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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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bin nicht vollkommen anderer Meinung als du, Schatz. Der einzige Grund, warum Lutea nicht um das Geld weint, ist, dass er es – nach meiner Ansicht, und ich bin sicher, auch nach seiner – noch nicht verloren hat.«

XXXVII
     
     
    Der volle Titel des Strafgerichtshofs lautet »Tribunal für Giftmischer und Meuchelmörder«. Vergiftungen werden für gewöhnlich mit Zaubersprüchen, Tränken und anderer abscheulicher Magie in Verbindung gebracht. Meuchelmörder können alle möglichen Mörder sein, einschließlich bewaffneter Räuber. In diesem Gericht werden demnach die grausigsten Seiten der menschlichen Natur abgeurteilt. Ich fand die Verhandlungen hier immer ziemlich zermürbend.
    Es gibt ein Gremium von Laienrichtern, ausgewählt sowohl aus dem oberen als auch dem mittleren Rang – eine Tatsache, die Senatoren verärgert und Ritter selbstgefällig werden lässt. Ihre Namen sind in einem öffentlichen Register verzeichnet, der Weißen Liste, die wir zu Rate ziehen würden. Paccius Africanus würde einen Namen aus dieser Liste herauspicken, und wenn wir zustimmten, würde der ausgewählte Richter (der nicht das Recht hatte, abzulehnen) den Vorsitz bei unserem Prozess übernehmen. Der Richter würde sich nicht mit den Geschworenen abstimmen, doch wenn der Angeklagte nach der formellen Anhörung der Beweise für schuldig befunden wurde, würde der Richter das Strafmaß verkünden und die Entschädigung der Ankläger festsetzen. Fünfundsiebzig ehrbare Bürger würden als Geschworene fungieren, ihre Auswahl abhängig von der Ablehnung sowohl durch die Anklage als auch die Verteidigung. Sie würden sich die Beweise in striktem Schweigen anhören und geheim abstimmen; gleiche Stimmenanzahl bedeutete Freispruch.
    »Wenn es fünfundsiebzig Geschworene gibt, wie kann es da zu Stimmengleichheit kommen?«, sinnierte ich.
    »O Falco!« Honorius fand meine Einfalt beklagenswert. »Sie können doch nicht erwarten, dass bei fünfundsiebzig Männern keiner ein Schreiben schickt, mit dem er sich wegen einer Erkältung oder der Beerdigung seiner Großtante entschuldigt.«
    Der Richter musste jedoch nicht schweigen – und würde das sicherlich auch nicht tun. Ich will nicht behaupten, dass wir von allen Richtern annahmen, strohdumm zu sein, juristisch unbeleckt und von vornherein gegen uns eingenommen, aber Honorius wurde äußerst aufgeregt, als es darum ging, wer ernannt werden würde.
    »Paccius und Silius kennen das Register, aber ich kenne es nicht. Der Prozess könnte für uns praktisch beendet sein, wenn wir den falschen Mann erwischen.«
    »Tja, dann tun Sie Ihr Bestes.« Ich verabscheute sie alle und hatte keine Lust, mir darüber Gedanken zu machen. »Wir brauchen bloß jemanden, der wach bleiben kann. Das ist doch der Zweck der Wahl aus diesem Gremium, oder?«
    »Nein, Falco. Der Zweck der Wahl ist, sicherzustellen, dass keine Seite eine Lücke findet, um den Richter zu bestechen.« Mit solchen Ausgaben hatte ich nicht gerechnet. »Müssen wir ihn bestechen?«
    »Natürlich nicht. Das wäre Korruption. Wir müssen nur dafür sorgen, dass die Gegenseite ihn auch nicht besticht.«
    »Ich bin froh, dass Sie mir das erklärt haben, Honorius.« Hiermit wurde mir die zweifelhafte Seite der Rechtsprechung vorgeführt – und die humorlose Seite unseres Anwalts. »Die Richter werden doch sicher wegen ihrer Unvoreingenommenheit und Unabhängigkeit in die Gremien aufgenommen, ja?«
    »Wo haben Sie denn Ihr Leben verbracht, Falco?«
    Ich begann ein widerstrebendes Interesse zu entwickeln. Aelianus, der sich wichtig machen wollte, erläuterte mir die Qualifikationen der Richter. »Frei geboren, von guter Gesundheit, über fünfundzwanzig und unter fünfundsechzig muss ein Dekurio oder ein anderer örtlicher Beamter sein und über bescheidenen Besitz verfügen.«
    Ich war schockiert. »Gute Götter, da könnte ich ja selbst in so einem Gremium landen.«
    »Täusch Krankheit oder Wahnsinn vor, Falco.«
    »Denk an seinen Grabstein«, herrschte ihn Helena an. »Aulus, ich möchte, dass mein Mann eine ganze Liste sinnloser Positionen ohne Aufstiegschancen auf seiner Alabastertafel hat.« Alabaster, ja? Sie schien bereits alles geplant zu haben. Die Erwähnung von Positionen ohne Aufstiegschancen erinnerte mich daran, dass ich die Heiligen Gänse wieder mal besuchen musste. »Marcus, werde Richter, aber sorg dafür, dass du bei jedem Fall einen Freispruch erreichst. Lass dich in das Gremium wählen, aber schaff dir einen Ruf als

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