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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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billigerem Travertin mit weißen Marmorverkleidungen. Die lange rechteckige Halle mit einer Holzdecke über eine Spannweite von fünfzig Fuß hat auf den beiden langen Seiten jeweils eine doppelte Kolonnadenreihe, ausgelegt mit weiteren schimmernden Platten, sodass einem im Winter unangenehme Kälte in die Knochen kriecht und über allem eine gewichtige Stille liegt, außer wenn sich Anwälte in den Seitengängen streiten. Über den Kolonnaden liegen Galerien, von wo aus die Leute den Vorgängen zuschauen, Pistazienkerne essen und dann die Schalen in die Togafalten der Juristen schnippen können.
    In unserem Fall schien es wenig Grund für Neugierige zu geben, sich über die Brüstungen zu lehnen. Ein paar Freunde und Zuschauer lümmelten auf Sitzen, die wir zur Verfügung gestellt hatten, doch Stehplätze waren nicht sonderlich gefragt. Die Basilicaangestellten hatten uns einen lächerlich kleinen Platz an einem Ende der langen Halle zugeteilt. Ein einzelner Platzanweiser winkte uns mit offensichtlichem Desinteresse durch. Heiser begrüßten wir Sympathisanten. Das dauerte nicht lange.
    Wir sahen Marponius in die Basilica Julia stolzieren, gefolgt von einem Staatssklaven, der einen Klapphocker aus Elfenbein trug, und einem seiner eigenen Sklaven mit einem inoffiziellen roten Kissen zum Drauflegen unter dem Arm. Marponius hatte ein ziemlich ausladendes Hinterteil, was ihm einen seltsamen Watschelgang und einen schiefen Togasaum verlieh. Um die kahle Stelle auf seinem Schädel kringelten sich Locken, die das bedeckten, was Petronius und ich verächtlich als halbes Hirn bezeichneten. Die falsche Hälfte.
    Er nickte Petronius, der mich am ersten Tag vor Gericht unterstützte, kühl zu. Mir schenkte er einen ausdruckslosen Blick, aber das konnte damit zusammenhängen, dass ich ein gewaltiges, aufgemotztes Veilchen zur Schau stellte, was mir das Aussehen einer einseitig bemalten Statue gab, wobei der Künstler alle Farben auf seiner Palette verwendet hatte, damit er sie nicht putzen musste. Honorius saß zwischen mir und Aelianus; Justinus war bisher noch nicht aus Lanuvium zurückgekehrt. Trotz seiner bisherigen Gerichtserfahrung war Honorius äußerst ruhig. Ich fand das in zunehmendem Maße beunruhigend.
    Die Angeklagte kam steifbeinig herein, als wollte sie ihr Alter unterstreichen. Calpurnia humpelte zwar nicht, bewegte sich aber schwerfällig und nahm zwischen dem mürrisch schauenden, übergewichtigen Silius und dem verbindlicheren, schlankeren Paccius Platz. Sie hatte davon abgesehen, ihre Kleidung in Unordnung zu bringen, um Mitleid zu erregen, trug aber ihr langes graues Haar offen, bedeckt von einer Matronenstola, die sie eng um ihren Körper geschlungen hatte. Schmuck war an ihr nicht zu sehen, vielleicht weil sie alles verkauft hatte. Sie machte ein bitterböses Gesicht. Ihr Sohn war im Gericht, aber sie sah ihn nicht an. Negrinus schaute überhaupt niemanden an.
    Marponius nahm es auf sich, die Geschworenen über ihre Pflichten zu unterrichten und Anklage und Verteidigung mitzuteilen, wie er sein Gericht zu führen gedachte (er formulierte es anders, doch er meinte damit, dass sich beide Seiten unterwürfig zu verhalten hätten, während er sie rücksichtslos schikanierte). Dann fingen wir an. Zuerst kam das Eröffnungsplädoyer der Anklage, in dem die Beschuldigungen ausgeführt werden würden. Das würde Honorius halten. Als er sich erhob, lächelten Paccius und Honorius’ alter Chef Silius tolerant, um den jungen Mann aus der Fassung zu bringen. Er steckte es gut weg. Nachdem er kurz seine Toga für den besten Effekt zurechtgerückt hatte und dabei wenig von der Nervosität zeigte, die er meiner Meinung nach empfinden musste, begann er.
     
    Die Anklage gegen Calpurnia Cara: Eröffnungsplädoyer der Anklage, gehalten von Honorius
     
    »Meine Herren Geschworenen, dies ist ein Fall, in dem eine edle Familie tragischerweise ins Verderben stürzte. Gegründet in Lanuvium, verfügt die Familie Metellus über alte Wurzeln und altes Geld. Sie haben seit fünf Generationen Senatoren gestellt und Rom mit Ehre und Würde gedient. Die jetzige Generation schien dreißig Jahre lang erfolgreich zu sein und glücklich zu leben. Die Töchter wurden gut verheiratet und verließen das Haus. Der Sohn heiratete und blieb bei seinen Eltern. Alle hatten Kinder. Der Sohn durchlief die senatorische Ämterlaufbahn, und wenn er sich auch nicht besonders hervortat, so erfüllte er doch seine Ambitionen. Bis vor etwa zwei Jahren

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