Tod Eines Senators
Korruption anklagt wurde, übernahm Paccius Africanus die Verteidigung von Metellus. Sie denken vielleicht, dass Paccius damit zum ersten Mal Einfluss auf die Familie nahm. Dem ist nicht so. Rubirius Metellus hatte bereits sein Testament aufgesetzt. Er hatte es zwei Jahre vor den Korruptionsvorwürfen verfasst und in Verwahrung gegeben. Paccius Africanus war der Experte, der es für ihn entworfen hatte. Dabei handelt es sich um das berühmte, sehr brutale Testament, in dem Metellus seinen einzigen Sohn und seine Frau enterbte und ihnen nicht mehr als eine äußerst geringe Zuwendung zubilligte. Der Hauptteil seines Besitzes sollte durch die Art von Treuhand, die wir Fideikommiss nennen, an seine Schwiegertochter Saffia Donata gehen, über die mein Kollege Ihnen berichtet hat. Da sie selbst nicht erben durfte, sollte sie ihr Vermögen als Geschenk von dem eingesetzten Erben bekommen. Jetzt hören Sie bitte gut zu. Der eingesetzte Erbe war Paccius Africanus.«
An dieser Stelle konnten die Geschworenen sich nicht mehr zurückhalten. Alle schnappten hörbar nach Luft.
»Ich bin kein Experte in solchen Dingen, und daher kann ich über die Gründe für diese Vereinbarung nur spekulieren. Sie, wie ich, könnten es durchaus für bedeutsam halten, dass jemand, der ein Treuhandexperte ist, der auf einer täglichen Basis im Treuhandgericht arbeitet, Metellus zu diesem Vorgehen riet – und sich selbst zum ausführenden Organ ernannte. Als ich die Bestimmung zum ersten Mal sah, dachte ich daran, wie ich zugeben muss, dass Privatermittler, Informanten, Denunzianten in dem schlechten Ruf stehen, Erbschleicher zu sein, und es sich hier um ein Beispiel dafür handelte. Ich glaubte, Paccius Africanus hätte das eingefädelt, damit er auf irgendeine Weise selbst in den Besitz des Geldes kam. Aber da irrte ich mich natürlich. Der Inhaber eines Vermächtnisses, das durch Treuhand geregelt wird, muss vorher versprochen haben, das Geld an den vom Erblasser bestimmten Empfänger weiterzugeben – und ein Mensch von Ehre wird das auch stets tun. Wenn Metellus starb, würde Paccius dessen Besitz erhalten, ihn aber an Saffia Donata weitergeben. Paccius ist, wie der berühmte Ausspruch lautet, ein ehrenwerter Mann. Daran glaube ich, meine Herren, trotz allem, was ich Ihnen über sein verzweifeltes Schweigen erzählt habe, als er aufgefordert wurde, einen Eid darauf zu leisten, dass er niemandem Schaden zugefügt hatte.
Ich sehe zwei Eigentümlichkeiten, wie ich sie nennen möchte, die sich aus den besonderen Umständen in unserem Fall ergeben. Ich entschuldige mich bei Paccius dafür, sie zu erwähnen. Zweifellos wird er uns, wenn er das Plädoyer für die Verteidigung hält, eine Erklärung dafür geben. Er ist ein Experte auf diesem Gebiet und wird alles erläutern können. Auf mich wirkt es jedoch sehr seltsam, dass zwei Jahre nachdem er Metellus bei seinem Testament – mit diesen merkwürdigen Bestimmungen – beraten hatte, Paccius Africanus derjenige war, der während der Nachwirkungen des Korruptionsfalls Metellus einredete, er solle Selbstmord begehen. Dieser Selbstmord hatte das konkrete Ziel, das Familienvermögen zu retten – ein Vermögen, das zumindest der Form nach Paccius vererbt worden war. Das Ergebnis war zweifellos eine traurige Laune der Parzen, eine, die keinesfalls das gewesen sein kann, was Paccius ursprünglich beabsichtigte. Er war ein Exkonsul und eine Säule des römischen Lebens (obwohl er, wie ich Ihnen berichtet habe, einst wegen Meineids unter Zwang aus dem Senat entfernt wurde). Um etwas Unredliches in Bezug auf das Testament zu planen, hätte er zu der Zeit, als es aufgesetzt wurde, wissen müssen, dass sein Kollege Silius Italicus zwei Jahre später eine Anklage wegen Korruption erheben würde. Für ihn war es sicherlich unmöglich, das zu wissen. Wobei hinzukommt, dass alle Welt von einer Fehde zwischen Paccius und Silius ausgeht.
Ich muss sagen, wenn das stimmt, dann ist es meiner Erfahrung nach eine sehr zivilisierte Fehde. Ich habe die beiden dabei gesehen, wie sie im Portikus von Gaius und Lucius in einer Straßenschänke wie langjährige Freunde und Kollegen morgendliche Erfrischungen zu sich nahmen. Ich denke, dass sie formell zusammen speisen, wie man es von zwei kultivierten Männern erwarten würde, Exkonsuln aus anschließenden Jahren, die so vieles aus ihrer Vergangenheit gemeinsam haben. Nach dem Denunzianteneid sind sie beide wieder als Mitglieder in den Senat aufgenommen worden –
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