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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Motive gegangen war. Manche sprachen sich für Gegenbeschuldigungen und Bestrafungen aus. Die neue Regierung war zu Recht auf Frieden und Versöhnung bedacht, aber es war notwendig, aufzuzeigen, dass die üblen Praktiken der Vergangenheit beendet werden würden.
    In dieser Situation wurde bei einer der frühesten Sitzungen des Senats ein Ersuchen um die Erlaubnis gestellt, die kaiserlichen Akten aus der Zeit Neros einsehen zu können, um herauszufinden, welche Senatsmitglieder als Denunzianten tätig gewesen waren. Das war eine Ermittlung, die niemand leichtfertig unternehmen konnte. Der ganze Senat war gezwungen worden, bei übler Strafverfolgung mitzumachen und diejenigen, die schuldig gesprochen wurden, zum Tode zu verurteilen. Wichtige Männer, potenzielle Inhaber höchster Ämter würden einer genauen Prüfung unterzogen werden, weil sie Neros Ankläger gewesen waren – eine Rolle, könnte man anführen, die sie nicht hätten ablehnen können. Männer von unzweifelhaftem Talent hätten der neuen Regierung verloren gehen können, wenn man sie in Ungnade stieß. Der Senat könnte noch jetzt durch solche Enthüllungen zerrissen sein.
    In Abwesenheit seines Vaters bestimmte Domitian Cäsar weise, dass für die verlangte Inspektion der Archive die persönliche Genehmigung des Kaisers vorliegen müsse. Stattdessen ersannen erfahrene Mitglieder des Senats eine Alternative. Jeder Senator musste einen Eid ablegen – in sich schon eine ernste Angelegenheit. Jeder musste bei den Göttern schwören, unter Nero die Sicherheit keines Mannes gefährdet und keine Entlohnung oder ein Amt auf Kosten des Missgeschicks eines anderen erhalten zu haben. Den Eid nicht zu leisten war ein Schuldeingeständnis. Männer, die als Denunzianten bekannt waren und den Eid trotzdem ablegten, wurden des Meineids für schuldig befunden.«
     
    »Einspruch!«
    »Paccius Africanus, ich habe bereits darüber entschieden. Einspruch abgelehnt.«
     
    »Drei prominente Denunzianten verschwanden für immer von der Bildfläche – Cestius Severus, Sariolenus Voccula und Nonius Attianus verunstalten unsere Gerichte nicht mehr. Andere konnten nicht mit derselben Gewissheit identifiziert werden. Man denke an Tiberius Catius Silius Italicus …«
     
    »Einspruch!«
    »Silius Italicus, Sie nehmen an diesem Prozess nicht teil. Sie haben kein Recht, sich zu äußern. Einspruch abgelehnt!«
    Als sich Silius mürrisch wieder auf seinen Sitz sacken ließ, sah ich, wie Paccius sich zu ihm beugte und ihm etwas zuflüsterte. Silius sprach dann leise über seine Schulter mit einem jungen Mann, dem Ersatz für Honorius, der ihn täglich zu den Gerichtssitzungen begleitete. Der Junior erhob sich und verließ den Saal. Anacrites beobachtete alles mit großem Interesse. Das hätte ich auch tun sollen.
     
    »Silius Italicus ist der Mann, der gerade aufstand und sich an den Richter wandte. Zwei Jahre vor Neros Tod zum Konsul ernannt, nahm man an, dass er mehrere von Neros Feinden angeklagt hatte, und das freiwillig . Dafür zog er sich generelles Missfallen zu. Doch später wurde seine Anständigkeit nicht mehr in Frage gestellt – ich gehe davon aus, dass er keinen Einspruch beim Richter erheben wird, wenn ich das erwähne –, denn er war an den Friedensverhandlungen zwischen Vitellius und Vespasian beteiligt. Vielleicht ist das der Grund, warum er nie des Meineids angeklagt wurde, und Sie könnten sich fragen, warum ich ihn in diesem Teil meines Plädoyers erwähnt habe. Mir geht es nicht darum, Ihnen eine Geschichtslektion über die unerfreulichen Aspekte der Vergangenheit zu erteilen, sondern aufzuzeigen, inwiefern es die Angeklagte betrifft. Silius Italicus weist heute gerne darauf hin, dass er das Denunzieren aufgegeben hat – und doch war er es, der die Korruptionsvorwürfe gegen Rubirius Metellus erhob, und um an seine Entschädigung zu kommen, wird er bald Metellus Negrinus anklagen, seinen Vater ermordet zu haben. Ich wurde dafür kritisiert, diese Diskussion über Denunzianten begonnen zu haben, aber jetzt, meine Herren, können Sie sehen, warum sie durchaus relevant ist. Und es kommt noch mehr.
    Als Nächstes komme ich zu einer Person, deren Einfluss auf die Metelli noch unheilvoller war. Ich habe drei berühmte Denunzianten genannt, die wegen Meineids angeklagt wurden. Jetzt lassen Sie mich einen weiteren nennen.«
     
    »Einspruch!«
    »Setzen Sie sich, Paccius.« Marponius blickte nicht mal von seinen Notizen auf.
     
    »Caius Paccius Africanus – ich

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