So was in der Art?«
    »Ach was, papperlapapp. Ich glaub, du guckst wirklich zu viele Krimis!«
    »Na ja, bei ’nem Verhör …«
    »Verhör? Welches Verhör denn? Ich wollte dem Typen lediglich auf den Zahn fühlen. Du hast wohl noch kein Verhör erlebt. Der ist ja kein Beschuldigter, sondern höchstens Zeuge.«
    »Schon gut, schon gut«, nickte Matze und klopfte Harry aufmunternd auf den Oberarm. »’n Beck’s?«, schlug er vor.
    »’n Beck’s«, antwortete Harry.
    Wenig später saßen sie bei einem Bierchen im Viertel. Zwar hatte Matze noch scherzhaft zu bedenken gegeben, dass Bollwahn umgehend zur Fahndung ausgeschrieben werden sollte, jetzt, wo seine Täterschaft doch wohl zweifelsfrei feststehe. Oder wo er sich zumindest höchst verdächtig verhalten hatte. Doch Harry hatte abgewunken: Aus einem Toilettenfenster zu springen, sei schließlich nicht verboten. Und jemanden zur Fahndung auszuschreiben, das ginge eben nicht so einfach wie in irgendwelchen doofen Krimiserien. Aber Bernie stehe jetzt ganz weit oben auf seiner persönlichen Fahndungsliste.
    Beim Beck’s erzählte Matze Harry, wie es ihn wieder nach Bremen verschlagen hatte. »Der Typ war cool, ’n guter Kumpel. Bis er mein Chef wurde. Von da an war er ’n Arschloch und dann ging alles ganz schnell. Schellenberger nervte, meine Oma Lenchen checkte aus, ich erbte ihre Wohnung und der Weserblick suchte ’nen Fotografen. Und schon war ich hier.«
    »Von einem Tag auf den anderen.«
    »So ungefähr.«
    »Und? Schon eingelebt? Ich meine, so Knall auf Fall von der Hauptstadt in die Provinz …«
    »Na ja, Bremen ist kein völliges Neuland für mich. Ich komme aus Delmenhorst und Anfang der Neunziger war ich fast jedes Wochenende in Bremen. Lila Eula, Meisenfrei, Römer, Aladin …«
    Harry und Matze orderten jeder ein weiteres Bier und setzten ihren gegenseitigen Beschnupperkurs fort. Harry erzählte von seiner Arbeit als Polizist.
    »Erst war’s ’n Traumjob für mich. Als ich anfing, vor fast dreißig Jahren, war man als Polizist auch noch wer. Mit der Zeit war meine Begeisterung ziemlich abgekühlt und zwischenzeitlich hatte ich die Schnauze mal gestrichen voll.«
    »Und wie isses jetzt?«
    Harry sah Matze nachdenklich an. »Hm, schwer zu sagen. Einerseits kotzen mich solche Typen wie dieser Kühlborn echt an …«
    »Und andererseits?«
    »Andererseits sag ich mir auch: jetzt erst recht. Den Kühlborns darf man doch nicht das Feld überlassen, oder? Da muss man schon selbst aktiv werden. Sogar dann, wenn der Zweck die Mittel heiligt.«
    »Auf jeden Fall!«
    »Und diese Sache mit Nicole und jetzt auch mit Alexandras Vater, da kann man nicht nur zuschauen. Ich habe übrigens mit Margarete Wollenbeck telefoniert, Nicoles Mutter. Sie steht immer noch unter Schock, glaubt aber, dass Schröder Selbstmord begangen hat, weil er nicht über den Tod von Nicole hinweggekommen ist. Bei Gelegenheit werde ich mal meinen Kumpel Blum von den Mordjungs fragen, ob die eine Ahnung haben, warum er sich umgebracht hat.«
    Matze nickte.
    Harry schwieg einen Moment lang, bevor er ansetzte:
    »Sag mal,

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