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Tod Eines Senators

Titel: Tod Eines Senators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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muss wohl kaum darauf hinweisen, dass Sie ihn kennen, denn er ist heute so regelmäßig aufgesprungen, dass sein Schuhmacher mit einer Menge Arbeit rechnen kann …«
    »Einspruch!«, unterbrach Marponius schlagfertig. »Womit der Schuhmacher des Verteidigers rechnen kann, hat keinen offensichtlichen Zusammenhang mit dem Fall. Außer Sie gedenken, den Flickschuster als Zeugen aufzurufen …«
    »Ich ziehe die Bemerkung zurück, Euer Ehren.«
    »Nun, so weit brauchen Sie nicht zu gehen, Falco.« Ich sah, wie mein Freund Petronius in sich hineinlachte, während Marponius seinen Spaß hatte. »Ein guter Witz im Mördertribunal schadet nie – allerdings habe ich von Ihnen schon bessere gehört.«
    »Vielen Dank, Euer Ehren. Ich werde mich bemühen, die Qualität meines Humors zu verbessern.«
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden. Fahren Sie fort.«
     
    »Lassen Sie mich Ihnen diesen Mann, Paccius Africanus, in kurzen Zügen skizzieren. Auch er ist eine bedeutende Persönlichkeit. Er hat dem Staat durch alle Ämter des cursus honorum gedient, und ich darf mir mit einigem Amüsement die Anmerkung erlauben, dass er in seiner Zeit als Quästor Spiele veranstaltet hat, die der Ehre und Tugend gewidmet waren. Vielleicht ist Ehre und Tugend schon besser gedient worden.
    Auch er war Konsul, im Jahr nach Silius Italicus. Als nun die Senatoren alle ihren Eid schworen, wurde Paccius des Meineids beschuldigt. Alle wussten, dass er für den Tod der Scribonius-Brüder verantwortlich war. Paccius hatte Nero darauf hingewiesen, dass sie berühmt für ihren Reichtum und daher reif für die Vernichtung waren. Auf Geheiß von Neros anrüchigem Freigelassenen Helius wurden die Brüder vor Gericht gestellt und wegen Verschwörung verurteilt. Vielleicht hatte es tatsächlich eine Verschwörung gegeben. Wenn ja, wer von uns würde heute eine Verschwörung gegen den berüchtigten Nero für falsch halten? Paccius und seine Kollegen würden ebenso unseren Hass auf sich ziehen, falls sie das enthüllten und das Komplott echt gewesen wäre. Gewiss ist jedenfalls, dass die Scribonii starben. Nero verleibte sich ihren Reichtum ein. Paccius Africanus erhielt vermutlich eine entsprechende Belohnung.
    Als er vor dem Senat zur Rechenschaft gezogen wurde, konnte Paccius nur eingeschüchtert schweigen; er wagte weder zu gestehen noch seine Handlungen zuzugeben. Es ist ein Zeichen jener Zeit, dass an dem Tag einer seiner beharrlichsten und belastendsten Zwischenrufer im Senat ebenfalls ein Denunziant war, Vibius Crispus – gegen den sich dann Paccius wandte und anführte, dass Vibius in genau diesem Fall ein Komplize gewesen war und die Anklage gegen einen Mann vertreten hatte, der angeblich sein Haus für die so genannte Verschwörung zur Verfügung gestellt hatte. Jene, die ihren Lebensunterhalt damit verdient hatten, Opfer zu Zielscheiben zu machen, griffen sich jetzt gegenseitig an. Was für ein schreckliches Bild das abgibt.
    Paccius Africanus wurde jedenfalls des Meineids für schuldig befunden. Er wurde unter Zwang aus der Kurie entfernt. Doch sein senatorischer Rang wurde ihm nie genommen. Jetzt ist er bestrebt, sich durch unauffällige Arbeit in einem Sondergericht zu rehabilitieren. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, wie sehr er sich hier in der Basilica Julia zu Hause fühlt, was daran liegt, dass sie sein regulärer Arbeitsplatz ist. Er betätigt sich im Gerichtshof für Treuhandvermögen, der normalerweise in genau diesem Saal tagt und mit Fideikommiss zu tun hat. Und das ist, wie wir sehen werden, nicht nur relevant, sondern besonders bedeutsam.«
     
    Paccius war wieder aufgesprungen. Er hatte gelernt. »Euer Ehren, wir hören hier eine lange Rede von großer Bedeutung. Sicherlich wird sie noch für einige Zeit fortgesetzt werden. Dürfte ich eine kurze Unterbrechung beantragen?«
    Großer Fehler. Marponius war eingefallen, dass er von der Kaninchenpastete gestern Magendrücken bekommen hatte. Heute würde er einen weiten Bogen um Xeros Pastetenladen machen.
    »Mir geht’s gut. Es wäre schade, einen so interessanten Vortrag zu unterbrechen. Ich möchte den Redefluss nur äußerst ungern stören. Wie sieht es mit Ihnen aus, Falco?«
    »Wenn Euer Ehren mir erlaubt, fortzufahren, würde ich das gerne tun.«
     
    »Meine Herren, ich werde mich jetzt der Frage zuwenden, warum die Verbindung mit Paccius Africanus die Angeklagte betrifft. Ich werde nicht mehr als eine halbe Stunde sprechen.
    Als Rubirius Metellus von Silius Italicus wegen

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