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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sanftmütiger Trottel, damit du nicht für Prozesse ausgewählt wirst.«
    »Die Geschworenen entscheiden über das Urteil«, entgegnete ich.
    »Der Richter lenkt den Kurs des Prozesses«, warf Honorius ein, jedoch mit hohler Stimme. Er war eindeutig nervös. Vielleicht kam das seinem Auftreten vor Gericht zugute. Doch mich beunruhigte es.
    Honorius mochte den Richter nicht, den Paccius als Ersten auswählte. Es gab keinen Grund dafür, aber Honorius würde aus Prinzip dieser ersten Wahl nicht zustimmen. Wir erhoben Einspruch.
    Wir machten einen anderen Vorschlag. Paccius lehnte unseren Namen ab.
    Offenbar war das normal.
    Damit begannen mehrtägige Verhandlungen über die veröffentlichten Listen. Das Register der anerkannten Richter bestand aus drei Abschnitten. Zuerst mussten zwei davon ausgeschlossen werden. Das ging schnell. Paccius lehnte den einen Abschnitt ab, wir den anderen. Ich konnte nicht erkennen, welche Gründe sie dafür hatten – reinste Vermutungen, nahm ich an. Ich bemerkte, dass uns Paccius eine Scharade tiefer Nachdenklichkeit vorführte – er kaute an einem Stilus, während er lange überlegte. Honorius dagegen schaute mit selbstbewusster Miene auf die Liste, bevor er eine rasche Auswahl traf, als käme es überhaupt nicht darauf an.
    Das dünnte die Liste um zwei Drittel aus. Der verbliebene Abschnitt wurde intensiver Prüfung unterworfen, wobei jede Seite nacheinander einen Namen entfernte. Wir benutzten einen Abschnitt mit einer ungerade Anzahl von Namen, daher waren wir zuerst dran. Wäre es eine gerade Anzahl gewesen, hätte Paccius zuerst wählen dürfen. Auf jeden Fall stand dahinter die Absicht, der Anklagevertretung die letzte Ablehnung zu erlauben. Wir mussten alle weitermachen, bis nur noch ein Name übrig blieb.
    Eine Zeitbeschränkung gab es nicht, doch wenn wir zu lange hin und her überlegten, würden wir wie Amateure wirken. Hastige Nachforschungen wurden angestellt. Beide Seiten wurden von ihren Ratgebern gelotst. Paccius hatte einen ganzen Haufen spindeldürrer Spezialisten, die wie lungenkranke Schreiber aussahen. Falco und Partner fragten einfach meinen Freund Petronius. Er hatte einen großen Vorteil – er war den meisten Richtern schon vor Gericht begegnet.
    »Wollt ihr einen Kretin oder einen, der sich in alles einmischt?«
    »Welcher ist besser für uns?«
    »Derjenige, der sich am besten schmieren lässt.«
    »Wir zahlen nichts. Wir wollen einen Rechtschaffenen.«
    »Könnt euch wohl echte Gerechtigkeit nicht leisten, was?«
    Keiner kannte die Richter dieses Gerichtes gut. Zuerst dachte ich, dass die Gegenseite mit irgendwelchen geschickten Tricks vorging, doch dann erwischte ich sie eines Tages ungeschützt, als ich halb hinter einer Säule verborgen stand und mitbekam, dass sie vollkommen hektisch wurden, wo wir nur Witze machten. Als die Namen Stück für Stück reduziert wurden, warfen sie die Hände hoch. Selbst unter Petros Anleitung lehnten wir die Richter nicht auf Grund unserer Kenntnisse über sie ab, sondern ließen sie drin, weil wir nie von ihnen gehört hatten. Allerdings gab es eine Ausnahme. Ein Name blieb in der Liste, obwohl Petro und ich den Richter kannten. Wir waren erstaunt, dass er die Auswahlprozedur überlebte. Wir fanden es beide witzig; wie die Frauen, die uns liebten, manchmal bemerkten, waren Petronius und ich nie erwachsen geworden.
    Als wir zu den letzten drei Namen kamen, waren noch der Mann übrig, den wir kannten, sowie zwei andere, von denen der eine laut Petro ein unflätiger Lügner und der andere ein brutaler Maulheld war (milde Beurteilungen im Vergleich zu dem, was er über andere gesagt hatte). Honorius lehnte den Lügner ab, Paccius den Maulhelden.
    »So! Unser Richter heißt Marponius.« Paccius wandte sich an Honorius. »Wissen Sie irgendwas über ihn?«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Ich auch nicht.«
    Petronius und ich verbargen ein heimliches Lächeln.
    Obwohl sie auf gegnerischen Seiten standen, hatten Paccius und Honorius als Kollegen miteinander gesprochen, die jetzt mit einem gemeinsamen Feind konfrontiert waren. In ihren Stimmen hatte leichte Verachtung gelegen, denn durch eine Markierung vor seinem Namen wussten die beiden Edlen, dass der Richter nur den Rang eines Ritters hatte.
    Wir wussten mehr als das. Zumindest wussten wir, was wir da bekamen, und das war der Grund für unser Schweigen gewesen. Petronius Longus hatte sich vor dem Strafgericht oder »Mördertribunal« oft genug mit Marponius auseinander setzen

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